Elfenglanz
genug.« Er erhob die Stimme und wandte sich an die Versammlung. »In Avalon sind schon viel zu viele Elfen gestorben. Um meinetwillen soll niemand den Tod finden.« Er sah Marion böse an. »Jedenfalls nicht heute.«
»Du rettest Jamison das Leben, indem du auf deine Freiheit verzichtest?«, fragte Marion misstrauisch.
Bevor Jamison etwas dazu sagen konnte, verbeugte sich Tamani vor dem älteren Winterelf. »Ich glaube, es ist an der Zeit, meine Rolle als Laurels Fear-gleidhidh in vollem Maße auszufüllen und von meinem Posten am Tor und als Wächter zurückzutreten.«
Jamison nickte, doch er blieb auf der Hut.
Tamani erwiderte Jamisons prüfenden Blick und schloss den alten Elf dann in die Arme. »Ich weiß, dass wir uns wahrscheinlich nicht wiedersehen«, sagte er. »Deshalb bedanke ich mich jetzt für alles, was du für mich getan hast!«
Chelsea hatte sich links und rechts bei David und Laurel eingehakt, doch jetzt löste Laurel sich von ihr, um Jamison ebenfalls zu umarmen. Allmählich glaubte sie wirklich daran, dass es ein Abschied für immer sein könnte. Sie wusste zwar nicht, welches Ass Tamani aus dem Ärmel ziehen wollte, doch er war sich seiner Sache sehr sicher. Als sie noch etwas sagen wollte, fehlten ihr die Worte. Es war nicht schlimm, Jamison hatte sie schon verstanden.
»Und was dich angeht«, sagte Tamani und sah zu Marion hoch, die ihn mit giftigen Blicken bedachte, »würde ich sagen, dass deine Tage als Königin gezählt sind.«
Als Marion den Mund aufmachte, hatte Tamani sich bereits umgedreht und führte Laurel, David und Chelsea zum Tor.
»Ich bin noch nicht fertig!«, rief Marion mit schriller Stimme. Sie hatte ihre kostbare Fassung verloren.
»Oh doch«, sagte Tamani, ohne sich umzudrehen.
Sie waren drei Schritte gegangen, als die Königin wütend aufkreischte. Laurel drehte sich um und sah riesige Äste wie todbringende Speere auf sich zusausen.
»Tam!«, schrie sie. Als sie sich flach auf den Boden warfen, breitete Tamani schützend die Arme über die beiden Mädchen.
Laurel hörte von allen Seiten dumpfe Geräusche und hob neugierig den Kopf. Die Torwächter hatten ihre Schilde erhoben und wehrten die Wucht des Angriffs ab. Wenn möglich, jubelten die Zuschauer noch lauter, als Tamani aufstand und Marion zornig ansah, die noch immer mit erhobenen Händen dastand, um die Natur ihrem Befehl zu unterwerfen.
Dann ließ sie die Arme sinken.
Doch sie hatten immer noch nicht gewonnen.
»Kannst du uns wirklich ohne Hilfe hier rausbringen?«, fragte Chelsea, als sie das reichverzierte goldene Tor erreichten. Dahinter war alles schwarz.
Tamani nickte. »Ich glaube schon.«
»Warum hast du uns das nicht eher gesagt?«, fragte David.
Tamani sah ihm direkt in die Augen. »Ich wollte sehen, ob du dich entschließen würdest, die Tore nicht zu zerstören – zumal ich genau wusste, wie schwer dir diese Entscheidung fallen würde.«
David musste schlucken. »Du hast an mir gezweifelt?«
Tamani schüttelte den Kopf. »Keine Sekunde. Kommt näher zusammen«, bat er die anderen leise. »Ich will nicht, dass uns jetzt jemand zusieht.«
Laurel, David und Chelsea stellten sich im Halbkreis um Tamani auf, der die Augen schloss und tief Luft holte. Dann steckte er die Hand in die Hosentasche und zog einen schweren goldenen Schlüssel hervor, der mit winzigen Diamanten übersät war – so wie die Blüten des Blumenschmucks am Tor. Als er ihn auf das funkelnde goldene Gitter richtete, das sie von Kalifornien trennte, begann der Riegel zu schimmern. Und wie durch ein Wunder schob er sich von selbst beiseite.
Und wo nie zuvor ein Schlüsselloch gewesen war, erschien plötzlich eins aus heiterem Himmel.
Staunend beobachtete Laurel, wie Tamani den Schlüssel ins Schloss steckte und umdrehte. Seine Hände zitterten sichtlich, als er das goldene Tor öffnete.
Als es anmutig zur Seite schwenkte, sog die gesamte Bevölkerung im Garten scharf die Luft ein.
»Woher hast du den?«, flüsterte Laurel.
»Yuki hat ihn für mich gemacht«, antwortete Tamani schlicht, steckte den Schlüssel wieder ein und hielt das Tor für sie auf. »Kommt, wir gehen nach Hause.«
Laurel konnte es nicht glauben. Doch dann nahm sie Davids Hand und legte sie um Chelseas. Es dauerte ein wenig, aber dann nickte er und führte Chelsea durch das Tor aus Avalon hinaus. Laurel sah sich noch einmal um. Marion war starr vor Schreck, während Jamison unter brausendem Applaus eine Faust in den Himmel reckte. Yasmine, die
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