Elfenkrieg
Vertrauen der Mutter Oberin. Wir wissen, die Nebelpriester wollen dorthin, bestimmt werden sie uns erwarten, doch Eure Ritter könnten sie ablenken.«
Liadan nickte. »Ich schicke sie mit Ne... Ardemir dorthin.« Sie wandte sich an ihren Vetter. »Du wirst das Kommando führen.«
Ardemir sah nicht besonders glücklich aus, stimmte jedoch zu.
»Was machen wir mit Nevliin?«, stellte schließlich Eamon die nun dringlichste Frage, welche wohl alle hier bewegte. Liadan hatte mit Ardemirs Ernennung zum Befehlshaber eben schon bewiesen, dass sie nicht mehr mit ihm rechnete.
»Was meint Ihr?«, fragte Larinel. »Er ist der Fürst von Valdoreen, was sollen wir schon machen?«
»Nun, er wird wohl kaum dabei zusehen, wie wir Vanora gefangen nehmen und ... Informationen aus ihr herausholen.« Eamon konnte selbst nicht glauben, was er da redete. Es wurde immer schlimmer. Zuerst Vanora, dann auch noch Nevliin. »Wir müssen ihn aufhalten.«
»Er muss doch gar nichts davon erfahren«, meinte Averon aus Riniel, doch Daeron schüttelte den Kopf.
»Seht Euch dieses Gesinde an«, sagte er und deutete auf die Kobolde, die abseits auf Befehle warteten, Getränke nachfüllten oder Speisen auf- und abtrugen. »Die laufen hier schon die ganze Zeit aus und ein. Bestimmt weiß schon bald die ganze Burg von Vanoras Rückkehr und dann auch von unseren Plänen.«
»Deswegen müssen wir ihn aufhalten«, wiederholte Eamon, und kaum hatte er die Worte ausgesprochen, krachte erneut die Tür auf und schlug an die Wand.
Nevliin stürmte wie von tausend Toden verfolgt in die Halle, sah sich kurz um, als wolle er sichergehen, dass Vanora tatsächlich nicht mehr hier war oder auch keine andere Nebelgestalt, aus der er Informationen herausbekommen könnte. Dann drehte er sich um und wollte schon wieder hinauslaufen, alsEamon vom Stuhl sprang. Nevliin hatte also von Vanora erfahren. Sie durften ihn jetzt nicht gehen lassen.
»Nevliin!«, rief Eamon, und entgegen seinen Erwartungen hielt der Ritter inne. Er wandte sich um, und als er Eamon erkannte, kam er sofort mit schnellen Schritten auf ihn zu. Die anderen – sogar die Königin – ignorierte er völlig.
»Sie war es«, keuchte Nevliin, als er vor Eamon stehenblieb. Er war so angespannt, dass sein Kiefer bereits zitterte. Die schwarzen Augen wirkten riesig, wie leere Höhlen im weißen Gesicht. Ein grauenhafter Anblick. »Nicht wahr, Eamon? Sie war es. Du hast sie gesehen, sie war es. Eamon, du hast sie gesehen! «
Eamon nickte und verfluchte gleichzeitig das Schicksal, die Göttin und die ganze Welt. Hatte Nevliin denn nicht schon genug gelitten? Musste ihm noch nachgetreten werden, wo er schon am Boden lag?
»Ja, sie war es«, antwortete er, und erst jetzt, da er Nevliin gegenüberstand, wurde er sich der Bedeutung dieser Worte wirklich bewusst. Nevliin hatte seine Vanora zurück! Nach allem, was gewesen war. Eamon selbst hatte seine Vanora zurück, und er musste sie vernichten. Es waren doch ihre Augen gewesen! Beinahe ein Jahrhundert war sie fort gewesen, eine Zeit, in der Eamon den Verlust überwunden und Nevliin sich verloren hatte. Und jetzt kehrte Vanora zurück, um all die Wunden wieder aufzureißen und Nevliin endgültig über den Abgrund zu führen. Wie konnte sie nur? Sie musste verschwinden.
»Sie kam mit den Nebelleuten«, erzählte er schließlich seinem Freund. »Sie bot Liadan Freundschaft an.« Er berichtete lange und ausführlich von der Begegnung mit ihr, schilderte diese sagenhafte Erscheinung in allen Einzelheiten, während Nevliin jedes seiner Worte aufsog wie ein Verdurstender dasWasser. Die anderen verhielten sich wie Statuen, still, regungslos, und doch lauschten sie. Ihnen war bewusst, was Eamon vorhatte, und keiner von ihnen wagte es, sich zu rühren.
Eamon sprach zwar, um Nevliins Aufmerksamkeit zu erhalten, gleichzeitig versuchte er jedoch, Ardemirs Gedanken zu erreichen. Es war nicht schwer, da dieser bereits darauf gewartet hatte. Als Dunkelelfen war ihnen das Lesen von Gedanken möglich, jedoch nur jene von Menschen. In den Geist eines Elfen einzudringen war durch dessen geistige Stärke unmöglich, es sei denn, er öffnete selbst seine mentalen Barrieren. Und dies tat Ardemir, genauso wie Liadan. Den Lichtelfen fehlte diese Fähigkeit, und so sahen die Fürsten des einstigen Lichtreichs schweigend dieser stummen Konversation zu. Als die Königin Daralee damals die Barriere zur Trennung Elvions erstellt hatte, war allen Elfen im östlichen Teil ein
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