Elfenkrieg
ab, und irgendwie schien es, als wäre Meara bereits Teil des Waldes, so wie es ihr Element war – die Erde.
»Deine Mutter nutzte einen Schattenkristall gegen Nevliin und ließ ihn zurück, damit er elendig verbrannte. Sie hätte Nevliin, den Fürsten von Valdoreen, deinen Freund, ohne zu zögern, getötet, Vinae. In eine brennende Hütte eingesperrt, blieb Nevliin nur noch der Tod, doch ich war noch da. Ich wusste, ich konnte gegen deine Mutter nichts tun, da sie den Kristall trug und andere die magische Barriere für Nevliins Gefängnis erstellen ließ, doch Nevliin konnte ihr sehr wohl etwas antun, und so schlossen wir einen Pakt.«
»Du und Nevliin? Einen Pakt?« Der Dämon und die verlorene Seele – Verbündete!
»Ja, denn Nevliin und ich verfolgen dieselben Ziele.«
»Ach?« Ihr Zorn kehrte zurück, stark und brennend, ein gutes Gefühl. »Was mag das wohl sein?«
»Frieden.«
Vinae schüttelte den Kopf. Sie verstand einfach nicht. »Also hast du Nevliin das Leben gerettet, und als Dank ermöglichte Nevliin dir die Ermordung meiner Mutter.«
»Unter anderem.« Gregoran wies mit einer ausholenden Bewegung durch das kleine Tal, in dem sie sich befanden und wo immer noch die Beutel der Toten lagen. »Für Nevliin bedeutete die Rettung seines Lebens mehr, als du vielleicht begreifst, und auch der Tod deiner Mutter bedeutet mehr, Vinae. Hätten wir das Herz bekommen, wäre alles vorbei, verstehstdu das nicht? Doch so gelangte es in die Hände der Fürsten, wo es weiterhin missbraucht wird. Im Krieg sind Opfer nötig.«
»Ich will das nicht hören.«
»Aber du musst es hören, denn auch ich will endlich Frieden haben, aber genau wie Nevliin kriege ich meinen Frieden nur auf eine Art.«
»Mord?« Sie deutete auf ihre Mutter. Ihre tote Mutter! »Habt ihr beide jetzt nicht euren Frieden, nachdem ihr meine Mutter aus dem Weg geräumt habt?«
»Noch nicht ganz.«
Unwillkürlich trat Vinae einen Schritt zurück, auch wenn sie um nichts auf der Welt hatte Angst zeigen wollen. Doch so langsam begann sie zu begreifen. Eine Thesalis war tot, eine fehlte noch.
»Was hast du vor?«, fragte sie und verfluchte sich für das Zittern in ihrer Stimme. Sie wollte nicht sterben. Sie hatte noch so viel zu tun. Was würde aus Acre werden, wenn sie nicht mehr dort war?
Gregoran sah sie weiterhin unverwandt an. »Meiner Rache ist Genüge getan«, sagte er dann zu ihrer Überraschung. »Nevliin wird die Sache beenden – in Acre, denn das Herz ist jetzt dort, und dort liegt der Ursprung meiner Qualen. In Acre wird er sich selbst und mich damit genauso befreien. Daran habe ich keine Zweifel, denn ich sah auch seine Seele.«
»Was soll das bedeuten, Nevliin wird die Sache beenden? Was meinst du damit?«
»Dass es vorbei ist.«
Vinae kniff die Augen zusammen. Sie verstand nicht, kein Wort, nichts von dem, was hier gerade geschah.
»Weißt du, wie man einen Grogon tötet?«, fragte er unvermittelt, ohne jedoch auf eine Antwort zu warten. »Deine Mutter hat stets versucht, herauszufinden, wie ich umzubringenbin. Sie hat es nicht geschafft und mich stattdessen eingesperrt. Dabei ist es so einfach.« Er trat einen Schritt zurück in den einzelnen Sonnenstrahl, der sich durch das Blätterdach hindurch verirrt hatte, und breitete die Arme aus. »Was ist der größte Feind eines Schattens?«, fragte er sie.
Langsam begann Vinae zu begreifen. »Das Licht«, antwortete sie.
»Nicht ganz«, gab er zurück und sah mit seinen goldenen Augen zu ihr herab. »Ohne Licht kann kein Schatten entstehen, doch das Licht kann einen Schatten auch vertreiben. Um einen Grogon zu töten, muss also beides vorhanden sein. Licht und Dunkelheit.« Er deutete zurück auf den Sonnenstrahl. »Ist der Grogon in seiner elfischen Form aus Fleisch und Blut und wirft seine Gestalt durch das Licht einen Schatten, so kann er in diesem Moment getötet werden. Dazu muss derjenige nur in den Schatten des Grogons treten und die elfische Gestalt berühren. Ein Schattenkristall ...« Er wies auf die abgerissene Kette im Laub, »verhindert die Kräfte des Dämons während der Berührung, und anstatt das Leben oder die Seele zu verlieren, ist es möglich, das Leben des Grogons zu nehmen – den Dämon, den Schatten verschwinden zu lassen. Wenn man davon weiß.«
Vinae sah ihn an, wie er da so vor ihr stand und mit seinen Worten in sie zu dringen versuchte, ernst und doch mit unverhohlener Aufregung. Ja, sie begann zu begreifen, doch sie wünschte, das alles würde
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