Elfenkrieger (Mithgar 02)
sucht, warum wollt Ihr es?«
Jetzt zögerte Arin, doch Aiko nickte, und die Dylvana sagte schließlich: »Wir folgen den Spuren eines Rätsels in der Hoffnung, eine Katastrophe abzuwenden.«
Der Gelehrte nickte und fragte dann: »Und was hat die Zeichnung mit dem Rätsel zu tun?«
Wieder sah Arin Aiko an, und wieder nickte die goldhäutige Kriegerin. Arin seufzte und sagte dann: »Wir sind nicht sicher, aber sie könnte eine wichtige Verbindung zu etwas sein, das wir suchen.«
Stille breitete sich in der Kammer aus, da der Weise über das Gehörte nachdachte. Schließlich, als habe er sich entschieden, sagte er: »Ihr hattet Glück, dass Ihr beschlossen habt, zu mir zu kommen, denn ich gehöre zu den wenigen, die Euch und das von Euch gesuchte Wissen nicht den Imâmîn melden würden, den Fäusten von Rakka.«
»Fäuste von Rakka?«
»Eine Bruderschaft des Glaubens in Aban. Sie glauben, den einzig wahren Weg zu kennen.«
Ferai hob die Augenbrauen. »Den einzig wahren Weg?«
Der Weise schaute zur Tür und sagte dann: »Es gibt keinen Gott außer Rakka. Fürchtet Ihn und gehorcht Ihm, denn Er ist der Herr über alles.« Der Gelehrte seufzte. »Das ist nur einer von vielen ›einzig wahren Wegen‹.«
Aiko schnaubte und fragte dann. »Was hat das mit unserer Mission zu tun?«
»Nur, dass der Glaube, den Ihr sucht, ein anderer ›einzig wahrer Weg‹ ist, obwohl dieser in den Untergrund getrieben wurde.«
Ferai entfaltete die Skizze und schob sie ihm über den Tisch zu. »Diese Symbole, sind es sarainesische Buchstaben oder hurnische?«
»Hurnische?« Der Weise nahm das Papier. »Ah, ja, ich verstehe. Für das ungeschulte Auge sehen sie sich ziemlich ähnlich. Nein, nein, die Inschrift über dem Tor ist in Sarainesisch abgefasst, und sie benennt einen Ort: Mikdash Hamavokh – der Tempel des Labyrinths.« Er gab Ferai die Skizze zurück.
Arin beugte sich vor. »Und dieser Tempel – was wisst Ihr über ihn?«
»Nur, dass es heißt, vor vielen Jahrzehnten hätten die Niswân Imâmîn min Ilsitt darin Zuflucht vor der Verfolgung gesucht.«
»Nis-nis…« Ferai hielt inne und schüttelte den Kopf. »Was habt Ihr gerade gesagt?«
»Niswân Imâmîn min Ilsitt«, erwiderte der Weise. »Das bedeutet, die Priesterinnen von Ilsitt.«
»Ilsitt?«
»Sie ist eine Göttin und hat viele Namen: Ilsitt, Shailene, Elwydd…«
»Elwydd!«, rief Arin.
Der Weise nickte.
»Trägt sie auch den Namen Megami?«, fragte Aiko.
Der Weise zuckte die Achseln. »Vielleicht. Obwohl ich diesen Namen noch nie zuvor gehört habe.«
»Was ist mit dem Gott Rakka?«, fragte Ferai. »Trägt er auch viele Namen?«
»In der Tat«, erwiderte der Gelehrte. »Rakka, Huzar…«
»Gyphon?«, warf Arin ein.
Ohne sie anzusehen, nickte der Weise.
Arin seufzte tief, dann sagte sie: »Dieser Tempel des Labyrinths… wie können wir ihn finden?«
Der Gelehrte nahm das große Pergament, rollte es auf dem Tisch aus und beschwerte die Ecken mit Tintenfässern. Es war eine Landkarte. Er zeigte mit einem Finger auf das Pergament. »Hier ist Aban, und hier« – er zog den Finger in einer geraden Linie über die Karte – »im Osten liegt das Labyrinth, und irgendwo darin befindet sich der Tempel.«
»Labyrinth?« Ferai runzelte die Stirn. »Aber dieser Teil der Landkarte ist leer.«
»Nicht ganz«, sagte der Weise, indem er auf schwache, kaum zu erkennende Konturen zeigte. »Das hier sind seine Umrisse.«
Auf den blassen Linien waren sarainesische Schriftzeichen zu erkennen.
»Was bedeuten die?«, fragte Ferai, indem sie auf die geschwungenen Buchstaben zeigte.
»Äh, Mevokh Hashed – Irrgarten des Dämonen.«
»Des Dämonen?«
»Es heißt, dass seit einigen Jahren ein Dämon in dem Labyrinth haust. Von Rakka dorthin geschickt, um die Ungläubigen zu bestrafen, das behaupten jedenfalls die Fäuste von Rakka.«
Ferai sah Arin an. Die Dylvana hob lediglich die Hände. Dann sagte Arin: »Dieser Irrgarten, dieses Labyrinth, was ist das?«
»Ein weitläufiges Gewirr verschlungener und verschachtelter Schluchten«, erwiderte der Gelehrte. »Von längst ausgetrockneten Flüssen und Bächen in den Fels geschnitten, sagen manche. Land, das von zornigen Göttern, welche die Welt erschüttern wollten, so zerklüftet wurde, behaupten andere. Ein Gebiet, auf das große Steine vom Himmel niedergeregnet sind, meint wieder eine dritte Fraktion. Ob etwas davon stimmt oder etwas ganz anderes zutrifft, kann ich nicht sagen.«
Arin nickte. »Diese
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