Elfenkrieger (Mithgar 02)
Papier.«
Arin schaute ebenfalls hinein. »Vada! Sie leuchten alle.«
Mit Ferais Hilfe begann Arin mit der Untersuchung der Schriftrollen in der Truhe. Eine nach der anderen entrollten sie. Manche legten sie sofort beiseite, bei anderen bemühten sie sich, den Inhalt zu lesen. Jene, die Ferai nicht entziffern konnte, gab sie an Arin weiter. Bald war der Boden rings um sie her mit Schriften übersät. Plötzlich zischte Arin: »Hört Euch das an:
Hier habe ich den grünen Stein versteckt, einen Talisman der Macht, der nun in einer Schatulle aus Zwergensilber am Krakenteich angekettet ist. Der eigentliche Teich liegt tief im Felsen des Drachenhorsts, und es gibt nur zwei Wege dorthin. Ein Eingang, der zur Truhe führt, befindet sich auf dem großen Gesims, einem Vorsprung, den die Drachen eifersüchtig bewachen, denn er ist ihr Tor zur Welt Kelgor. Der andere Eingang liegt weit unterhalb des Vorsprungs, etwas unter der brodelnden Oberfläche des Borealmeers. Unter Wasser reicht ein Spalt eine Meile tief oder noch tiefer, ein großer Riss im Fundament des Bergs, und durch diesen Spalt schießt eine gewaltige Strömung, so stark, dass kein Schwimmer ihr trotzen kann. Ich nehme an, dieser Wirbel wird vom Großen Mahlstrom verursacht, der nicht weit entfernt davon tost. Von diesem Unterwasserzugang führt ein Weg vielleicht zweihundert Schritte weit zurück zum Krakenteich, wo die Truhe mit dem Drachenstein angekettet ist. Bei Flut steht der Weg beinah völlig unter Wasser, aber bei Ebbe befinden sich nur die äußersten hundert Fuß unter Wasser, obwohl niemand gegen die Kraft des Wassers anschwimmen kann.«
Arin schaute von dem Pergament auf. »Das ist es!«
In diesem Augenblick ertönte leises Gelächter, und eine Stimme sagte: »Ich hatte mich bereits gefragt, was Euch herführt.«
Glas splitterte, und ein beißender Geruch erfüllte das Turmzimmer.
Während Egil der Schwärze entgegentrudelte, die ihn plötzlich zu umfangen schien, tauchte aus einem undurchdringlichen arkanen Schatten neben einem der hohen Wandschränke ein dunkel gewandeter Magier auf.
»Ordrune, du Schwein«, keuchte Egil und hob schwach die Axt, doch sie entglitt seinen gefühllosen Fingern und fiel klirrend zu Boden. Für den Nordmann klang das Geräusch ohrenbetäubend laut, ein Läuten wie von einer großen Totenglocke in der absoluten Finsternis, die ihn rasch vollkommen verschlang.
23. Kapitel
Egils Puls hämmerte mit dröhnendem Schmerz durch seinen Schädel. Er lag in etwas Feuchtem, hatte einen säuerlichen Geruch in der Nase und verspürte Brechreiz. Ächzend wälzte er sich auf den Rücken, eine Bewegung, die von einem nassen Geräusch begleitet wurde. Er öffnete die Augen und sah flackernden Fackelschein. Wo er auch hinsah, begegnete dunkles Gestein seinem Blick. Er hob eine zitternde Hand an den Kopf, der unter den Nachwirkungen der Dämpfe pochte, die der Magier eingesetzt hatte. Vorsichtig richtete er sich in eine sitzende Stellung auf und nahm seine Umgebung genauer in Augenschein. Sein Blick fiel auf steinerne Mauern, Steinsäulen und in Stein eingelassene Gitterstäbe. Er befand sich in einer Zelle, und rechts und links waren ebensolche Verliese. Auch gegenüber befand sich eine Reihe davon. An einem Ende des Korridors zwischen den Zellenreihen war eine eisenbeschlagene Tür mit einem Eisengitter vor einem kleinen Guckloch.
Der Fjordländer saß auf nassem, fauligem Stroh, und direkt hinter den Gitterstäben seiner Zelle stand ein Eimer mit einem Seil anstelle eines Griffs, während direkt vor den Stäben ein Holzteller mit einem Holzlöffel wartete, beides mit lange getrockneter Grütze verkrustet. Er brauchte nicht zu fragen, wo er war, denn er war schon einmal hier gewesen, vor langer Zeit: Dies war Ordrunes Kerker.
In einer Zelle gegenüber registrierte er eine schwache Bewegung im Schatten. Sein Herz versank in den Tiefen der Verzweiflung, denn er konnte erkennen, dass es Arin war, noch bewusstlos und offenbar ebenfalls eine Gefangene des Ungeheuers Ordrune. Sein schlimmster Albtraum war Wirklichkeit geworden, und Egil erhob sich in schwärzester Niedergeschlagenheit. Er stand gerade auf den Beinen, als in einer Zelle irgendwo rechts von ihm jemand zu weinen begann.
Es war Alos.
»Egil«, jammerte er. »Egil.« Doch dann brach seine Stimme, und obwohl er zu sprechen versuchte, brachte er nur Schluchzen und Winseln heraus.
In den beiden Zellen zwischen Egil und Alos lagen Burel und Delon, die nach dem
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