Elfenkrieger (Mithgar 02)
wenig vor, um am Turm vorbei an der Westmauer entlangzuschauen. Halbwegs überzeugt, dass kein Wachposten sie im Blickfeld hatte, näherte sie sich weiter dem Fenster.
Nach zwei Zügen war sie neben der dunklen Öffnung angelangt, lauschte angestrengt und riskierte schließlich einen Blick hinein. Dann zog sie ihr Schwert, trat auf das Fensterbrett und verschwand in der Turmstube.
Egil folgte ihr ohne jedes Zögern ins Innere.
Aiko hatte ihre abgeschirmte Laterne angezündet, und durch einen schmalen Spalt fiel ein wenig Licht in die runde Kammer, doch nicht genug, um von draußen sichtbar zu sein. Sie schloss die Vorhänge an den anderen Fenstern, wie sie es zuvor besprochen hatten, und Egil half ihr dabei, während Burel sich hineinzwängte. Dann folgten Delon, Arin und schließlich auch Ferai.
Delon löste das Seil, das ihn mit Arin verband, und schloss dann rasch die letzte Gardine vor dem Fenster, durch welches sie eingestiegen waren, sodass nun alle Maueröffnungen verhangen waren. Aiko und Burel stellten sich mit der Waffe in der Hand neben die Tür zum Treppenhaus, und Egil öffnete den Lampenschirm etwas weiter, um die Truhe zu suchen, die er auch rasch fand.
Dann zogen Egil und Delon die Waffen und gesellten sich zu Aiko und Burel, während Ferai und Arin sich vor die eisenbeschlagene Truhe mit den drei Schlössern kauerten. Mithilfe ihrer Laterne untersuchte Ferai sorgfältig die gesamte Truhe auf Fallen und Schutzvorrichtungen, ohne sie dabei anzufassen. Als sie keine fand, wandte sie sich an Arin. »Dara, setzt Eure besondere Sicht ein und seht nach, ob sie verzaubert ist.«
Arin nickte und starrte konzentriert auf die Truhe. »Die Truhe ist von einer schwachen Aura umgeben, Ferai.«
»Was bedeutet das?«
»Ich weiß es nicht.«
Ferai holte tief Luft und legte den Kopf auf die Seite. »Tja, Alarm oder nicht, Falle oder nicht, wir müssen sie öffnen. Beobachtet sie genau und gebt Acht, ob sich etwas verändert.«
Dann nahm Ferai sich die drei Schlösser vor und untersuchte sie ebenfalls sehr eingehend. Schließlich entrollte sie einen in Leder gebundenen Satz Dietriche, wählte einen aus, berührte das rechte Schloss und sah Arin an.
»Keine Veränderung.«
Jetzt führte Ferai den Dietrich in das Schloss, und wieder blieb die Aura unberührt.
Ferai bewegte den Dietrich vorsichtig im Schlüsselloch.
Die Zeit kroch dahin.
Klick!
Ferai sah Arin an. Die Dylvana schüttelte den Kopf.
Ferai legte das geöffnete Schloss beiseite und ging dann zum linken Schloss über, für das sie einen anderen Dietrich wählte.
Während die Augenblicke verstrichen, war an Geräuschen nur leises Atmen und ein winziges Kratzen von Messing in Stahl zu hören.
Klick!
Wieder schüttelte Arin den Kopf.
Jetzt ging Ferai zum mittleren Schloss über und sah sich das merkwürdige Schlüsselloch lange und ausgiebig an. Schließlich seufzte sie leise und wählte zwei Dietriche, die sie beide ansetzte.
Noch mehr Zeit verrann, und in der Ferne hörten sie einen Ruf und das Trampeln von Füßen, alles durch die schweren Vorhänge gedämpft. Egil sah Aiko an und murmelte: »Wachwechsel?«
»Vielleicht«, erwiderte sie.
»Was sagt Eure Tigerin?«
»Sie ist extrem aufgeregt, und das ist sie schon, seit die Festung in Sicht kam, obwohl es immer schlimmer geworden ist, je näher wir dem Turm gekommen sind. Im Moment verkündet sie laut jaulend, dass Gefahr droht.«
Egil sah die Ryodoterin fest an. »Trotzdem, Aiko, wir können nichts anderes tun als warten.«
Immer noch kroch die Zeit. Schließlich nahm Ferai noch einen dritten Dietrich und schob ihn an den anderen beiden vorbei ins Schlüsselloch. Schweiß stand auf ihrer Stirn, als strenge sie sich sehr an, und sie murmelte beinah unhörbar vor sich hin.
Klick!
Während sie den angehaltenen Atem entweichen ließ, sah Ferai Arin an. Die Dylvana murmelte: »Nein.« Ferai legte das dritte Schloss auf den Boden, dann strich sie mit der Hand über den Deckel der Truhe und hob ihn ganz vorsichtig an.
Arin keuchte auf. »Die Aura hat die Farbe gewechselt.«
»Eine Falle? Ein Alarm?«
»Ich weiß es nicht.«
Sie lauschten angestrengt, doch es war kein alarmierendes Geräusch zu vernehmen.
Schließlich hob Ferai den Deckel einen Fingerbreit an und hielt dann inne.
»Keine Veränderung«, sagte Arin.
Dann hob Ferai den Deckel langsam, aber stetig an, bis die Truhe schließlich offen stand.
Sie wartete.
Nichts geschah.
Sie lugte hinein und sagte: »Verdammt! Nur
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