Elfenkrieger (Mithgar 02)
ausgestrecktem Arm, mit dem sie die Richtung anzeigte, doch er sah nur Prärie im hellen Mondlicht. Trotzdem stieg er auf und ritt nach Norden, und nicht mehr als hundert Schritte weiter fand er den alten Mann, der auf dem Rücken im Gras lag und vor Erschöpfung keuchte.
Egil schloss sich Arin und Aiko an, und als sie Maultiere, Vieh und restliche Pferde zusammengetrieben hatten, war der Mond zwei Handbreit weiter über den Himmel gezogen.
Arin und Aiko trieben das Vieh vor sich her, und Egil folgte ihnen mit den Pferden und Maultieren, die er in einer Reihe hinter sich am Zügel führte. Als sie dort eintrafen, wo die anderen warteten, betrachtete Aiko den dort stehenden Alos mit unergründlicher Miene. Obwohl ihr Gesicht im Schatten lag, konnte der alte Mann der Kraft ihres Blickes nicht standhalten, und er wandte sich ab und schaute in Richtung des Borealmeers, dessen Fluten jenseits der Dünen anbrandeten.
Ohne abzusteigen, sagte Arin: »Lasst uns in den Schutz des kleinen Wäldchens reiten, eine Meile, nicht weiter. Alos, Ihr könnt hinter mir aufsitzen.«
»Hinter Euch aufsitzen?« Alos sah sich um. »Sagt, wo ist mein Pferd?«
»Das hat sich Raudhrskal geholt«, erwiderte die Dara. »Ihr hattet Glück, dass Ihr zu dem Zeitpunkt nicht mehr im Sattel wart.«
Alos bekam sichtlich weiche Knie. »Der Drache hat sich mein Pferd geholt«, keuchte er mit zitternder Stimme. »Und wenn ich im Sattel gesessen hätte…« Er fuhr sich mit zittriger Hand über die Stirn. »Herrje, ich brauche einen…« Er hielt abrupt inne. Dann stöhnte er: »Meine Satteltaschen. Er hat meine Satteltaschen.«
Sie machten ein kleines Feuer und erhitzten Wasser für Tee. Während sie ihn tranken, sagte Alos: »Warum pflocken wir nicht einfach das Vieh hier an und reiten nach Haven zurück?«
»Wie soll uns das in den Besitz des Steins bringen?«, fragte Ferai.
Alos funkelte sie an. »Gar nicht, aber wenigstens wird der Drache damit beschäftigt sein, das Vieh zu fressen anstatt uns.«
»Alos, Ihr könnt eines der Pferde nehmen und zurück nach Haven reiten, wenn Ihr das wünscht«, sagte Arin. »Dann machen wir ohne Euch weiter.«
Alos schüttelte mit jämmerlicher Miene den Kopf. »Wenn Ihr entschlossen seid, weiterzumachen, bleibt mir nichts anderes übrig, als Euch zu begleiten, denn anders als bisher werde ich meine Schiffskameraden in Zeiten der Not nicht im Stich lassen.«
»Ha!«, schnaubte Ferai. »So, wie Ihr Eure Schiffskameraden nicht im Stich gelassen habt, als der Drache auf uns herabgestoßen ist?«
Alos schüttelte den Kopf und starrte in seinen Becher. »Ich habe Euch nicht im Stich gelassen.«
»Ach, nein?« Ferai hob eine Augenbraue. »Wie würdet Ihr es sonst nennen? Oder war das Euer Zwilling, der nach Norden gerannt ist?«
»Ja, ich bin weggelaufen, das gebe ich zu, aber nicht weit. Tatsächlich konnte ich es gar nicht.«
Aiko sah den alten Mann durchdringend an. »Inwiefern?«
»Keine Ahnung. Es kam mir so vor, dass mir das Laufen umso schwerer fiel, je weiter ich kam, als wäre ich einen Hügel emporgerannt, der immer steiler wurde.«
Delon schaute auf die ebene Prärie. »Wann seid Ihr das letzte Mal eine nennenswerte Strecke gerannt?«
Alos zuckte die Achseln. »Vor zwanzig, dreißig Jahren.«
»Alos, mein Alter, ich würde einfach sagen, dass Euch das Alter eingeholt hat.«
»Denkt, was Ihr wollt«, raunzte Alos.
»Ich mache dir keinen Vorwurf, Alos«, sagte Egil. »Viele würden vor einem herabstoßenden Drachen voller Furcht davonrennen.«
Alos sah den Fjordländer an. »Ich wollte ihm nur aus dem Weg gehen, wisst Ihr?«
Delon lachte. »Ja, mein Alter, wie zum Beispiel in der Sicherheit der Stadt.«
Arin schüttelte den Kopf. »Von einer Zwergenfeste einmal abgesehen, ist kein Ort sicher vor einem Drachen.« Sie wandte sich an den alten Mann. »Und ich mache Euch auch keinen Vorwurf, Alos, denn wie Egil gesagt hat, kann jeder von dem Entsetzen übermannt werden, das ein Drache hervorruft.«
Alos neigte den Kopf vor der Dylvana und schaute dann zu Aiko. Doch von ihr kam kein Zuspruch, noch ließ sie in irgendeiner Form erkennen, dass sie mit der Dara übereinstimmte, denn Aikos Blick verriet nichts über ihre Gedanken.
In dieser Nacht, als Aiko Wache stand, schwieg die rote Tigerin, als Mitternacht kam und ging, im Gegensatz zu den vergangenen hundert Nächten.
Vielleicht hat meine Tigerin die ganze Zeit über die Bestie gespürt, die der Drache getötet hat. Wenn ja,
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