Elfenkrieg
war doch nur Spaß gewesen! Auf liebe Weise gemeint, um sie etwas zu necken! Isla hatte seine Scherze stets verstanden.
»Eamon zeigt gerne die Fehler anderer auf«, kam plötzlich die überraschende Antwort von Nevliin, die noch dazu aus einem ganzen Satz bestand.
»Genau!« Mairi breitete ihre Arme aus. »Immer mache ich alles falsch, aber er ist perfekt.«
»Damit will er nur seine eigenen Unzulänglichkeiten verbergen.«
»Das glaube ich auch. Er hatte ja viel länger Zeit, das alles zu lernen. Nur weil er unsere Sprache so gut spricht, glaubt er, ich muss seine auch auf Anhieb können.«
»Eamon benötigte fünf Jahre, um deine Sprache auch nur ansatzweise zu beherrschen. Und er hat sie viel zu spät gelernt, weil er lieber den Elfen am Hof nachstellte.«
»Wirklich?« Mairis Augen wurden immer größer, und Eamon kostete es enorme Mühen, nicht vorzustürmen und diesen Elfen vom Dach zu holen. »Das hat er getan? Er redet doch immer von Pflichten und Verantwortung.«
»Das ist mir neu.«
»Ich glaube es ja nicht! Das werde ich ihm alles sagen. Wenn er mich wieder ärgert, werde ich ihm sagen, dass er gar nicht so gescheit zu tun braucht.«
»Das wird er bestimmt gerne hören.«
Eamon schüttelte den Kopf. Er konnte nichts anderes tun. Er wusste nicht, was erstaunlicher war – die Tatsache, dass Mairi in diesem Moment ein Gespräch mit Nevliin führte, oder die Art des Inhalts.
»Tut das eigentlich weh?«, fragte sie und meinte damit offensichtlich wieder die Flammen, die Nevliin immer wieder in seiner Hand aufleben ließ.
»Nur, wenn ich will.«
»Wieso solltet Ihr das wollen?«
Eamon konnte Nevliin nicht sehen, doch das Schweigentrug seinen Blick förmlich bis zu ihm, um die schwarzen Augen und den kalten Ausdruck in seinem Geiste bildlich darzustellen.
»Ist es Magie?«, fragte Mairi schließlich weiter und ging ihm damit offensichtlich immer noch nicht auf die Nerven.
»Ja«, antwortete Nevliin, und noch ehe Eamon es richtig begriff, landete er bereits vor Mairi auf dem Boden, was sie zuerst vor Schreck zurückweichen, dann jedoch strahlen ließ. Er kniete mit einem Bein vor ihr nieder und nahm ihre Hand in seine. »Keine Angst. Es tut nicht weh«, sagte er so sanft, dass Eamon unwillkürlich den Kopf schüttelte.
Nevliin ließ erneut eine weiße Flamme in seiner Hand entstehen und ließ sie auf Mairis offene Handfläche fallen, die in seiner anderen Hand lag. Ihr entzückter Aufschrei, als die Flamme fröhlich tanzte, klang so absurd, wo sie doch mit Nevliin zusammen war. Das ganze Bild wirkte unnatürlich.
»Eamon kann das nicht«, stellte sie grinsend fest und beobachtete immer noch fasziniert Nevliins magisches Werk.
»Nein«, antwortete dieser. »Das kann er nicht.«
»Konnte sie es?«
Die Flamme erlosch. Nevliin hob ruckartig seinen Kopf und sah Mairi an. Eamon ging unwillkürlich einen Schritt vor und fasste an den Dolch an seinem Gürtel, doch noch ehe er weitergehen konnte, rutschte Nevliin auch schon von ihr fort. Er setzte sich an der ihr gegenüberliegenden Seite auf den Boden und lehnte sich neben der Glastür an die Wand.
Eamon schlich wieder zurück, beobachtete die beiden jedoch weiterhin. Er war weit genug entfernt, um von keinem der beiden bemerkt zu werden, während sie sich schweigend gegenübersaßen.
Es verging eine erstaunlich lange Zeit, bis Mairi wieder das Wort ergriff. »Habt Ihr eigentlich keinen Hunger?«, fragte sie,doch Nevliin reagierte nicht einmal. Er saß einfach nur da, mit ausgestreckten Beinen, die Knöchel übereinandergeschlagen und den Kopf im Nacken, während er in den Himmel blickte. »Ich habe Euch noch nie essen gesehen«, fuhr das Mädchen fort, offensichtlich nicht gewillt aufzugeben. »Oder schlafen. Braucht Ihr auch so wenig ...«
»Sie konnte es.« Nevliin wandte sich Mairi zu und sah sie mit einer Härte an, die selbst bis zu Eamon zu spüren war. »Als sie in das Schattenreich kam, saß sie immer alleine in der Bibliothek und versuchte es. Es ist eine einfache Übung, die sie aber immer ärgerte.«
Mairi brauchte einige Augenblicke, ehe sie antworten konnte. »Sie lebte auch in der Welt der Menschen, nicht wahr?«, fragte sie schließlich, bemüht, sich ihre Verblüffung nicht anmerken zu lassen.
»Ja.«
Wieder folgte Schweigen, während Mairi unruhig ihre Finger aneinanderrieb. »Ich habe alles gehört«, sagte sie dann zögerlich und mit zusammengekniffenen Augen, als erwartete sie einen Schlag, doch Nevliin nickte nur. »Was
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