Elfenglanz
so etwas unterstützt haben sollte – ausgerechnet Jamison, der ihr und Tamani stets geholfen hatte, der ihre menschlichen Freunde in Avalon mit offenen Armen empfangen und Tamani, den Frühlingself, mit Respekt und Achtung behandelt hatte.
» Jeder Beschluss des Rates ist einstimmig«, erwiderte Jamison leise und wandte sich Klea zu. »Das ist eins der Geheimnisse, auf denen unsere Macht beruht. Hinter geschlossenen Türen geht es jedoch sehr wohl um die Mehrheit. Doch sobald die Entscheidung gefallen ist, wird stets erklärt, sie sei einstimmig gewesen. Ich habe stundenlang auf Cora und die damals noch sehr junge Marion eingeredet.«
Doch Klea schüttelte den Kopf und ging langsam auf ihn zu. »Das glaube ich dir nicht.«
»Es ändert nichts an der Wahrheit, ob du es glaubst oder nicht.«
»Jetzt spielt es ohnehin keine Rolle mehr«, sagte Klea, zückte ein weiteres Messer aus ihrem scheinbar unerschöpflichen Vorrat und richtete es gegen Jamison. »Einstimmig oder nicht, du hast zugelassen, was passiert ist.«
»Und habe es seither an jedem Tag meines Lebens bereut«, flüsterte er. »Es tut mir schrecklich leid.«
Yuki machte große Augen. Die Zeit schien stehen zu bleiben, als Jamison und Klea einander anstarrten. Sie konnten sich fast berühren, so nah standen sie zusammen. Laurel hielt die Luft an und wartete … worauf denn? Neben ihr ließ David Excalibur sinken. Sogar Kleas sonderbare Untergebene starrten wie gebannt auf die beiden Elfen.
»Dafür ist es jetzt zu spät«, sagte Klea schließlich und hob die Hand, um zuzustechen. Als Tamani auf sie zusprang, wurde Laurel plötzlich von den starken Händen eines Wächters hochgehoben. Überrascht schrie sie auf und lenkte Jamison für den Bruchteil einer Sekunde von Yuki ab.
Nein! Laurel unterdrückte den Schrei, doch es war zu spät. Der Baumstamm, auf dem Jamison saß, bäumte sich auf und drehte sich. Der alte Winterelf konnte sich nicht halten und Laurel zuckte zusammen, als sein Kopf an einen Ast prallte. Jamison stürzte zu Boden und stand nicht wieder auf.
Tamani schlug dem Wächter, der Laurel umschlungen hielt, mitten ins Gesicht, sodass er sie sofort losließ. Doch das Unglück war geschehen – Jamison lag bewusstlos im Gras, noch dazu in einem Käfig aus Wurzeln. Laurel sank zu Boden und zerrte mit den Fingern an seinen Fesseln, doch sie zogen sich nur noch fester zu.
»Jetzt geben wir ihm den Rest!«, kreischte Klea. Sie hielt ihren verletzten Arm an die Brust gedrückt und schwang mit dem anderen das Messer.
Yuki hob die Hände, aber sie zitterten wie Espenlaub. Die Brust der jungen Elfe hob und senkte sich und sie atmete laut und abgerissen, als sie sich durchringen wollte, Kleas Befehl nachzukommen. Laurel warf sich schützend über Jamison, obwohl ihr natürlich klar war, dass sie gegen Yuki wenig ausrichten konnte.
In dem Moment, als Yuki sich gefasst zu haben schien, tauchte Tamani vor Klea auf. »Bitte, Yuki, tu’s nicht!«, keuchte er.
Klea stürzte sich in ihrer irren Wut auf Tamani. Der packte ihren Arm mit dem Messer und versuchte, sie fortzuschleudern. Doch sie nutzte den Schwung, warf stattdessen ihn zu Boden und führte die Spitze des Messers in hohem Bogen auf seine Brust.
»Nein!«, schrie Yuki. Zwischen Klea und Tamani schoss die Erde hoch und riss sie auseinander. Tamani blieb ein Stück weiter liegen und wieder regnete es Erdbrocken auf Laurel und David. »Du hast es mir versprochen! Du hast gesagt, ihm würde nichts passieren. Du hast es mir geschworen!«
»Halt’s Maul!«, fauchte Klea. »Hier steht mehr auf dem Spiel als deine dämliche Schwärmerei! Bring sie alle um!«, schrie sie.
Als sie den Befehl hörten, fuhr neues Leben in Kleas Soldaten, deren Mienen gleichzeitig wieder munter wurden.
»Nein!«, schrie Yuki noch einmal. Diesmal griff sie durch die Luft nach den Männern, die Tamani packen wollten. Blitzartig zuckten grüne und braune, dickblättrige Ranken hervor und wanden sich um die Wachposten. Sofort waren sie vom Knöchel bis zum Hals gefesselt. »Ich habe alles getan, was du von mir verlangt hast, und das ist die einzige Gegenleistung, um die ich dich gebeten habe. Die will ich jetzt auch haben!«
Laurel war baff. Was sollte sie von Yukis radikaler Kehrtwende halten? Die junge Winterelfe lief zu dem knienden Tamani und legte ihm die Hände auf die Schultern.
»Tam, er hatte recht, ich …«
»Undankbares Gör!«
David sprang vor, um Klea zu entwaffnen, doch seine Klinge rutschte ab, als
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