Elfenkrieger (Mithgar 02)
herüber.
»Ins Landesinnere?«, ächzte Alos. »Wir fahren nicht mit der Breeze?«
Arin nickte.
»Aber wir haben gerade die Vorräte aufgefrischt und alles«, jammerte der Alte und sah Egil um Unterstützung heischend an.
Der jüngere Mann zuckte die Achseln und studierte die Karte. »Die Breeze wird im Hafen auf uns warten, Alos.«
»Aber wie kommen wir zu diesem Irrgarten?«, fragte der weißhaarige Steuermann. Dann richtete er sich auf und schob das Kinn vor. »Ich laufe nicht, das sage ich Euch gleich.«
Aiko fixierte Alos ärgerlich, doch Arin sagte: »In Anbetracht dessen, was wir über dieses öde Land gehört haben, werden wir wohl Kamele für die Reise brauchen.«
»Kamele!«, ächzte Alos. »Große, hohe Kamele? Ich hätte mehr an Pferdehintern gedacht.«
»In der Tat«, sagte Aiko trocken, und Ferai brach in lautes Gelächter aus.
Drei Tage später brachen sie im Morgengrauen auf Kamelen auf, wobei die Tiere ein streitlustiges Blöken von sich gaben, da die Reiter sie in das von der Sonne ausgedörrte Land und weg von den grünen Flussufern trieben. Alos stöhnte, jammerte und klagte ebenfalls und beinah so laut wie das Tier, das er ritt. Arin, Aiko und Ferai trugen dem Rat des Weisen entsprechend Seidentücher vor dem Gesicht, obwohl Aiko wütend darüber war. Aber Delon riet ihr, sich den Schleier als Verkleidung vorzustellen, und sie erinnerte sich an frühere Zeiten, bevor sie in Ungnade gefallen war, als sie mit maskiertem Gesicht in die Schlacht geritten war. Diese Überlegungen besänftigten sie ein wenig… wenn auch nicht völlig.
Auf sechs Kamelen und mit weiteren sechs Tieren im Schlepptau entfernten sie sich von Aban und ritten nach Osten in den Sonnenaufgang. Während die Tiere protestierten, Alos sich beklagte, Aiko mit den Zähnen knirschte und Delon ein fröhliches Wanderlied sang, strebten sie dem Ort zu, den der Weise »die Insel im Himmel« genannt hatte.
»Mein Gott«, zischte Delon, »aber das sieht aus wie eine Vision der Hèl!«
Sie standen in der untergehenden Sonne auf einem weit vorstehenden Plateau, das tausend Fuß oder mehr abfiel. Unter ihnen erstreckte sich ein endloses Gewirr aus steilen Schluchten und tiefen Spalten, die sich durch blutrotes Gestein wanden, so weit das Auge reichte. Ob die Furchen von alten Flüssen gebahnt worden waren oder der Stein von Göttern zerrissen oder von Felsen gespalten, die vom Himmel gefallen waren, konnte niemand sagen. Durch das geborstene Land zogen sich riesige, gezackte Abgründe, die Sackgassen bildeten und im Kreis herumführten, und dieser Irrgarten erstreckte sich bis zum Horizont – insgesamt fünfzehntausend Quadratmeilen.
Aiko starrte lange auf das zerklüftete Land, die linke Hand fest gegen die Brust gepresst, wo die verborgene Tigerin prangte, und sagte schließlich: »Darin wartet der Tod.«
Aus den dunklen Schatten des Labyrinths der Schluchten ertönte ein entferntes grässliches Heulen, das über das blutrote Gestein hallte, als schleiche irgendwo in den Tiefen ein furchtbares, tödliches Wesen herum.
9. Kapitel
»Garlon!« Alos zuckte zurück und schien fliehen zu wollen. Ferai klammerte sich an Delons Arm, während die Echos des entfernten Geheuls langsam verhallten. »Der ‘âlim«, hauchte sie. »Er hat gesagt, das Labyrinth wird von einem Dämon heimgesucht.«
»Lasst uns gehen«, stammelte Alos entsetzt. »Zurück nach Aban.«
»Nein, Alos«, sagte Arin. »Unser Weg liegt dort.« Sie zeigte auf die Felsen.
»Aber Ihr habt Ferai doch gehört. Es wird von einem Dämon heimgesucht.«
»Das könnte auch nur eine falsche Behauptung sein, die von den Fäusten von Rakka in die Welt gesetzt wurde«, sagte Arin. »Trotzdem heult etwas in dem Labyrinth. Aiko, was sagt Eure Tigerin?«
»Sie knurrt sehr deutlich, Dara«, erwiderte die Ryodoterin. »Was immer dort ist, es ist tödlich.«
Einen Arm um Ferai gelegt, nickte Delon. »Das glaube ich. Und bei der Frage, worum es sich handeln könnte, ist ein Dämon aus der Hèl eine ebenso gute Erklärung wie jede andere.« Mit der freien Hand zeigte er auf das geborstene Land, das in der untergehenden Sonne blutrot leuchtete. »Was könnte dies anderes sein als eine von Dämonen heimgesuchte, unbarmherzige Hèl?«
»Eure Vision der Hèl unterscheidet sich von meiner«, sagte Egil. »Aber Hèl oder nicht, Dämon oder nicht, irgendetwas ist dort unten.«
»Seht Ihr!«, verkündete Alos. »Wir sind uns alle einig. Lasst uns umkehren.«
Arin
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