Elfenkrieg
müsste getrunken werden.«
Eamon verzog angewidert sein Gesicht. »Das heißt, irgendjemand trinkt dein – Aurünliigs Blut.«
»In geringen Mengen.« Aurün wies auf die Schatulle. »Ein Elf, der das hier einfach so zu sich nähme, würde daran sterben. Der Körper eines Elfen kann kein Drachenblut aushalten – nicht in dieser Konzentration. Deswegen habe ich auch niemals befürchtet, jemand könnte es benutzen. Ein Elf würde an dem Versuch sterben.«
»Und Aurünliigs Blut?«
»Irgendjemand nimmt es offensichtlich in sich auf. Ich vermute, er oder sie nimmt es in geringen Dosen zu sich. Es muss schon ein enormes Maß an Magie mitwirken, um die Drachen durch so wenig Blut einer Nachfahrin zu beherrschen.«
»Hm.« Eamon legte seine Hand ans Kinn und blickte zu Boden. »Irgendjemand da draußen«, sagte er nachdenklich, »hat Drachenblut in sich, gering, aber doch eine Spur von Ureliigs Blut, und dieser Jemand kann die Drachen gedanklich ...?« Er sah fragend zu Aurün, die ihm mit einem Nicken zustimmte. »Also gedanklich durch das gestohlene Drachenherz kontrollieren«, fuhr er fort. »Er oder sie verfügt selbst über ein gewaltiges Ausmaß an Magie oder ist mit solch einem Magier verbündet, um die Drachen von der telepathischen Kommunikation untereinander abzuschirmen, wodurch du sie nicht mehr spüren kannst. Er lässt die Drachen durch Wolken verschwinden, um eine Verfolgung zu verhindern, während der Nebel die wahren Mörder verdeckt.«
»Das ist die Zusammenfassung unseres mageren Wissens«, seufzte Aurün und bemühte sich zu einem Lächeln. »Die große Frage ist nur: Wer?«
»Ich weiß es nicht.« Eamon sah auf ihren Arm. »Was mich im Moment jedoch eher beschäftigt, ist die Tatsache, dass sie dich und dein gesamtes Volk in der Hand haben. Noch ist die Menge des Blutes gering, aber was wenn sie mehr brauchen, Aurün? Was wenn sie dich ...« Seine Stimme versagte, was sieso sehr rührte, dass sie die Hand an seine Wange legte. Sie war beinahe auf Augenhöhe mit ihm und suchte nun seinen Blick, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
»Sie brauchen mich«, flüsterte sie und sah ihm tief in die blauen Augen. »Solange sie den Schlüssel nicht haben, brauchen sie Aurünliigs Blut.«
Eamon legte seine Hand auf die ihre. »Wenn ich weiß, wer dahintersteckt, Aurün, dann ...«
»Die Königin glaubt, es wäre das Sonnental. Meara ist eine mächtige Magierin.«
Die Veränderung, die Eamons Gesicht bei der Erwähnung dieses Namens durchlief, war erschreckend. Er ging einen Schritt zurück und sah Aurün so entgeistert an, als hätte sie den nahen Weltuntergang verkündet.
»Meara«, knurrte er. In seinen Augen loderte ein Hass auf, den sie nie für möglich gehalten hätte. Doch da war noch etwas anderes, als er an ihr vorbei ins Leere blickte.
»Eamon?« Er reagierte nicht, und so sagte Aurün seinen Namen noch einmal, ehe er schließlich zusammenzuckte und sie verwirrt ansah. »Eamon, glaubst du, sie wäre dazu in der Lage?«
»Ja.« Er sah durch sie hindurch. »Ja. Mit Sicherheit.«
»Vielleicht kann uns ihre Tochter weiterhelfen. Sie meinte ...«
»Tochter?« Plötzlich war er wieder aufmerksam, und sein Ausdruck ließ vermuten, dass er ebenfalls nichts von der Weiterführung des Geschlechts der Thesalis gewusst hatte.
»Ja. Vinae. Sie ...«
»Vinae?« Er schnaubte. »Wer gibt einem Kind solch einen Namen?«
»Nun. Meara Thesalis!«
»Vinae Thesalis«, murmelte er. »Das ist selbst für Meara abscheulich.«
»Ja, aber Vinae ist wirklich ein gutes Mädchen. Das habe ich sofort erkannt, als ich ...«
»Du hast sie kennengelernt?«
Aurün hob ihren Kopf und musterte ihn. »Was regt dich denn so auf?« Mittlerweile war sie selbst schon etwas gereizt, da er sie keinen Satz zu Ende sprechen ließ, doch Eamon winkte nur flüchtig ab.
»Wer ist Vinaes Vater?«, fragte er schließlich, nicht minder aufgeregt.
»Das weiß niemand. Eamon, was ist ...«
»Wie alt, sagtest du noch mal, ist sie?«
»Ich sagte gar nichts, aber ich glaube, sie ist so Anfang achtzig.«
Eamon lachte. Er hielt sich die Hand über die Augen und lachte einfach nur. Es dauerte einige Augenblicke, bis er sich beruhigt hatte. »Wie sieht sie aus?«, fragte er schließlich mit einem Mal wieder so ernst, dass es schon beängstigend wurde.
»Hübsch«, antwortete sie. »Wie die Mutter. Ein kleines, zartes Ding. Ardemir ist in sie verliebt.«
»Was?« Eamon riss die Augen auf und sah zum Salon, wo vorhin noch Ardemir
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