Elfenglanz
fühlt sich nicht großartig anders an als normale Hausarbeit.«
»Du fasst es an«, fuhr David fort, als hätte sie nichts gesagt. Laurel schwieg und hörte zu. Anscheinend musste er es rauslassen. »Und dann erfüllt dich die Macht. Und solange du das Schwert berührst, besitzt du diese Macht.«
Laurel dachte an den Weltenbaum und überlegte, ob das Gefühl vergleichbar war.
»Und der Rausch ist einfach unglaublich, man kann gar nicht anders … man glaubt, dass man zu allem fähig wäre.« Er betrachtete seine Hände, die er im Schoß verkrampfte. »Aber nicht einmal das unbesiegbare Schwert kann mir geben, was ich wirklich haben will.«
Als er zögerte, wusste Laurel, was als Nächstes kam.
»Wir kommen nicht wieder zusammen, oder?«
Laurel senkte den Blick und schüttelte den Kopf.
Er sah sie niedergeschlagen an, doch sie sagte nichts.
»Ich wünschte«, antwortete Laurel schließlich zögernd, »ich wünschte, man könnte es irgendwie so drehen, dass niemand verletzt wird. Und es ist sehr schwer für mich, dass es ausgerechnet von mir ausgeht.«
»Trotzdem ist es besser, wenn ich es weiß«, sagte David.
»Ich wusste es selbst nicht«, erwiderte Laurel. »Nicht genau. Erst, als ich ihn beinahe verloren hätte.«
»Nun, nachdem man dem Tod ins Auge gesehen hat, relativiert sich so einiges«, sagte David und lehnte sich wieder an die Mauer.
»David.« Laurel suchte die richtigen Worte. »Denk bitte nicht, du hättest irgendetwas falsch gemacht oder du wärest nicht gut genug für mich. Du warst als Freund perfekt. Immer. Du hättest alles für mich getan und das wusste ich auch.«
David blieb sitzen, doch er mied ihren Blick.
»Und ich weiß nicht«, fuhr Laurel fort, »ob es das für dich schlimmer oder besser macht, aber ich habe dich sehr geliebt – ich habe dich schrecklich gebraucht. Etwas Besseres als du hätte mir in der Highschool nicht passieren können. Ich weiß wirklich nicht, was ohne dich aus mir geworden wäre.«
»Vielen Dank«, sagte David, als würde er es ernst meinen. »Außerdem – es ist ja nicht so, als hätte ich es nicht kommen sehen. Ich meine, ich hatte gehofft, dass es nicht so wäre, aber …«
Laurel konnte ihn nicht ansehen.
»Ich denke, Tam ist der Einzige auf der ganzen Welt, der dich so sehr liebt wie ich«, schloss David zähneknirschend.
Laurel nickte, schwieg jedoch dazu.
»Heißt das, du bleibst hier bei ihm?«
»Nein«, antwortete Laurel so entschieden, dass David überrascht aufsah. »Ich gehöre nicht hierhin, David. Noch nicht. Irgendwann vielleicht. Falls – nein, wenn Yasmine Königin wird, braucht sie mich, aber jetzt braucht Avalon vor allem jemanden in der Welt der Menschen. Du hast Jamison ja gehört. Jemand muss sie daran erinnern, wie großartig die Menschen sind. Wie wundervoll ihr seid. Und genau das werde ich tun.«
»Laurel?«
Seine Stimme hatte einen verzweifelten Unterton, einen tiefen Kummer, von dem sie wusste, dass sie dafür verantwortlich war. »Ja?«
Er schwieg so lange, dass sie schon glaubte, er wollte lieber doch nichts sagen, doch dann sprudelte es aus ihm heraus. »Wir hätten es schaffen können. Wäre … wäre er nicht gewesen, hätte alles gepasst. Wir wären zusammen geblieben, bis an unser Lebensende. Das glaube ich wirklich.«
Laurel lächelte traurig. »Ich auch.« Sie warf sich in Davids Arme und schmiegte ihre Wange an seine warme Brust, wie sie es unzählige Male getan hatte. Doch diesmal war das Gefühl noch tiefer, als er sie umarmte und an sich drückte. Und obwohl sie sich wahrscheinlich bis zu ihrem Schulabschluss noch täglich sehen würden, wusste sie genau, dass dies der Abschied war.
»Danke«, hauchte sie. »Für alles.«
Aus dem Augenwinkel bemerkte sie eine Bewegung. Er war noch weit weg, doch sie begriff sofort, dass Tamani sich allein auf dem Weg zu ihnen vorkämpfte, obwohl er kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen konnte. Während sie ihn beobachtete, kam er ins Straucheln und konnte sich gerade noch fangen.
Laurel holte scharf Luft und sprang auf. »Ich muss ihm helfen«, sagte sie.
David sah ihr in die Augen und hielt ihrem Blick mehrere Sekunden stand, ehe er nach unten schaute und nickte. »Geh«, sagte er. »Tam braucht dich.«
»David?«, erwiderte Laurel. »Manchmal …« Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wie Chelsea es formuliert hatte. »Manchmal sind wir so auf etwas versessen … auf jemanden fixiert … dass wir nichts anderes mehr wahrnehmen. Es könnte sein … dass
Weitere Kostenlose Bücher