Elfenkrieger (Mithgar 02)
anderen –, und diese Mäntel trugen sie jetzt zusammengerollt und auf ihre Rucksäcke gebunden. Während sie die freie Fläche und die Festungsmauern dahinter betrachteten, flüsterte sie, dass sie sich mit den Umhängen tarnen und unentdeckt über das kahle Land schleichen könnten, jedenfalls glaubte sie das.
Die Sterne funkelten am Himmel, während die Gefährten den dunkelhäutigen Wachen bei ihren Rundgängen auf der Mauer zusahen.
Da sie nichts entdeckten, was ihre Pläne geändert hätte, tauchten die Gefährten wieder im Dschungel unter, um nach Süden zu schleichen und an der rückseitigen Mauer wieder hervorzukommen. Lange betrachteten sie den Wall, während die Nacht voranschritt, und wie bei der Ostmauer schien es auch hier nichts zu geben, was sie zu einer Änderung ihrer Pläne veranlasst hätte.
Wieder tauchten sie im Dschungel unter und arbeiteten sich nach Westen vor. Als sie dort die Festungswälle betrachteten, schien ihnen das Erklimmen des Turms immer noch die beste Möglichkeit zu sein.
Dann marschierten sie durch Unterholz und Ranken und Bäume zur Nordwestecke des hohen Steinturms, dessen Innenseite von flackerndem Fackelschein beleuchtet wurde.
Delon murmelte: »Anscheinend war Eure Zeichnung exakt, Egil. Außen vor dem Turm scheint es keine Böschung zu geben.«
»Aber es gibt Schießscharten«, sagte Arin. »Und wenn im Inneren Wachen sitzen…«
»Keine Sorge«, sagte Delon. »Nach allem, was ich gesehen habe, bestehen der Turm und auch die Mauern aus großen Steinblöcken, die aufgeschichtet wurden. Manche Teile sind mit Mörtel verbunden, andere nicht. Ich glaube, es gibt genug Spalten und Vertiefungen, sodass wir frei daran emporklettern können. Wir werden nicht einen einzigen Nagel in das Mauerwerk schlagen müssen, und unser Aufstieg wird lautlos erfolgen.«
Arin schaute zum Himmel. »Mitternacht naht.«
»Dann lasst es uns angehen«, sagte Egil, indem er seinen Umhang vom Rucksack losband. Er wandte sich an Ferai. »Die graubraune Seite nach außen?«
»Genau«, erwiderte sie.
Langsam und vorsichtig bewegten sie sich über das offene Gelände und lauschten dabei angestrengt auf ein Anzeichen, dass man sie entdeckt habe, während sie gleichzeitig alle Bewegungen auf der Mauer beobachteten und nach Verhaltensänderungen Ausschau hielten. Schließlich gelangten sie in den Schatten des Turms, und alles schien in Ordnung zu sein, doch plötzlich wurde es lebendig auf den Wehrgängen, und es gab viel Geschrei.
»Ruhig. Keine Bewegung!«, zischte Ferai leise. »Das gilt vielleicht nicht uns.«
Unter viel Geklirr wurde das Fallgatter hochgezogen.
»Haltet Euch zur Flucht bereit«, zischte Egil. »Es sind zu viele für einen Kampf. Wir müssen unter allen Umständen vermeiden, in die Gefangenschaft des Ungeheuers dort drinnen zu geraten.«
Aiko knurrte leise, sagte aber nichts.
Mehrere Drökha marschierten hinaus und schauten die Böschung hinunter auf die Bucht.
Entsetzte Schreie hallten von unten herauf, denen ein lautes Schluchzen folgte. Ein Trupp Rûpt kam um die letzte Biegung der Serpentine und marschierte zum Tor. Und mitten zwischen ihnen, gefesselt, flehend, bittend und bettelnd, wurde ein einäugiger alter Mann herumgestoßen.
Alos.
22. Kapitel
Als der Trupp den schreienden Alos in die Festung führte und das Fallgatter hinter ihnen herunterrasselte, verkündete Egil: »Wir müssen ihn retten.«
Aiko antwortete mit tonloser Stimme: »Wenn wir einen Rettungsversuch unternehmen, gefährden wir dadurch die ganze Mission.«
Egil wandte sich ihr zu und erwiderte: »Wenn wir es nicht tun, wird er auf eine entsetzliche Art sterben.«
Ferai zischte: »Aber das ist der Mann, der gesagt hat, wenn man uns erwischt, würde er keinen Finger rühren, um uns zu helfen.«
»Er ist gar nicht erst in die Situation gekommen«, erwiderte der Fjordländer.
Aiko sagte: »Wäre er in die Situation gekommen, hätte er versagt.«
»Und sollen nun wir versagen, Aiko?«, fragte Egil. »Denn in die Situation gekommen sind offenbar wir.«
Aiko sah Egil ungerührt an und sagte: »Verlangt Ihr, dass wir das Leben eines einzelnen Mannes gegen all jene aufwiegen, die verloren sind, sollte unsere Mission scheitern?«
Delon zischte: »Ob wir nun das Leben eines Mannes gegen das vieler aufwiegen oder nicht, wir müssen jetzt etwas unternehmen, solange die Wachen noch durch das Spektakel eines kreischenden alten Mannes in Ketten abgelenkt sind.« Delon schlich weiter zur Basis
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