Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elfenkind

Elfenkind

Titel: Elfenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
Vom Netzwerk:
unglücklich werden.
    Aber es war auch ihr Leben und ihr Glück, dass hier auf dem Spiel stand. Und sie würde diese Chance nicht einfach wegwerfen. Ja, sie würde morgen nach Brocéliande gehen. Aber das wäre ganz sicher nicht das Ende dieser Geschichte. Sie würde zurückkommen und sie würde ihn zwingen, sich mit ihr und seinen Gefühlen für sie auseinanderzusetzen. Sie würde …
    Ihre wirbelnden Gedanken wurde durch ein Klopfen unterbrochen. Ah, er war zurückgekommen. Sie eilte zur Tür, nicht sicher, ob sie mit ihm streiten oder ihm in die Arme fallen wollte.
    Sie riss die Tür auf und hatte schon eine beißende Bemerkung auf den Lippen, als sie abrupt innehielt. Vor ihr stand nicht Frédéric, sondern … Valentine.
    Die Vampirin wich unwillkürlich ein wenig zurück, als sie Aliénors stürmischen Gesichtsausdruck sah.
    «Hallo», sagte sie leise. «Es tut mir leid, Sie zu stören …»
    «Oh, nein, nein.» Aliénors Wut verpuffte augenblicklich. Zurück blieb nur eine gespannte Neugier. Was wollte Frédérics Schwester von ihr? War sie gekommen, sich zu verabschieden? Unwahrscheinlich. Es war nicht so, dass sie ein herzliches Verhältnis aufgebaut hätten. Es gab nur eine Möglichkeit, es herauszufinden. «Bitte kommen Sie doch herein.»
    Valentine ging an ihr vorbei ins Zimmer. Aliénor hatte den Eindruck, dass sie sich dabei so weit wie möglich von ihr entfernt hielt. Dennoch hatte sie nicht das Gefühl, dass Valentine sie ablehnte. Im Gegenteil, als die Vampirin sich umdrehte, war ihr Gesicht voll vorsichtiger Freundlichkeit.
    «Sie werden sich fragen, warum ich zu Ihnen gekommen bin», begann sie. Aliénor machte sich nicht die Mühe, es abzustreiten. Sie wussten beide, dass es so war.
    «Es geht um meinen Bruder», fuhr Valentine fort. Aliénor sah sie überrascht an und bot ihr mit der Hand den Sessel an, während sie selbst auf die Bettkante sank.
    Valentine nahm vorsichtig auf dem Sessel Platz. Sie hielt sich sehr gerade und hatte die Hände sorgfältig auf die Oberschenkel gelegt. Sie hielt ihren Blick gesenkt, als sie weitersprach.
    «Ich weiß nicht, was zwischen Ihnen und meinem Bruder vorgefallen ist, aber nach Ihrem Verhalten eben an der Tür zu urteilen, kann es nichts Gutes gewesen sein.»
    «Das würde ich jetzt nicht so sagen …», murmelte Aliénor und war froh, dass Valentine immer noch nicht den Kopf gehoben hatte und so auch nicht ihr Erröten sehen konnte.
    Ihr Tonfall ließ Valentine aufblicken und Aliénor spürte, wie sich ihre Farbe noch vertiefte. Ein verstehendes Lächeln huschte über das Gesicht der anderen Frau. «Ah, dann ist es so, wie ich vermutet habe …» Aliénor nickte und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verbeißen.
    «Aber er hat Sie verärgert», stellte Valentine fest.
    «Er hat mich weggeschickt», erwiderte Aliénor trocken.
    Valentine nickte. «So etwas in der Art hatte ich befürchtet.» Sie holte tief Luft. «Ich muss Ihnen etwas erzählen. Etwas, über das ich nicht gern rede, aber ich denke, jetzt muss es sein.» Sie zögerte einen Augenblick und es war deutlich, dass sie all ihren Mut zusammennehmen musste, um weiterzusprechen. «Bevor er ein Sucher wurde, war Frédéric einer der Streiter des Hüters. Seine wichtigste Aufgabe war es, Unreine zu jagen. Er war sehr gut darin. Gut genug, dass die Unreinen beschlossen, Rache zu nehmen. Sie wussten genau, wie sie ihn treffen konnten. Über seine Familie. Sie drangen in unser Haus ein. Ich war allein zu Hause … » Sie stockte und schluckte schwer.
    Aliénor eilte zu ihr hinüber und griff ihre Hand. Zuerst versteifte sich Valentine erschreckt und Aliénor dachte schon, sie würde ihr die Hand wieder entziehen. Doch Valentine fing sich wieder und griff ihre Hand nur noch fester.
    «Sie wissen, wie es ist …» flüsterte Valentine. «Ihr Vater …»
    Aliénor spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Sie nickte wortlos.
    «Frédéric gibt sich die Schuld», sprach Valentine tonlos weiter. «Ich habe versucht, ihm klar zu machen, dass er nichts hätte tun können, aber es ist zwecklos. Er glaubt, dass er es nicht verdient hat, glücklich zu sein, vielleicht sogar, dass seine … Liebe Unheil bringt.»
    Sie wandte sich an Aliénor und griff auch ihre andere Hand. «Ich weiß , dass Sie ihm sehr viel bedeuten. Ich … Wissen Sie von den virgines sanguinum? » Aliénor nickte. «Zwischen den virgines und denen, die sie nähren, herrscht eine ganz besondere Beziehung. Es ist nichts Sexuelles,

Weitere Kostenlose Bücher