Elfenglanz
mir, Tamani? Willst du mit mir zusammen sein?«
Laurel hob sein Kinn, bis ihre Gesichter auf gleicher Höhe waren. Tamani hatte die Augen geschlossen, sein Kinn zitterte in ihrer Hand. Sie strich mit den Lippen über seinen Mund und genoss die samtige Weichheit der Berührung. Als er nicht zurückwich, küsste sie ihn ein wenig fester, vorsichtig, weil sie wusste, dass sie ihm Zeit lassen musste. Seine gequälte Seele konnte es nicht so schnell fassen, dass sie es ernst meinte.
»Ich liebe dich. Und ich bitte dich …« Sie öffnete den Mund und strich mit den Zähnen sanft über seine Unterlippe. Tamani erschauerte. »Nein«, verbesserte sie sich, »ich flehe dich an, mitzukommen.« Dann presste sie ihren Mund leidenschaftlich auf seinen und murmelte: »Für immer.«
Es dauerte einige Sekunden, bis Tamani darauf reagierte.
Dann stöhnte er auf, vergrub die Hände in ihrem Haar und küsste sie hungrig zurück.
»Küss mich«, flüsterte sie. »Und hör nie wieder auf.«
Sie verschmolzen in ihrem süßen, nach Ambrosia schmeckenden Kuss und Tamani streichelte zärtlich ihre Lider, ihre Ohren und ihren Hals. Wie seltsam die Welt doch war, dachte Laurel. Sie liebte ihn, sie hatte ihn immer schon geliebt. Eigentlich hatte sie es auch die ganze Zeit gewusst.
»Bist du sicher?«, murmelte Tamani an ihrem Ohr.
»Absolut.« Laurel klammerte sich an sein Hemd.
»Woher der Sinneswandel?« Er strich ihr das Haar aus dem Gesicht und ließ die Finger auf ihren Schläfen liegen, nahe an ihren Wimpern.
Laurel erinnerte sich an den schrecklichen Moment. »Als ich dir das Gegengift brachte, dachte ich, es wäre zu spät. Ich hatte es selbst gerade erst genommen, aber in diesem Augenblick wollte ich nicht mehr gesund werden. Ich wollte mit dir sterben.«
Tamani schmiegte die Stirn an ihre und strich ihr über die Wange.
»Ich liebe dich schon sehr lange«, sagte sie. »Aber irgendwas hat mich immer zurückgehalten. Möglicherweise hatte ich Angst vor diesem Gefühl, das einen ganz und gar aufzehrt. Ich fürchte mich immer noch«, gestand sie flüsternd.
Tamani kicherte. »Falls es dir dann besser geht, kann ich dir sagen, dass es mir immer wieder eine Schweineangst einjagt.« Er überschüttete sie noch einmal mit Küssen, hielt sie am Rücken und in der Taille fest, um sie an sich zu ziehen, doch seine Brust zuckte krampfhaft.
»Was ist?«, fragte Laurel. »Was hast du denn?«
Tamani schluchzte nicht – er lachte sich kaputt! »Der Weltenbaum«, sagte er, »er hatte die ganze Zeit recht.«
»Mit der Antwort, die du bekommen hast?«
Er nickte.
»Du hast damals gesagt, irgendwann würdest du es mir sagen. Wie wäre es jetzt?«
»Binde dich.«
»Was?«
»Der Baum hat nur gesagt: Binde dich .« Er fuhr sich mit einem leisen Lächeln durch die Haare.
»Das verstehe ich nicht«, sagte Laurel.
»Ich habe es ja auch erst nicht verstanden. Schließlich war ich schon dein Fear-gleidhidh ; ich war bereits den Bund eingegangen, dich unter Einsatz meines Lebens zu beschützen. Als der Baum mir das gesagt hat, schloss ich daraus, dass du eigentlich schon mir gehörtest und alles ganz einfach wäre.«
»Aber dann habe ich dich weggeschickt«, flüsterte Laurel, die bei der Erinnerung schrecklich traurig wurde.
»Ich verstehe, warum du das getan hast«, sagte Tamani und verflocht seine Finger mit ihren. »Und letzten Endes war es wahrscheinlich sogar gut für uns. Aber es tat weh.«
»Es tut mir leid.«
»Du musst dich nicht entschuldigen. Ich habe auf den Baum und meine eigenen egoistischen Wünsche gehört. Stattdessen hätte ich auf dich hören sollen. Ich glaube, ich weiß jetzt, was der Baum wirklich meinte«, sagte er. Seine Stimme drang aus nächster Nähe in ihr Ohr. »Ich sollte mich unter Einsatz meines Lebens an dich binden – nicht, um dich anzuleiten oder zu beschützen, sondern einfach an dich, ganz und gar, aus vollem Zellkern. Ich musste damit aufhören, mir ewig Sorgen zu machen, ob du irgendwann dasselbe für mich empfinden würdest. Auf eine gewisse Weise hing es mit dem Dasein in der Menschenwelt zusammen und damit, dass ich nicht wusste, ob ich es ertragen könnte, noch einmal zurückzukommen.« Er streichelte ihr Gesicht mit einem Finger. »Zuvor hatte ich mich auch schon gebunden – an meine Vorstellung der Liebe zu dir. Aber eben nicht an dich. Und diesen Wandel hast du anscheinend bemerkt. Sonst hättest du mich weiter abgewiesen.«
»Kann sein«, sagte Laurel, obwohl ihr in diesem Augenblick
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