Elfenkrieger (Mithgar 02)
Egil.
»Genau«, sagte Aiko. »So angelegt, um Belagerungsmaschinen aufzuhalten.«
»Aber es gibt keine Pechnasen«, meinte Delon leise.
»Wenigstens nicht in diesem Abschnitt«, erwiderte Egil.
Wieder beschrieb der Gang eine scharfe Biegung, diesmal nach rechts, und voraus konnten sie ein herabgelassenes Fallgatter und einen Schimmer des in den Abend übergehenden Tages ausmachen.
»Löscht das Licht«, zischte Aiko. Während Delon die Laterne ausblies, fügte Aiko hinzu: »Geht leise. Die Gefahr liegt gleich hinter dem Gitter.«
Vorsichtig näherten sie sich dem massiven Fallgatter, und sie hatten gerade die Gitterstäbe erreicht, als plötzlich eine Frauenstimme rief: »Min int?«
Erschrocken pressten sie sich in dem schmalen Gang an die Wände. Und wieder rief die Stimme: »Min int?«
Sie kam von oben.
Egil schaute hoch, sah jedoch nichts. Er holte tief Luft. »Wir sind Freunde.«
Nach einer kleinen Pause erwiderte die Frau: »Freunde?« Sie hatte denselben Akzent wie der ‘âlim. »Und doch kommt Ihr mit der Waffe in der Hand?«
Egil sah Aiko an. »Wir haben Gefahr gespürt.«
»Ah. Hier sind viele Dinge gefährlich. Was wollt Ihr?«
Wieder sah Egil Aiko an, dann Ferai und Delon. Nach einem Nicken von jedem von ihnen erwiderte er: »Wir kommen in einer dringenden Mission und suchen einen Bewahrer Des Glaubens Im Tempel Des Labyrinths.«
Lange Augenblicke verstrichen, bevor sich schließlich das schwere Fallgatter mit dem Knirschen von Zahnrädern und dem Klacken einer Sperrklinke hob. Auf halbem Weg kam es zum Stillstand.
»Tretet ein«, rief die Stimme.
Egil machte Anstalten, sich zu bücken, doch Aiko hielt ihn
auf. Er drehte sich zu ihr um und sagte: »Wenn das hier der Tempel ist, müssen wir das Risiko eingehen.«
Sie sah ihn ausdruckslos an und nickte dann.
Gemeinsam duckten sie sich unter den Gitterstäben hindurch, und Delon und Ferai folgten ihnen.
Sie kamen in ein kreisrundes Tal, ein steinernes Becken mit einem Durchmesser von fast zwei Meilen, das von allen Seiten von senkrechten, roten Felswänden umringt war, die hoch in den Abendhimmel ragten.
»Bleibt stehen!«, ertönte ein Befehl von hinten.
Sie blieben stehen und drehten sich langsam um.
Hinter einer niedrigen, mit Zinnen versehenen Brüstung auf einer Mauer über dem Fallgatter standen vielleicht fünfzig dunkelhaarige Frauen verschiedenen Alters, alle in roten, zum Fels passenden Gewändern. Alle waren mit einem Bogen bewaffnet und hatten einen Pfeil auf die Sehne gelegt, und alle Pfeile zielten auf die vier Eindringlinge. Zwischen ihnen und in der Mitte, an einer Kerbe in der Mauer, wo eine Leiter lehnte, stand ein hoch gewachsener Mann, der ebenfalls ein rotes Gewand trug. Er schien Anfang dreißig zu sein, war gut sechs Fuß vier groß und von geschmeidiger Statur. Seine Haare waren kastanienfarben, aber von der Sonne gebleicht, seine Haut war sonnengebräunt, und die Augen strahlten eisblau. Seine Hände ruhten auf dem Heft eines großen zweihändigen Schwertes, dessen Spitze auf dem Boden der Brüstung ruhte.
Aiko sah ihn verwirrt an, und dann schob sie ihre Schwerter in die Scheide und sagte zu Egil: »Das verstehe ich nicht. Er ist nicht die Gefahr, aber die Gefahr steckt in ihm.«
11. Kapitel
»Ihr sagt, Ihr sucht einen Bewahrer des Glaubens«, rief eine ältere Frau, die links von dem Mann stand. Sie trug keinen Schleier, ebenso wenig wie die anderen Bogenschützinnen. »Wir alle hier sind Bewahrer des Glaubens.«
Egil schob die Axt in den Gürtel und bedeutete Delon und Ferai, ebenfalls die Waffen einzustecken. Während sie dies taten, rief die Frau: »Wakaf lataht’.« Die anderen Frauen entspannten die Bogensehnen und senkten ihre Waffen.
Mit leeren Händen sagte Egil: »Wir sind weit gereist und haben eine lange Geschichte zu erzählen.«
»Soll ich jemanden schicken, der Eure beiden Gefährten von draußen und die Kamele holt, bevor Ihr beginnt?«, fragte sie, während sie dem Mann bedeutete, mit ihr herabzusteigen. Er schulterte sein großes Schwert und ging nach unten. Die Frau folgte ihm.
Egil sah Aiko an. Die Ryodoterin ließ den großen Mann nicht aus den Augen, während sie nickte und sagte: »Wenn wir sie nicht angreifen, geht von diesen Frauen keine Gefahr aus. Aber zu dem Mann kann ich nichts sagen. Dennoch dürfte es für Dara Arin ungefährlich sein.«
Mittlerweile waren der Mann und die Frau die Leiter hinabgestiegen, und nun kamen auch viele der anderen Frauen herunter, obwohl
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