Elfenkrieger (Mithgar 02)
Kreatur, die nachts heult«, fügte Ferai hinzu.
»Verdammt!«, rief Alos aus und schmiegte sich an die Felswand hinter ihm.
In jener Nacht standen sie in Schichten Wache, die sich überschnitten. Aiko und Alos, Alos und Delon, Delon und Ferai, Ferai und Egil, Egil und Arin, Arin und Aiko. Wieder ertönte mitten in der Nacht ein langes Heulen, scheinbar lauter als zuvor, und ließ die Schläfer aufschrecken und die Waffen zücken, doch nichts kam aus der Finsternis und griff sie an.
Kurz vor Morgengrauen, als ein bleicher Halbmond über ihnen am Himmel stand, stöhnte Egil und schlug im Schlaf um sich, da er von einem grässlichen Traum heimgesucht wurde.
Sie brachen das Lager ab, als sich der sichtbare schmale Streifen des Himmel über ihnen aufhellte, und waren bald wieder unterwegs. Die Kamele blökten verdrossen, weil sie außer einer spärlichen Ration Getreide nichts zu essen und überhaupt nichts zu trinken bekommen hatten und darüber hinaus auch noch Reiter und Fracht tragen mussten.
Wieder färbten sich die dunklen Schatten rötlich, als der Tag im Land der roten Felsen Einzug hielt. Der Weg wand sich
durch das Labyrinth, und unzählige Schluchten zweigten in alle Richtungen ab. Arin traf eine Richtungsentscheidung nach der anderen, während die Sonne, die sie nur sahen, wenn die Schluchten nach Osten führten, langsam höher stieg.
»Garlon, aber ich könnte schwören, dass wir uns im Kreis bewegen«, maulte Alos. »Entweder das, oder wir haben uns vollkommen verirrt.«
»Was bringt Euch zu dieser Annahme?«, fragte Ferai.
»Diese Schlucht, dieser Felsen, ich schwöre, dass wir schon tausendmal hier vorbeigekommen sind.«
»Tausendmal?«
»Jedenfalls mehr als einmal, so viel ist sicher.«
Ferai schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, Alos. Ich glaube, dass inmitten all dieser roter Felsen alles gleich aussieht.«
Delon nickte zustimmend. »Selbst das Rot sieht für mich langsam normal aus. Ich frage mich, ob es möglich ist, sich an die Hèl zu gewöhnen.«
Der Mittag kam und ging, und sie folgten dem Weg immer weiter, mal im Sattel, mal zu Fuß, und mit jedem Schritt wuchs die Gefahr. Aiko bestand jetzt darauf, zu führen, wenngleich sie an jeder Kreuzung innehielt, damit Arin ihre Wahl treffen konnte.
Der Nachmittag kam, und dann näherte sich der Abend, und die Schatten in den Schluchten vertieften sich wieder.
Alos stöhnte. »Noch eine Nacht in diesem verwünschten Labyrinth, und kein Ende ist abzusehen. Wir haben uns in Eurer Hèl verirrt, Delon. Vielleicht sind wir für immer darin gefangen und werden niemals wieder hinausfinden.«
Bevor Delon antworten konnte, bog Aiko um eine Kurve, und vor ihr im Gestein gähnte die Öffnung eines gewölbten Tunnels: niedrig, schmal und schwarz. »Yojin sum!«, rief sie. »Seid auf der Hut.«
»Das ist in den Fels gehauen worden und nicht natürlich entstanden«, sagte Egil. »Seht: Dieser Weg ist von Meißeln und Spitzhacken gebahnt worden.«
Während Aiko die steilen Wände der Schlucht betrachtete, die vor dem Tunnel in einer Sackgasse endete, sagte Arin: »Der Weg führt hinein.«
Egil schaute von einem zum anderen. »Dann gehen wir auch hinein.«
»Passen die Kamele durch die Öffnung?«, fragte Ferai. »Ich meine, der Tunnel sieht zu schmal aus.«
Delon musterte die Kamele und dann die Öffnung vor ihnen. »Ich denke schon. Aber wir müssen sie führen.«
»Noch nicht«, sagte Egil.
Aiko, die mittlerweile ihre Schwerter gezückt hatte, nickte und sagte: »Egil hat Recht. Ich möchte dort drinnen nicht in eine Falle geraten und mir dann von den Kamelen den Rückweg versperren lassen. Ich gehe zuerst zu Fuß hinein und sehe nach, wohin dieser Tunnel führt.«
»Nicht allein«, sagte Egil. »Ich werde Euch begleiten.«
»Ich ebenso«, sagte Delon.
»Und ich auch«, fügte Ferai hinzu.
»Ich bewache solange die Kamele«, sagte Alos, der vor dem dunklen Eingang zurückwich. »Aber nicht allein.«
Arin schaute von einem zum anderen und seufzte. »Ich werde bei Euch bleiben, Alos.«
Egil wandte sich an die Dylvana, umarmte sie und sagte: »Halt dich zur Flucht bereit.« Dann küsste er sie, löste sich von ihr und zückte seine Axt.
Delon zündete eine kleine Öllampe an, und die vier traten mit gezogenen Waffen in die dunkle Tunnelöffnung.
Der Boden war im Inneren glatt behauen, und nach zehn Schritten bog der Gang scharf nach links ab. »Das erinnert mich an den Tunnel unter Gudruns Festungswällen«, flüsterte
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