Elfenkrieger (Mithgar 02)
um alles bezahlen zu können und auch noch etwas für uns übrig zu behalten.«
»Tja, dann wissen wir wohl, was wir tun werden, sobald diese Sache erledigt ist«, sagte Delon. Dann wandte er sich an Egil. »Doch sagt mir, mein Freund, warum diese plötzliche Wut?«
Egil schüttelte den Kopf. »Diese Wut ist ganz und gar nicht plötzlich entstanden, Delon, sondern braut sich seit vierzig grässlichen Tagen zusammen und wird seit Jahren in den Feuern des Zorns gehärtet.«
»Ja, schon, aber warum bricht sie gerade jetzt aus, heute Morgen?« Als sein Blick auf Arin fiel, sah er Kummer und Mitleid in ihren Augen. Ihm kam ein Gedanke, und er wandte sich wieder an Egil. »Ach so. Wieder ein Traum. Ein besonders schlimmer, nehme ich an.«
Egil holte tief Luft. »Ja, ein besonders grausamer. Und ich bin verdammt, Ordrunes ungeheuerliche Verderbtheit jede Nacht aufs Neue zu erleben.«
Burel sah Arin an und sagte: »Könnten die Magier auf Rwn den Fluch nicht von ihm nehmen? Wenn ja, warum dann nicht gleich dorthin segeln? Egils Karten zufolge ist die Insel nur etwa eine Woche entfernt – sie liegt nordwestlich von hier.«
Bevor Arin antworten konnte, sagte Egil: »Nein, Burel. Lasst uns zuerst den Drachenstein holen und dann nach Rwn segeln. Wenn sie den Fluch von mir nehmen können, ist das der richtige Zeitpunkt, es zu versuchen. Wir verfolgen unser Ziel jetzt seit fast einem Jahr…«
»Seit fast zwei Jahren«, warf Aiko ein.
Egil sah sie an und nickte dann. »Ja. Es ist viel Zeit vergangen, seit Arin ihre Vision hatte.«
»Im Juli werden es zwei Jahre«, murmelte Arin.
»Im Juli wird es für mich ein ganzes Jahr, dass ich mich der Suche angeschlossen habe«, sagte Egil und fügte dann hinzu, »und für Alos. Aber egal, ich meine, wir wissen nicht, wann das Verhängnis eintreten soll, und je eher wir den Stein in sichere Hände legen können, desto besser für alle. Erst wenn wir ihn in Rwn abgeliefert haben, sollten wir sehen, ob die Magier diesen schrecklichen Fluch von meinen nächtlichen Träumen nehmen können. Aber ob sie es nun können oder nicht, danach knöpfe ich mir Ordrune vor.«
»Ich werde Euch begleiten«, sagte Burel entschieden, indem er seinen Becher hob und Egil zunickte.
Und das taten alle, außer Alos, der in seinem Zimmer oben immer noch wie ein Toter schlief.
Um Mitternacht des vierten Tages, nachdem sie die Hafenstadt Anster verlassen hatten, vollführten Arin und ihre Gefährten das elfische Ritual der Frühlings-Tagundnachtgleiche, denn es war der einundzwanzigste Märztag – Frühlingsanfang.
Am dreiundzwanzigsten änderten sie den Kurs von Nord auf Nordnordost, und am Abend des fünfundzwanzigsten segelten sie in die eisigen Gewässer des Nordmeers, und die Breeze steuerte den breiten Kanal zwischen Thol und Leut an.
Am sechsten Apriltag erreichten sie den Rand des Borealmeers und segelten unter einem zunehmenden, zu drei Vierteln vollen Mond in die große Hafenstadt Ogan ein, deren Hafen an der Küste Thols gelegen war.
»Wir segeln an den Küsten Thols, den Jillischen Höhen und an Rian vorbei, denn wir haben April, den launischsten Monat, und das Borealmeer ist in dieser Jahreszeit ziemlich unberechenbar. Sollten wir Schutz vor plötzlichen Stürmen suchen müssen, haben wir so immer Land in der Nähe.«
»Schön und gut, Egil«, sagte Ferai, »aber sagt, wie viele Tage sind es noch bis Jord?«
Egil schaute auf seine Karten. »Je nach Wind und Wetter brauchen wir noch etwa einen Monat.«
»Und bis zum Drachenhorst?«, fragte Aiko.
»Einen Tag länger«, erwiderte Egil, »denn ich will in Haven anlegen, das dreißig, vierzig Meilen entfernt ist. Das ist der Hafen, der unserem Ziel am nächsten liegt.«
»Und da bekommen wir auch die Pferde und das Vieh?«, fragte Delon.
Egil nickte.
Alos trank den Rest seines Ales und bestellte sich noch einen Krug. »Hört mal. Ähem.« Er starrte in seinen leeren Bierkrug, als suche er dort den Faden, den er verloren zu haben schien. Dann hob er den Blick und sah Egil an. »Glaubt… glaubt Ihr tatsächlich, dass der Drache es vorzieht, das Vieh an unserer statt zu verspeisen?«
Egil zuckte die Achseln, aber Ferai sagte: »Das ist ein Tribut für den Lindwurm, Alos. Der Drache wird uns ganz sicher anhören, wenn er sieht, dass wir ihm ein Geschenk bringen.«
Alos schüttelte den Kopf und sagte mit schwerer Zunge: »Ihr glaubt, ihm an unserer Stelle eine Mahlzeit zu servieren, aber ich glaube, stattdessen werden wir der
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