Elfenglanz
fiel aus der Wand. Das Licht der untergehenden Sonne schien in den Speisesaal.
Die nächste Viertelstunde war wie ein Albtraum im Schnelldurchlauf. Laurel taten die Arme weh, als sie eine Elfe nach der anderen durch den schmalen Durchgang in eins der zahlreichen Gewächshäuser schleppte. Ihre Beine, die von der stundenlangen Flucht vor den Orks bereits erschöpft waren, wollten sie nicht länger tragen. Doch jede Elfe, die hinausgebracht wurde, bedeutete einen überlebenden Mixer mehr.
Einmal hielten alle Elfen vor Schreck den Atem an, als das rote Gift über den Rand des Daches über dem Speisesaal auf das durchsichtige Dach des Gewächshauses troff, doch die Versiegelung hielt stand und die Elfen waren in Sicherheit.
Alle waren von der Schlepperei schweißüberströmt – wahrscheinlich eine neue Erfahrung für die meisten Elfen –, aber sie konnten sich keine Pause erlauben. Die Zeit war knapp, denn das überquellende Gas bedeckte mittlerweile fast den gesamten Boden des Speisesaals, während es immer weiter von oben durch die Oberlichter fiel – und zwar nicht mehr in dünnen Strängen, sondern in Schwallen, die so breit waren wie die Fenster dort oben.
»Wir müssen aufhören«, befahl Yeardley schließlich.
»Eine noch«, widersprach Laurel atemlos. »Eine schaffe ich noch.«
Yeardley prüfte die Lage und nickte. »Jeder holt noch einen raus, aber dann müssen wir das Loch wieder schließen. Sonst war alles umsonst.«
Laurel lief zu der nächstgelegenen Gruppe bewusstloser Elfen. Um eine letzte zu retten, musste sie sie gute sechs Meter weit ziehen. Mit schmerzenden Armen sicherte sie die Elfe, die ihr am nächsten war, obwohl es ihr in der Seele leidtat, die anderen, die doch ebenfalls in Reichweite lagen, nicht mitnehmen zu können.
Als sie sich umdrehte, fiel gerade ein neuer Gasschwall von oben herab und versperrte ihr die Sicht auf den Ausgang. Sobald das rote Gift auf dem Boden auftraf, breitete es sich so schnell aus, dass die zarten Ranken Laurel gefährlich nahe kamen. Sie musste sich nach links fallen lassen, sonst wäre sie getroffen worden.
Laurel biss die Zähne zusammen und hievte die Elfe wieder hoch. Sie musste hier raus. Aber schnell!
Sie schleppte die Elfe um das herabstürzende Gas herum, obwohl ihre Beine nicht mehr mitspielen wollten. Als sie wieder nach vorn sah, war der Weg frei. Noch vier Meter. Drei. Sie konnte es schaffen.
Dann verfing sie sich mit den Füßen in etwas und stolperte. Sie verletzte sich am Ellbogen, als sie hart aufkam, und sah schnell nach, was im Weg gelegen hatte.
Es war Mara.
Sie hatte offenbar hier gearbeitet und war von der Hitze und dem Rauch ohnmächtig geworden, bevor die Oberlichter geöffnet worden waren.
Laurel warf einen Blick zurück. Das Kriechgas war nur noch wenige Zentimeter von Maras Füßen entfernt.
Ich lasse dich nicht sterben.
Nach einem weiteren kurzen Blick zum Ausgang, packte Laurel Maras Arm – sie wollte beide Elfen retten, es musste einfach klappen! Ihre Arme zitterten vor Erschöpfung, während sie sich Schritt für Schritt weiter schleppte. Noch ein wenig! Doch dann taumelte sie rückwärts und musste sich umdrehen, um besser zupacken zu können. Die ganze Zeit wurde sie von anderen Elfen, die nicht den ganzen Tag gerannt und geklettert waren, mit ihrer jeweiligen Last überholt. Der Rauch, der weiterhin in der Luft hing, reizte ihre Kehle und ihre Lunge – sie war ihm wirklich zu lange ausgesetzt gewesen. Gleichzeitig kam der Nebel immer näher, Laurel war nicht mehr schneller als er.
Sie oder du . Der Gedanke schoss ihr durch den Kopf, und obwohl es möglicherweise sogar stimmte, schüttelte sie den Kopf und zerrte die beiden Elfen noch ein wenig weiter.
Ich schaff’s nicht. Doch, ich schaffe es! Noch ein Blick zum Ausgang. Er war so nah und doch so fern. Als sie mit letzter Kraft zog, blickte sie gerade noch rechtzeitig hoch, um eine Woge des Gases zu sehen, die vom Oberlicht auf sie herabquoll. Das Gift kroch kräuselnd auf sie zu.
Achtzehn
T amani warf den bewusstlosen Elf fast durch das Loch und wankte, nach Luft ringend, über die steinerne Schwelle. Die Wunde an seiner Seite nässte wieder und er musste seine letzten Kräfte mobilisieren, um sich nicht irgendwo zusammenzurollen und mit einer Hand den austretenden Pflanzensaft aufzufangen. So sehr hatte er seinen Körper noch nie gequält. Wie war es möglich, dass er überhaupt noch stehen konnte?
Was einen nicht umbringt …
Tamani richtete sich auf und
Weitere Kostenlose Bücher