Elfenkrieg
während sich auf magische Weise ihre Haut auflöste. An der ihr gegenüberliegenden Seite sah Vinae unzählige Brennöfen und Elfen, die mit ihren Hämmern auf die Drachenschuppen einschlugen und sie formten. Hunderte Elfen in schlichten schwarzen Gewändern liefen in der Tiefe umher.
Vinae hatte geglaubt, bereits jede Grausamkeit gesehen zu haben, doch die Tatsache, dass es Elfen gab, die zu so etwas fähig waren, brach ihr schier das Herz.
»Eindrucksvoll, meinst du nicht?«
Vinae rührte sich nicht. Sie hätte erschrecken können, schließlich war die bekannte Stimme direkt an ihrem Ohr erklungen, doch sie starrte immer noch auf dieses Bild der Abscheulichkeit, während sich eine Hand auf ihre Schulter legte.
»Es ist barbarisch«, flüsterte sie, auch wenn sie wusste, dass der Lärm diese Worte verschlingen würde. Sie war nicht in der Lage, sich zu wehren, als sie herumgedreht wurde, und Daeron sie die Stufen hinabführte. Mehr noch, sie musste sich sogar an ihm festhalten, um nicht zu stürzen. Sie sah die trüben Augen der Drachen und spürte die Hitze der Brennöfen und des Drachenatems. Daeron führte sie zwischen aufgestapelten Rüstungsteilen hindurch und schließlich durch eine Tür in einen verlassenen Kellerraum, aus dem ein weiterer Tunnel abzweigte, der durch Fackeln in Halterungen an den Wänden erleuchtet wurde.
Vinae begriff, dass sie trotz des Schreckens ruhig bleiben und nachdenken musste. Sie war hier im Schloss, um Informationen zu bekommen, und musste die Fürsten von ihrer Loyalität überzeugen. Ardemir und die anderen verließen sich auf sie. Nicht auszudenken, wie die Königin Aurün auf diese Schreckensnachricht reagieren würde. Doch es waren nur zwölf Drachen hier. Wo waren die anderen? Es müssten Hunderte sein.
Nie zuvor war ihr Daerons Gegenwart mehr zuwider gewesen, und doch brauchte sie ihn.
»Ich habe nach Euch gesucht«, sagte sie, als sich die Tür zum Schrecken hinter ihr schloss und der Lärm nur noch dumpf zu ihnen drang.
Daeron drehte sich zu ihr um und musterte sie mit den bernsteinfarbenen Augen, die um einiges dunkler als jene des mysteriösen Magiers waren. »Hier?«, fragte er kühl und machte keine Anstalten, weiterzugehen.
»Ja.« Es fiel ihr nicht schwer, betroffen auszusehen, da das Entsetzen immer noch tief in ihren Knochen saß. »Ich konnte nicht schlafen, fand einfach keine Ruhe. Ich musste mit Euch sprechen, Fürst Daeron. Ich dachte, Ihr würdet in Euren ...«, sie hielt inne und überlegte, wie sie seine Giftkämmerchen nennen sollte, »... Arbeitsräumen sein. Es beschäftigte mich, wie wir auseinandergegangen sind. Ich ...« Sie atmete tief ein. Diese Worte kosteten ein beinahe unmögliches Maß an Überwindung. »... möchte mich bei Euch entschuldigen, Fürst. Ich habe übertrieben reagiert. Ihr behandelt mich stets besser, als ich es verdiene, schenkt mir so viel Güte, und ich ...« Sie breitete hilflos die Hände aus. Sie verlor bewusst kein Wort über die Drachen, denn zuerst musste sich sein Zorn legen. Hier geschah ein fürchterliches Verbrechen, doch indem sie es verurteilte, würde sie nichts erreichen.
»Du warst nicht allein, Vinae«, sagte Daeron immer noch genauso gefühllos.
»Sie waren plötzlich fort«, antwortete sie, auch wenn ihr klar war, dass er bereits einen anderen Bericht von den Schlangenschilden erhalten hatte. »Ich habe nicht auf sie geachtet. Ich war mit meinen Gedanken bereits bei Euch. Ich wollte Euch finden und habe mich hier verirrt. Es war bestimmt nicht ihre Schuld. Bei all diesen engen Biegungen und Abzweigungen. Bitte verzeiht mir! Ich habe Licht gesehen und bin darauf zugegangen, und da habt Ihr mich auch schon gefunden.«
Er sah sie immer noch genauso ernst an, und doch konnte sie erkennen, dass sein Blick etwas weicher wurde. Es war beinahe mitanzusehen, wie sehr sein Verstand mit dem Herzenrang. Natürlich wusste er, dass sie log, schließlich kannte er sie gut genug, und doch war da noch sein Herz, das daran glauben wollte, dass sie tatsächlich zu ihm gewollt hatte. Und diese Stimme in seinem Inneren musste sie nutzen. Diese Stimme war das Einzige, was sie hier bisher hatte überleben lassen.
Vinae fühlte sich keineswegs wohl dabei, seine Gefühle dermaßen zu benutzen, doch welche andere Wahl hatte sie?
»Ich will keinen Streit mit Euch«, sagte sie noch einmal und sah ihm tief in die Augen. »Ich weiß, Ihr wollt nur das Beste für mich.«
»In Zukunft fragst du eine der Wachen, wenn du mit mir
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