Elfenkrieger (Mithgar 02)
Nachtisch sein.« Ein Schluchzen entrang sich der Kehle des alten Mannes, das vom Eintreffen seines neuen Kruges nur vorübergehend unterdrückt werden konnte.
Am achten Apriltag setzten sie bei leichtem Regen die Segel und verließen Ogan in Richtung Jord.
Sie folgten der Küste Thols mehrere Tage und Nächte lang, in denen es unablässig regnete, nieselte und sogar schneite, denn der Frühling erreicht die Grenzen des Borealmeers erst spät. Als sie sich den Jillischen Höhen näherten, brach jedoch schließlich die Sonne durch die Wolkendecke, und eine Woche segelten sie bei gutem Wetter, bis sie in den letzten Apriltagen die Küste Rians erreichten. Sie segelten an Rian und am Rigga-Gebirge vorbei und die Küste Grons entlang, einem Land kalter Nebelschwaden. Hier steuerte Egil aufs offene Meer und setzte Kurs auf die westlichste Todesinsel.
Immer noch wurde Egil kurz vor dem Ende der Nacht von entsetzlichen Träumen heimgesucht, und immer noch spürte Aiko zu jeder Mitternacht irgendwo eine lauernde Gefahr.
Als sie die Klippen der Todesinseln umrundeten, sahen sie im Osten tief am Horizont ihr endgültiges Ziel aufragen – den Drachenhorst, dessen Spitze von weißem Schnee und funkelndem Eis bedeckt war, da auf dem Gipfel ewiger Winter herrschte. Doch Egil steuerte nicht diesen Berg an, sondern hielt auf die Stadt Haven in Jord zu. Dennoch wurde der Berg allmählich immer größer, je länger sie nach Nordosten segelten, und sie schienen den Blick nicht von der höchsten Kuppe der Gronspitzen nehmen zu können, deren Kette sich in einem Bogen nach Süden zog und sich dann im kalten Nebel verlor.
Kurz vor Mitternacht waren sie dem Drachenhorst am nächsten, und der Vollmond über ihnen tauchte die weiße Spitze in silbriges Licht. Doch sie segelten weiter nach Nordosten und ließen den Berg hinter sich.
Kurz vor dem Morgengrauen des neunten Maitags, sechshundertachtundsiebzig Tage nachdem Arin ihre Vision erlebt hatte, segelten sie in Haven ein und legten dort am Pier an.
Während langsam die Sonne aufging, schauten sie nach Süden, wo sie ihr weiß gekröntes Ziel nur vierzig Meilen entfernt vor sich sahen – vierzig Meilen bis zum Drachenhorst, vierzig Meilen zum Krakenteich, vierzig Meilen zum Drachenstein, vierzig Meilen zu einem äußerst ungewissen Schicksal.
28. Kapitel
»Aye. Es gibt einen Weg nach oben«, sagte der Gastwirt, während er die sonderbare Gesellschaft vor sich beäugte, »aber man müsste schon ein verdammter Narr sein, auf den Berg zu klettern.«
Egil nickte und wandte sich an die anderen, um ihnen die Worte des Gastwirts zu übersetzen, denn er hatte Jordisch gesprochen – nicht etwa Valur, die Soldatensprache von Jord, denn die war den Kriegern vorbehalten und wurde von den Einwohnern des Landes Fremden gegenüber nicht benutzt. Vielmehr sprach er übliches Jordisch, das Egil sehr gut verstand, denn Jorder und Fjordländer, so hieß es, hatten dieselben Wurzeln… jedenfalls haben ihre Sprachen sehr viel gemeinsam.
Egil wandte sich wieder an den Mann. »Wir brauchen Pferde. Und auch Vieh.«
Die Augen des Gastwirts weiteten sich noch mehr als beim Anblick der Dylvana, sogar noch mehr als beim Anblick der seltsamen goldhäutigen Kriegsmaid. »Ihr habt doch wohl nicht vor, auf den Berg zu gehen? In Raudhrskals Domäne?«
»Doch, das haben wir. Aber wir werden keinem anderen erlauben, uns zu begleiten.«
»Na, was glaubt Ihr wohl, welcher dreimal verfluchte Dummkopf Euch begleiten wollen würde, hm?«
Im Morgengrauen des dritten Tages nach ihrer Ankunft in Haven verließen Arin und ihre Gefährten die Hafenstadt wieder. Einige Einwohner beobachteten, wie diese Fremden – vier Männer und drei Frauen – insgesamt sieben Dummköpfe – sich auf den Weg zum Drachenhorst machten.
»Der da drüben, der Einäugige, das ist ein Fjordländer, zweifellos ein Kaperfahrer«, flüsterten sie sich zu. »Aye, aber findest du es nicht verdammt komisch, dass es unter diesen seltsamen sieben Fremden zwei Einäugige gibt? Und der Alte hat gewiss den bösen Blick, ich muss schon sagen. Obwohl er die meiste Zeit voll wie ein frisches Rumfass war. Habt ihr den Barden mit der lieblichen Stimme singen hören? Warum der wohl dabei ist? Ob er dem Drachen was vorsingen soll, was meint ihr? Der große Kerl da, das ist wahrscheinlich ein Krieger, und ein paar Leute haben erzählt, sie hätten ihn vor dem Elwydd-Schrein flach auf dem Boden liegen und beten sehen. Ha! Als könnte ihn ein Gebet
Weitere Kostenlose Bücher