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Elfenglanz

Elfenglanz

Titel: Elfenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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Wesen verloren hatte. »Der Kampf ist noch nicht vorüber«, sagte er. »Diese aufmüpfige Elfe läuft immer noch frei herum. Wir brauchen dich.«
    Klea.
    Sie hatte ihm alles – alles – genommen.
    Jetzt war sie unterwegs zum Winterpalast. Das war der logische nächste Schritt.
    Tamani hatte keine Zeit, auf die anderen zu warten. Er musste sofort aufbrechen.
    Diesmal würde sie ihn umbringen, das wusste er genau. Shar war nicht mehr da, um ihn zu retten.
    Vielleicht konnte er sie aufhalten. Danach sollte sie ihn ruhig töten.
    Und wenn die Göttin sich gnädig erwies, würde er wieder mit Laurel zusammen sein.
    Tamani zwang sich, dem Elfen zuzunicken und ruhiger zu atmen. Er sträubte sich nicht mehr gegen den festen Griff des anderen. Wenn Chelsea entdeckte, dass Laurel gestorben war, wollte er nicht dabei sein – auch nicht, wenn David merkte, was er getan hatte. Seinen Schmerz mit ihm teilen zu müssen, wäre zu viel für ihn.
    Der Elf, der vor ihm stand, sagte etwas – doch Tamani hätte genauso gut taub sein können. Er nickte einfach und legte die Stirn an die Fensterscheibe, als hätte er aufgegeben. Gleichzeitig ließ er den Blick über das Gelände schweifen, das er im Dämmerlicht gerade noch erkennen konnte. Das Dach des Gewächshauses war so steil, dass der rote Giftstoff seitlich herunterrutschte. Deswegen war auch der Eingang direkt unter dem Giebel davor sicher. Und er war nicht bewacht – wer käme schon auf so eine Idee?
    Nur ein Irrer würde das Gewächshaus in diesem Moment verlassen.
    Tamani schlich unauffällig zur Tür und entfernte sich so weit von den Mixern, dass mehrere Reihen mit Pflanztöpfen die Sicht versperrten. Er war schon fast am Eingang, als der Elf, der ihm eben gut zugeredet hatte, über die Schulter zu ihm hinsah. Sie tauschten einen Blick, doch er war zu weit weg. Tamani ging zur Tür hinaus und schnitt seinen Protest ab, indem er die Glastür hinter sich schloss.
    Dann lief er los. Er fühlte sich leicht, schwerelos, als könnte er fliegen, während er unermüdlich durch Matsch und Gras auf die Mauer der Akademie zurannte. Es scherte ihn nicht, ob Kleas Schergen noch in der Nähe lauerten.
    Er würde Klea töten.
    Oder Klea ihn.
    In diesem Augenblick spielte es keine Rolle, wer Sieger blieb.
    Laurel hatte am ganzen Körper Schmerzen. Sie schlang die Arme um die Knie. Nachdem sie Mara gerade noch aus dem Speisesaal gerettet hatte, war sie mit einem Hustenanfall auf dem Boden zusammengebrochen. Dann war Chelsea gekommen und hatte sich besorgt über sie gebeugt.
    »Das wird gleich wieder«, tröstete sie sie. »Es ist nicht so schlimm.«
    Mehrere Elfen sahen zu, als Laurel tief Luft holte. »Es geht schon wieder«, sagte sie, nachdem sie noch ein paar Mal gehustet hatte. Doch sie stand nicht auf. Sie musste einfach liegen bleiben und sich auf ihre Atmung konzentrieren. Nur ganz kurz.
    Von der Wand zur Akademie hörte sie Schreie und Weinen, doch sie schloss die Augen und blendete es aus. Sie wollte nicht zusehen, wie sie die ausgeschnittene Steinplatte wieder einsetzten, sie wollte nicht wissen, wie viele dem sicheren Tod entgegengingen, weil sie sie nicht hatten retten können. Allein der Gedanke war nicht zu ertragen. Deshalb blieb sie mit geschlossenen Augen liegen und verkniff sich die Tränen, bis der Aufruhr nachließ. Dann atmete sie noch einmal tief ein, öffnete die Augen und kehrte in die niederschmetternde Gegenwart zurück.
    »Wo sind David und Tamani?«, fragte Laurel, als sie sich aufrichtete und das Haar aus dem Gesicht strich.
    »David steht vorne an der Mauer.« Chelsea zeigte mit dem Finger auf ihn. »Tamani kann ich gerade nicht sehen, aber er ist kurz vor dir rausgekommen, das schwöre ich dir.« Offenbar hatte Chelsea gemerkt, dass Laurel vor einer weiteren Panikattacke stand.
    »Gut«, sagte Laurel langsam. Er ist hier – ich werde ihn finden.
    Die Elfen stopften an der ausgeschnittenen Steinplatte dicke Moosscheiben aus den Pflanzkästen in die Ritzen zwischen Gewächshaus und Speisesaal, um das Giftgas abzuhalten. Einige von ihnen hatten ihre Hemden ausgezogen und fächelten damit Luft auf den Stein, um nicht nur das Moos zu trocknen, sondern auch um etwaige Ranken des tödlichen Nebels zu zerstreuen, die möglicherweise dennoch entwichen.
    Laurel ließ den Blick über die Elfen wandern, die entkommen waren. Über die Hälfte war verletzt oder bewusstlos und alle waren von oben bis unten schwarz vor Ruß. Sie hätte stolz sein können, dass so viele

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