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Elfenherz

Titel: Elfenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Black
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so schnell sterben, dass man gar keinen Unterschied zwischen ihnen erkennen kann. Also, ich habe gerade wer weiß wie lang damit verbracht, Fragen zu beantworten, nachdem ich irgendein widerliches Zeug trinken musste, das dafür gesorgt hat, dass ich die Wahrheit sage. Alles nur, weil Lolli und du hier eingebrochen seid. Ich bin müde und ich bin total genervt.« Er rieb sich das Gesicht. »Du bist nicht die erste Streunerin, die Lolli mitgebracht hat. Du hast ja keine Ahnung, womit du es zu tun hast.«

    Luis’ neuer Tonfall gefiel Val nicht. »Was willst du damit sagen?«
    »Vor ein paar Monaten war da schon mal ein Mädchen, noch so eins, das nicht wusste, wohin. Lolli hat sie mit nach unten gebracht, das war, als sie zum ersten Mal auf die Idee kam, sich das Nimmer zu spritzen. Lolli und Nancy, das Mädchen, wollten sich Dope beschaffen, hatten aber keine Kohle. Dann fing Lolli damit an, was man sonst noch drücken könnte, und sie probierten mit dem Zeug rum, das Dave lieferte. Auf einmal redeten sie davon, dass sie Sachen sehen könnten, die es gar nicht gibt, und dann wurde es noch schlimmer, als Dave die Scheiße plötzlich auch sehen konnte. Nancy ist in eine Bahn gelaufen, und sie hat die ganze Zeit gegrinst wie ein Honigkuchenpferd - bis sie überfahren wurde.«
    Val schaute von der flackernden Kerze in die Dunkelheit. »Hört sich nach Unfall an.«
    »Klar war es ein Scheißunfall. Aber Lolli stand auch danach noch auf das Zeug. Sie hat Dave angefixt.«
    »Wusste sie, was es ist?«, fragte Val. »Wusste sie Bescheid über die Elfen? Über Ravus?«
    »Ja, sie wusste alles. Ich hatte Dave von Ravus erzählt, weil Dave mein Bruder ist, auch wenn er ein Idiot ist. Er hat es Lolli erzählt, weil sie ihn immer anmacht und er alles tun würde, um ihr zu imponieren. Und Lolli hat es Nancy erzählt, weil sie ihr verdammtes Maul nicht halten kann.«
    Val hörte in Gedanken Lollis brüchiges Lachen. »Und warum ist das so schlimm, wenn sie es rumerzählt?«

    Luis seufzte. »Hier, guck genau hin.« Er zeigte auf die bleiche Pupille in seinem linken Auge. »Eklig, ja? Eines Tages, als ich acht war, bin ich mit meiner Mutter zum Fischmarkt in Fulton gegangen. Sie kauft Muscheln und handelt volle Kanne mit dem Fischverkäufer, weil sie so gerne feilscht, und was sehe ich da? Einen Typen, den Arm voll widerlicher Robbenhäute. Er sieht, wie ich glotze, und grinst fett. Seine Zähne sind wie bei einem Hai, winzig, spitz und zu weit auseinander.«
    Val klammerte sich am Geländer fest. Unter ihren Fingernägeln bröckelte der Lack.
    »›Kannst du mich sehen?‹«, fragt er, und blöd, wie ich bin, nicke ich. Meine Mutter steht direkt neben mir, aber sie kriegt nichts mit. »›Kannst du mich mit beiden Augen sehen‹?«, fragt er weiter. Aber jetzt bin nervös, und nur deswegen sage ich ihm nicht die Wahrheit. Ich zeige auf mein rechtes Auge. Er lässt die Häute fallen, die ein superekliges Geräusch machen, wie sie da alle zusammen runterfallen.«
    Wachs tropfte von der Kerze auf Luis’ Daumen, aber er zuckte nicht zusammen oder hielt die Kerze anders. Es tropfte immer weiter und regnete auf die Stufen. »Der Kerl packt mich am Arm und drückt mir den Daumen ins Auge. Sein Gesicht bleibt die ganze Zeit gleich. Es tut schrecklich weh und ich schreie und da dreht sich meine Mutter endlich um. Endlich sieht sie mich. Und weißt du, was sie und der Muscheltyp behaupten? Dass ich mir selbst das verdammte Auge ausgekratzt habe. Dass ich irgendwo reingelaufen bin. Dass ich mich selbst geblendet habe.«

    Val stellten sich die Härchen an ihren Armen auf, und es lief ihr kalt den Rücken runter, so unheimlich war ihr zumute. Sie dachte an die Robbenhäute in Luis’ Geschichte, an die Leiche der Meerjungfrau, die sie im Fluss gesehen hatte, und kam zu keinem Schluss, außer dass es kein Entkommen vor fürchterlichen Dingen gab. »Warum erzählst du mir das?«
    »Weil es einfach Scheiße ist, ich zu sein«, erwiderte Luis. »Ein falscher Schritt, und sie beschließen, dass ich das andere Auge auch nicht mehr brauche. Und darum geht’s.«
    »Dave und Lolli kapieren es einfach nicht.« Er flüsterte jetzt und beugte sich zu ihr vor. »Sie spielen mit der Droge rum, beklauen Ravus, während ich eine Schuld zurückzuzahlen habe. Und dann bringen sie auch noch dich ins Spiel.« Er brach ab, aber die Panik stand ihm in den Augen. »Du machst nur Ärger. Mit Lolli wird es schlimmer statt besser.«
    Der Troll tauchte oben an der

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