Elfenkrieg
worden, die Schlangenschilde positionierten sich um ihn.
Stille kehrte bei den Umstehenden ein, als zu seiner Rechten Fürst Daeron auf den Wehrgang der Stadtmauer trat. Es war ungewohnt, ihn so allein und ohne Begleitung seines Bruders oder Meara zu sehen.
Ardemir vermochte sich kaum zu beherrschen, als mit weiteren Trommelschlägen Vinae auf das Schafott geführt wurde. Die Menge raunte und verlieh ihrer Empörung Ausdruck.
Nein, dachte Ardemir. Das würde dieser Verrückte nicht tun. Er war nicht so krank, dass er sich so etwas ausgedacht hatte.
Mit stoischer Ruhe blickte Vinae über die Arena hinweg. Weder sah sie ein einziges Mal zu ihm hinab noch zu Daeron, der sie hierhergebracht hatte. Das silberfarbene Kleid schimmerte in der Sonne. Die Risse und Blutspuren darauf waren kaum zu sehen. Ihr rabenschwarzes Haar glänzte und nahm das goldene Farbenspiel des Lichts in sich auf, während die blauen Augen irgendeinen Punkt in der Ferne anvisierten.
Nicht Vinae, flehte Ardemir ständig in Gedanken undkonnte nicht glauben, dass sie jeden Moment von ihm gerissen werden würde. Welch schwarzes Herz musste in Daeron schlagen, um ihn dabei zusehen zu lassen?
»Vinae Thesalis«, ertönte Daerons eiskalte Stimme auch schon von der Stadtmauer und ließ die Menge verstummen, »wurde schuldig befunden der Befreiung eines Grogons und der Mitverantwortung an mindestens fünfundachtzig Toten, darunter ihrer eigenen Mutter Meara Thesalis.« Fassungsloses Gemurmel ertönte um Ardemir herum, doch Daeron ließ sich davon nicht unterbrechen. »Vinae Thesalis gestand ihre Tat und wird von ihrem eigenen Komplizen hingerichtet werden.«
Zuallererst verstand Ardemir nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Er hatte sich nur auf die Worte Hinrichtung und Vinae konzentriert, doch im nächsten Moment traf ihn die Wahrheit, als wäre eine glühende Klinge in ihn gefahren. Hingerichtet von ihrem Komplizen!
Schreiend vor Schmerz warf er den Kopf in den Nacken und blickte hoch zum Gerüst, auf welchem das Herz so deutlich glühte, als befände es sich nur eine Armeslänge von ihm entfernt. Auch Menavors graue Augen schienen ganz nah, starrten ihn an und drangen in ihn.
»Töte sie«, befahl dieser mit einschmeichelnder Stimme. »Befreie dich von ihr, befreie dich und töte sie. Lass die Hure brennen.«
Ardemir taumelte zurück, hielt seine Schläfen mit beiden Händen, doch die kalten Augen im Silbergrau eines Eisbergs verschwanden nicht, die Stimme wurde nicht leiser. Jemand packte seine Schultern und richtete ihn wieder auf.
»Du gehorchst«, wiederholte Menavor immer wieder. »Du gehorchst deiner Familie, du dienst deiner Familie, du bist eins mit deiner Familie. Ich bin deine Familie.«
»Nein!« Der Tumult um ihn drang kaum noch zu ihm hindurch.Da war nur noch Menavor, das Einzige, was zählte, was ihm etwas bedeutete, was irgendwie wichtig war.
»Vinae!« Ardemir riss seinen Kopf zurück, doch der Fürst verfolgte ihn, ließ jeden seiner Knochen wachsen, jeden Muskel, jede Sehne. Er erhitzte sein Blut, bis es dem Gefühl nach den Siedepunkt erreichte.
»Das könnt ihr nicht machen«, stöhnte Ardemir und versuchte, an Menavors Anblick vorbei Vinae auszumachen. Er versuchte das Schafott zu erkennen, suchte sie, während er haltlos zwischen den um ihn herumstehenden Schlangenschilden taumelte, die ihn stets nur wieder aufrichteten, wenn er zu Boden zu gehen drohte.
»Ich werde sie nicht töten.« Ardemir erkannte einen der Holzpfosten des Podests und blickte zur Plattform empor. Das Funkeln des Kleides drang in seine Augen, und obwohl Menavor ihn mit allen Waffen, die ihm zur Verfügung standen – Schmerz, Verwirrung, Wahnsinn –, traktierte, gelang es Ardemir, einen Moment lang Vinaes Blick zu begegnen.
Die Tapferkeit in ihrer Miene war purem Entsetzen gewichen, als sie zu ihm hinabblickte. Sie war an einen Mast gefesselt, die Arme waren hoch oben festgebunden, so dass sie auf den Zehenspitzen stehen musste. Auch sie schien nichts von diesem grausamen Plan geahnt und auf eine kurze, schmerzlose Hinrichtung gehofft zu haben. Daeron war besessen von Vinae, von seiner Eifersucht, und jetzt, wo er wusste, wie sie und Ardemir zueinander standen, gab es für ihn nur ein Ende, um beide loszuwerden.
Ein sengender Schmerz drang Ardemir in die Seite und breitete sich in seinem gesamten Körper aus. Der Drache in ihm brüllte und spie Feuer, während Ardemir ungläubig erkannte, was ihn da eben getroffen hat.
Beinahe jeder von den
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