Elfenglanz
Excalibur umklammerte. Neben ihm kauerte Tamani, der es mühsam geschafft hatte, sich ein wenig aufzurichten. Seine Brust war immer noch grau, als hätte er fürchterliche Prellungen, doch auch diese Färbung schwand zusehends.
»Egal, was passiert«, flüsterte Laurel, »wir halten zusammen.« Sie sah jeden ihrer Freunde kurz an, bis sie alle nickten. »Und David, lass bloß nicht das Schwert los.« Sie warf einen Blick auf die Königin. »Ich bin nicht sicher, ob wir alle unsere Feinde besiegt haben«, sagte sie grimmig.
»Kommt sofort her! Alle!«, befahl Marion.
»Erlaube mir, sie erst zu neutralisieren«, sagte Fiona, die nun vor der Königin auftauchte und ihr die Glasflasche zeigte, an deren Ausguss sie eine Sprühvorrichtung montiert hatte. »Um ganz sicher zu gehen«, fügte sie nach einem Blick auf die Schatten, die noch immer auf Tamanis Brust hingen, hinzu.
Laurel nickte und Fiona sprang über den Graben.
»Haltet die Luft an«, warnte Fiona sie, bevor sie sie mit einem feinen Viridefaeco-Nebel einsprühte. »Es wird ein bisschen feucht, tut mir leid.«
Laurel winkte ab – so schlimm war es nun auch nicht – und half Tamani auf die Beine. »Kannst du laufen?«, flüsterte sie.
Er verzog mehrfach das Gesicht, musste dann aber doch den Kopf schütteln. »Ohne Hilfe geht es nicht«, gestand er.
»Dann komm«, sagte Laurel und legte seinen Arm um ihre Schultern. Chelsea übernahm rasch die andere Seite.
Obwohl die Königin nicht weit weg war, führten Laurel und Chelsea Tamani auf die andere Seite des Kreises zu Jamison und Yasmine. Dann stellte David sich breitbeinig über den Graben und half Tamani hinüber, sodass sie alle zusammen sitzen konnten.
»Lass uns hier reden«, rief Laurel der Königin zu.
Als Marion schmollend die Lippen schürzte, glaubte Laurel kurz, sie würde sich weigern. Doch dann wurde ihr offenbar klar, dass sie nichts anderes tun konnte. Also ging sie inmitten ihrer Am Fear-faire um den runden Graben herum und überragte schlussendlich die kleine Gruppe, die zu anderen Zeiten vielleicht gemütlich gewirkt hätte.
Die Königin zählte sie demonstrativ durch. Das tat sie noch ein zweites Mal. »Nun, Jamison, zwei Menschen und zwei Elfen, eine Herbstelfe und ein Frühlingself. Wo ist denn nun die Winterelfe, von der die ganze Zeit die Rede war?«, fragte Marion. »Oder hat sie sich doch als Produkt der überbordenden Fantasie eines gewissen hyperaktiven Wachpostens herausgestellt?« Sie sah Tamani anklagend an.
»Sie ist die jüngere der beiden Toten im Kreis«, antwortete Jamison und zeigte auf Yuki.
Als Marion sie entdeckte, machte sie große Augen. Sie hatte vorher gar nicht begriffen, dass die grotesk verkrüppelten Gestalten in Schwarz, die dort im Gras lagen, Elfen waren. »Du hast sie getötet«, sagte sie leise.
»Nein«, entgegnete Jamison. »Yuki hat Callista verraten, als ihr klar wurde, dass sie nur eine Schachfigur im Spiel der Mixerin war. Callista hat sie getötet.«
»Eine Schachfigur?«, fragte die Königin schnaubend, die sich kaum vorstellen konnte, wie jemand eine Winterelfe als Marionette benutzen konnte.
»Die Orks übrigens auch«, ergänzte Jamison bedächtig.
Für einen kurzen Moment sah Königin Marion aus, als hätte sie einen Schlag ins Gesicht bekommen. Als nähme sie den Vergleich persönlich. Insgesamt wirkte sie schwer verunsichert. »Ich glaube, es ist besser, wenn du von Anfang an erzählst.«
Langsam und mit zahlreichen Unterbrechungen berichtete Laurel, was sich zugetragen hatte. Als sie an dem Punkt war, an dem sie die letzte Zutat zu dem Viridefaeco-Serum gefunden hatte, strahlte Jamison vor Stolz, während die Königin aussah, als wäre ihr schlecht.
Nachdem Laurel mit ihrem Bericht am Ende angelangt war, herrschte gespanntes Schweigen auf der Lichtung. Marion ließ den Blick über den Kreis schweifen, wo Klea und Yuki gestorben waren. Das Gras war so schwarz, dass es nie wieder grün werden würde, doch Fiona versprühte mit zwei anderen, über und über mit Ruß bedeckten Elfen das Serum, sodass sich das Gift nicht weiter verbreiten konnte.
»Jamison«, sagte Marion schließlich müde, »du musst dich unbedingt ausruhen. Ich schlage vor, dass du dich in den Palast begibst und den beiden Menschen ihre Gemächer zuweist.«
»Einverstanden. Ich halte es für das Beste, wenn David das Schwert zurückgibt, bevor wir ihm für seinen Einsatz danken und ihn und seine Freunde aus Avalon hinausgeleiten. Sie haben es sicher eilig,
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