Elfenglanz
herausklettern können.
»Vergiss ihn!«, schrie Klea. »Er kann uns nichts tun.«
Yuki sah ihre Ziehmutter und Tamani an und ballte nach kurzem Zögern erneut die Faust.
»Tamani!«, brüllte Laurel, doch auch unter ihm schossen dicke Wurzeln hervor, schlugen ihm den Speer aus der Hand und warfen Tamani auf die Knie, um seine Handgelenke an den Erdboden zu fesseln.
»Tu ihnen nichts«, sagte Yuki, als Klea ein Messer aus einer geheimen Scheide zog. »Komm, wir gehen.«
Auf einmal sagte eine vertraute Stimme vom Weg her: »Ich würde sagen, ihr seid schon viel zu weit gegangen.«
Zwanzig
A lle Blicke richteten sich auf die Gestalt, die auf sie zuhumpelte und sich schwer auf einen schönen Ebenholzstock stützte.
»Jamison!«, rief Laurel.
Sein Gesicht war eingefallen und er schleppte sich mühsam dahin. Yuki und Klea waren kurz wie vom Donner gerührt. Der Graben um David füllte sich wieder mit Erde und Laurels Käfig sowie Tamanis Fesseln wurden von der Erde eingesaugt. Tamani stürzte sich sofort auf Klea, da ihre Wachposten verwirrt waren. Einer von ihnen versuchte sogar, seine kaputte Pistole zu reparieren, obwohl das völlig unmöglich war. Laurel lief zu Jamison und nahm seinen Arm, bevor sie jemand aufhalten konnte.
»Du bist wieder bei Bewusstsein«, hauchte sie.
»Halbwegs«, sagte er mit einem müden Lächeln und tätschelte ihre Schulter. »Aber dürfte ich darum bitten, dass du einen Schritt zurücktrittst?«
Als Laurel verunsichert zurückwich, hob Jamison wie beiläufig die Hand. Eine dicke Eichenwurzel klatschte gegen seine Handfläche und rührte sich nicht mehr. Laurel drehte sich um und sah, dass Yuki die Arme ausgestreckt hatte und am ganzen Körper zitterte. Aus ihrer verzerrten Miene wurde sie nicht schlau. Hatte sie Angst, war sie wütend oder strengte sie sich nur schrecklich an? Vielleicht alles gleichzeitig.
Als die Blätter in Chelseas Versteck raschelten, begriff Laurel, dass sie herauskommen wollte.
»Das reicht jetzt!«, schrie Laurel, so laut sie konnte, und auch wenn niemand aufgab, hörten sie zumindest mit dem auf, was sie taten. Einen Augenblick lang. »Alle bleiben, wo sie sind«, sagte sie und blickte kurz zu Chelsea hinüber, die glücklicherweise ihr Versteck nicht verlassen hatte. Obwohl Jamison so überraschend aufgetaucht war, wollte Laurel ihren letzten Trumpf noch nicht aufdecken. Nur fiel es Chelsea wahrscheinlich sehr schwer, einfach nur hilflos zuzuschauen.
Laurel hatte ein wenig Zeit geschunden, aber das war es auch schon. Klea lachte kläffend, als es ihr gelang, Tamani abzuschütteln, und Yuki ging zu Jamison.
»Es ist immer schon meine Bestimmung gewesen, mich mit dir zu messen«, sagte Yuki, während David mit erhobenem Schwert Posten zwischen Laurel und den Wächtern bezog.
»Sehr unauffällig«, flüsterte er, ohne den Mund zu bewegen.
»Hauptsache, es hat geklappt«, konterte Laurel und konzentrierte sich wieder auf Yuki, die den Abstand zu Jamison weiter verringerte.
»Dich mit mir zu messen? Was ist das denn für eine Bestimmung?«, fragte Jamison ruhig.
»Ich bin geschaffen worden, um Klea zu rächen«, antwortete Yuki. »Von jeher war das meine Aufgabe.«
»Das glaubst du doch selbst nicht«, entgegnete Jamison. Laurel fragte sich, wie der verhutzelte Elf mit jedem Wort so unerschütterlich und gleichzeitig so sanft sein konnte.
»Und warum bitte nicht?«, fragte Yuki und zog die Stirn kraus. Sie schob die Hände vor. Unter Jamison klaffte die Erde auf und hätte beinahe Tamani und Klea verschlungen, die miteinander kämpften.
Ein Gitter aus Grashalmen hielt Jamison ebenerdig, bevor er auch nur einen Zentimeter gefallen war – ein nahtloses Gewebe als unfassbar fester Steg über die Grube, die Yuki ihm gegraben hatte. »Niemandes Leben sollte auf einen einzigen Zweck ausgerichtet sein, schon gar nicht, wenn man dazu noch keine Wahl hat. Wer bist du, Yuki?«
Yuki blickte unsicher zu Klea, die jedoch wieder eins ihrer geheimen Messer gezückt hatte und sich auf Tamani stürzte.
»Yuki, du …« Klea hielt Tamani das Messer an die Kehle und schnitt ihm das Wort ab, sodass niemand erfuhr, was er hatte sagen wollen. »Du hättest schon in dem Augenblick tot sein sollen, als mein Bückling dich zum ersten Mal in Augenschein nahm«, fauchte sie, während Tamani versuchte, dem scharfen Messer auszuweichen. »Yuki hätte dich auf der Stelle umbringen können.«
»Ich habe es darauf ankommen lassen«, entgegnete Tamani, stieß das Messer fort
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