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Elfenkrieger (Mithgar 02)

Titel: Elfenkrieger (Mithgar 02) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis L. McKiernan
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schüttelte nur den Kopf.
    Egil schaute auf die heraufziehende Dämmerung. »Nun, was es auch ist, ich würde ihm lieber nicht im Dunkeln begegnen. Ich sage, lasst uns einstweilen hier auf dem Plateau lagern und morgen in der Frühe dem Weg ins Labyrinth folgen und den Tempel bei Tageslicht suchen.«
    Alos ächzte. »Was bringt Euch auf den Gedanken, dass dies der Weg zum Tempel ist?«
    »Wenn er es nicht wäre«, sagte Egil, »hätte der ‘âlim uns nicht hierher geschickt.«
    Alos’ Hände flatterten hektisch umher, als suche er etwas zu trinken, während er mit nörgelnder Stimme sagte: »Vielleicht hat er gelogen. Vielleicht ist das gar nicht der richtige Weg.«
    »Nein, Alos. Wir müssen seinen Worten vertrauen.«
    »Ha! Und warum, glaubt Ihr, können wir ihm vertrauen?«
    Egil deutete mit einer Kopfbewegung auf die Kriegerin aus Ryodo. »Das hat uns Aikos Tigerin verraten.« Dann wandte sich der Fjordländer vom Anblick des Labyrinths ab und ging zu den hinter ihnen knienden Kamelen zurück.
    »Aber dieselbe Tigerin hat uns verraten, dass dort unten der Tod wartet«, rief Alos den anderen hinterher, die Egil folgten. Dann warf der alte Mann einen Blick auf das rote Labyrinth, seufzte noch einmal und stapfte ihnen eilig hinterher.
     
    Sie entzündeten ein kleines Holzkohlenfeuer auf dem nackten Fels und erhitzten Wasser, um Tee zu kochen. Während sie darauf warteten, dass es kochte, wandte Delon sich an Egil und sagte: »Eure Vision der Hèl unterscheidet sich also von meiner.«
    Egil nickte. »Ja. Meine Hèl ist trostlos und eisig. Dort ist es dunkel und klirrend kalt, und es gibt keinen Schutz vor den bitteren Winden, überhaupt keinen Schutz. Die dorthin verbannten Seelen sind zu einer ewigen Wanderschaft durch die gefrorene Landschaft verurteilt, auf der ihnen bodenlose Spalten und Eisberge den Weg versperren.«
    Alos hielt seine zitternden Hände nah an den winzigen Haufen glühende Holzkohle. »Es gibt keine Wärme, wie? So ähnlich wie in diesem Lager, würde ich sagen.«
    Egil lächelte. »Viel schlimmer, Alos. Viel schlimmer.« Dann zuckte der Fjordländer die Achseln. »Das heißt, wenn es eine Hèl gibt.« Egil wandte sich an Delon. »Ich nehme an, Eure Hèl sieht so ähnlich aus wie dieses Labyrinth.«
    Delon nickte. »Wie Ihr sagt, falls es eine Hèl gibt. Ich habe immer geglaubt, die Hèl bestehe aus Felsen, Steinen, Geröll und endlosen, felsigen Schluchten. Kein Wasser. Keine Pflanzen. Keine Tiere. Nur hartes Gestein… nichts, das die Umgebung erträglich macht… und kein Ort, wo man sich hinlegen und schlafen kann. Wie Eure Hèl ist sie dunkel, und die Seelen sind dazu verurteilt, ewig darin umherzuirren, um einen Ruheplatz, einen behaglichen Ort zu finden, den es aber nicht gibt.«
    Ferai schüttelte den Kopf. »Die Hèl ist ein Ort, wo ständig der Wind heult und Sand durch die dunkle Luft wirbelt. Das ganze Land ist mit Dornen übersät, die stechende Wunden verursachen, welche niemals heilen.«
    Ferai wandte sich an Alos. Der alte Mann schien zusammenzuschrumpfen. »In meiner Vorstellung ist die Hèl schwarz, völlig lichtlos und voller Gruben, Abgründe und umherstreifender Bestien, die ruhelose Seelen jagen.« Alos schauderte und fügte dann hinzu: »Vielleicht Wesen wie das, was gerade geheult hat.«
    Alle Augen richteten sich auf Aiko. »Ich glaube nicht, dass es eine Hèl gibt, und übrigens auch kein Paradies.« Sie deutete auf ihre Umgebung. »Es gibt nur das hier und nicht mehr. Tot ist tot, danach gibt es nichts.«
    Alos sah sie an. »Wie erklärt Ihr Euch dann die Geister?«
    Aiko erwiderte den Blick des alten Mannes völlig ungerührt. »Ich glaube nicht an Geister.«
    Alos zeigte mit einem zitternden Finger in die Richtung des Labyrinths. »Wie erklärt Ihr Euch dann das, was wir heulen gehört haben?«
    »Wenn es ein Akuma ist – ein Dämon –, dann ist es kein Geist, sondern etwas sehr Lebendiges.« Aiko berührte das Heft ihrer Schwerter. »Und jedes lebendige Wesen kann man töten.«
    Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Schließlich wandte Delon sich an Arin. »Und was glaubt Ihr, Dara? Über die Hèl, meine ich.«
    Arin sah den Barden an. »Wenn es eine Hèl gibt, dann stelle ich sie mir als große Leere vor, als Abgrund mit absolut nichts darin, kein Licht, kein Dunkel, keine Kraft, überhaupt nichts. Und in dieser Leere gibt es nur das eigene Ich. Könnt Ihr Euch eine schlimmere Strafe vorstellen?« Sie sah sich in dem Kreis um, doch keiner hatte eine

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