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Elfenglanz

Elfenglanz

Titel: Elfenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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überlebt hatten, doch sie dachte nur an die Hunderte, die in der Akademie eingeschlossen waren. Die Hunderte von Toten. Setzlinge, Lehrer, Klassenkameraden, Freunde. Alle tot.
    Freunde .
    »Wo ist Katya, Chelsea?« Laurels Blick zuckte durch das Gewächshaus. Überall suchte sie nach dem blonden Haar und der pinkfarbenen Bluse, die ihrer so ähnlich war. »Wo ist sie bloß?« Laurel stand auf. Wenn sie nur besser sehen konnte, würde sie ihre Freundin bestimmt gleich finden.
    »Ich … ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen«, sagte Chelsea.
    »Katya!«, schrie Laurel und drehte sich immer wieder im Kreis. »Katya!«
    »Laurel.« Jemand hielt sie fest und Yeardley sagte etwas zu ihr. »Sie hat es nicht geschafft. Es tut mir sehr leid.«
    Katya. Tot. Laurel merkte kaum, dass David kam und ihr sanft die Hand auf den Arm legte. »Nein«, flüsterte sie. Wenn sie es zu laut sagte, würde es noch wahr werden.
    »Es tut mir so leid«, sagte Yeardley noch einmal. »Ich habe es versucht … ich habe gerufen, dass sie sich retten soll. Aber du weißt, wie stur Katya sein kann.«
    Bis jetzt hatte Laurel tapfer durchgehalten, doch sie hatte Katyas Gesicht noch so lebendig vor Augen – ihr Lächeln, ihre Entschlossenheit auf dem Balkon – sie konnte nicht mehr. Laurel sank in Yeardleys Arme und ließ die Tränen auf seine Schulter fließen, während er sie festhielt.
    »Wir werden sie schrecklich vermissen«, flüsterte Yeardley ihr ins Ohr.
    Laurel hob das Gesicht von seinem Hemd. »Ich bringe sie um«, sagte sie und klang dabei so verbittert, wie es gar nicht ihre Art war. In ihrem Innersten flammte ein Funken Wut auf und sie ließ ihn glühen und heißer werden. Erst Shar, jetzt Katya … zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte Laurel jemandem den Tod an den Hals. Sie sehnte sich so sehr danach, dass sie Klea am liebsten eigenhändig erwürgt hätte.
    »Laurel.«
    Yeardleys sanfte, eindringliche Stimme brachte sie wieder zu sich. Sie sah ihren Lehrer an, von dem sie die Grundausbildung erhalten hatte.
    »Laurel, du bist keine Kriegerin.«
    Das stimmte. Aber was spielte das für eine Rolle? Das Akademiegelände war praktisch mit Waffen übersät – sie musste sich nur eine Pistole nehmen und Klea in den Rücken schießen. Das war sicher genauso einfach, wie sie zu finden.
    »Ich kenne deine Arbeit. Du zerstörst nichts. Dafür bist du viel zu stark.«
    Und was sollte stärker sein als Zerstörung? Stärke war Laurel nicht unbekannt. Tamani bestand praktisch aus nichts anderem. Yuki war so stark, dass sie sie beinahe alle umgebracht hätte. Klea war noch stärker – sie hatte Shar auf dem Gewissen, der in Laurels Augen unbesiegbar gewesen war. Sogar David und Chelsea hatten ihren Anteil daran, dass der Angriff Tausender Orks innerhalb eines Nachmittags abgewehrt werden konnte. Nur Laurel hatte an diesem Tag nichts geleistet. Sie war die ganze Zeit nur weggelaufen.
    »Du bist eine Heilerin, Laurel. Das bist du immer schon gewesen. Und auch wenn du jetzt wütend bist, wirst du dennoch nicht zur Kämpferin.«
    »Doch«, beharrte Laurel. »Ich könnte es tun!«
    »Nein, das könntest du nicht«, widersprach Yeardley in aller Ruhe. »So jedenfalls nicht. Das ist keine Schwäche, Laurel. Das ist eine Stärke für sich – dieselbe Kraft, mit der du dich zu einer herausragenden Mixerin entwickelt hast, zu einer Art Mixerin, wie Callista es nie sein könnte. Jeder kann eine Blume pflücken, Laurel. Wahre Stärke zeigt sich, wenn man ihr Leben einhauchen kann.«
    Er drückte ihr etwas in die Hand. Laurel betrachtete die hellrote Blume, eine Castilleja. Ihre Mutter nannte sie Indianerpinsel; sie war hier und in der Menschenwelt verbreitet. Und wenn sie richtig angewandt wurde, war sie eine der wirksamsten Heilpflanzen in Avalon.
    Laurels Wut verrauchte und verwandelte sich in eine tiefe leere Trauer. Doch Trauer war ihr ja nicht neu; mit Trauer konnte sie umgehen. Sie verbog sie nicht, im Gegensatz zu dieser Wut. Sie konnte sie selbst bleiben und den Schmerz ihres Leids dennoch spüren.
    Als David und Chelsea sie stützten und ihr die Arme um die Schultern legten, brachte Laurel den Mut auf, einen Blick auf die Akademie zu werfen – auf ihr Zuhause in Avalon. Von ihrer Position konnte sie die Flammen nicht sehen, doch Kleas rotes Gift kroch weiterhin über das Dach des Speisesaals und hüllte das gesamte Gewächshaus ein. Dicker schwarzer Rauch quoll durch die Steinmauern und mischte sich mit der trüben Dunkelheit der

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