Elfenkuss
glaube, ich mochte ihn vom ersten Tag an, seit er hergezogen ist. Wir waren zusammen im Fußballteam«, sagte Chelsea lächelnd.
Laurel stellte sich im Geiste vor, wie eine zehnjährige Chelsea – meinungsstark und offen genau wie jetzt, die nirgends richtig hinpasste – David zum ersten Mal traf. Den vorurteilsfreien David, der auf andere zuging. Kein Wunder, dass Chelsea sich an ihn drangehängt hatte. Trotzdem …
»Chelsea, nimm mir die Frage nicht übel, aber warum erzählst du mir das?«
»Ich weiß nicht genau.« Sie schwiegen eine Weile. »Es geht mir nicht darum, dir ein schlechtes Gewissen
zu machen oder so was«, versicherte Chelsea. »Ich weiß schon, dass David mich nicht auf diese Weise mag. Ehrlich gesagt, wenn er eine Freundin haben soll, wäre es mir lieb, wenn es jemand wie du wäre. Jemand, mit dem ich auch gut kann.«
»Das verstehe ich«, sagte Laurel.
»Ja und … bist du jetzt seine Freundin oder nicht?«, drängte Chelsea.
»Ich weiß nicht. Vielleicht?«
»Ist das eine Frage?«, fragte Chelsea grinsend.
»Keine Ahnung.« Laurel brach ab und warf Chelsea einen Blick von der Seite zu. »Macht es dir wirklich nichts aus, mit mir darüber zu reden?«
»Überhaupt nicht. Indirekt bin ich dann ja mit dabei.«
»Manchmal sagst du wirklich komische Sachen«, sagte Laurel kläglich.
»Ja, das sagt David auch dauernd. Ich persönlich finde dagegen, dass nicht genug Leute sagen, was sie denken.«
»Da hast du eindeutig recht.«
»Also, Freundin oder nicht?« Chelsea ließ nicht locker.
Laurel zuckte die Achseln. »Ich weiß es wirklich nicht. Manchmal glaube ich, ich will, aber ich hatte noch nie einen Freund. Ich war auch noch nie mit einem Jungen eng befreundet. Es gefällt mir gut … den Teil will ich nicht verlieren.«
»Müsstest du ja vielleicht nicht.«
»Vielleicht aber doch.«
»Es könnte weitere positive Nebenwirkungen haben«, sagte Chelsea.
»Wie denn das?«
»Wenn ihr beim Küssen angekommen seid, macht er dir vielleicht die Biohausaufgaben.«
»Sehr verführerisch«, sagte Laurel. »In Bio bin ich ohne ihn aufgeschmissen.«
Chelsea grinste. »Ja, das hat er mir auch schon gesagt.«
Laurel riss die Augen auf. »Das hat er nicht gesagt! Oder doch?«
»Das ist ja nun wirklich kein Geheimnis, so wie du täglich beim Mittagessen darüber stöhnst. Ich glaube, er wäre ganz toll als Freund.«
»Wieso ermunterst du mich die ganze Zeit dazu? Die meisten Menschen in deiner Lage würden alles tun, um uns auseinanderzubringen.«
»Ich bin nicht wie die meisten Menschen«, wehrte Chelsea ab. »Außerdem«, fuhr sie freundlicher fort, »würde es ihn richtig glücklich machen. Ich finde es schön, wenn David glücklich ist.«
»Ich bin wieder da«, schrie Laurel, als sie ins Haus kam. Sie warf ihren Rucksack auf den Boden und ging in die Speisekammer, um sich eine Dose Pfirsiche zu holen. Gerade als Laurel sich einen Pfirsich direkt aus der Dose gefischt hatte, kam ihre Mutter. Aber statt des mütterlich tadelnden Blickes, den sie ihr sonst zuwarf,
wenn sie keine Schüssel benutzte, seufzte Sarah nur und lächelte erschöpft.
»Kommst du heute Abend mit dem Essen alleine klar?«
»Sicher, wieso?«
»Deinem Dad geht es schlechter. Er hat Magenschmerzen, sein Bauch ist ein wenig geschwollen und jetzt hat er auch noch Fieber. Nicht hoch, 37,8, aber ich bekomme es nicht runter. Weder mit kalten Umschlägen noch mit einem kalten Bad. Nicht mal meine Ysop-Süßholz-Kapseln helfen.«
»Echt?«, fragte Laurel. Sarah hatte für alles ein Kraut parat und normalerweise wirkten sie Wunder. Ihre Freunde riefen sie oft an, wenn sie nicht mehr weiterwussten und die Schulmedizin nicht mehr half. »Hast du es schon mit Sonnenhut-Tee probiert?«, schlug sie vor, denn das gab Sarah ihr immer.
»Einen ganzen Eimer habe ich ihm gemacht, schön kalt. Aber er kann auch nicht gut schlucken, deshalb weiß ich nicht, ob er genug davon genommen hat.«
»Wetten, er hat was Falsches gegessen?«
»Möglich«, erwiderte Sarah zerstreut, aber überzeugt klang sie nicht. »Kaum dass du weg warst, fing es an, ihm wesentlich schlechter zu gehen. Egal«, sagte sie und konzentrierte sich wieder auf ihre Tochter. »Ich bleibe bei ihm und sehe, was ich für ihn tun kann.«
»Kein Problem. Ich habe ja meine Dosenpfirsiche und ein Haufen Hausaufgaben.«
»Da haben wir ja beide eine schöne Nacht vor uns.«
»Jep«, sagte Laurel seufzend mit Blick auf den Bücherstapel, der auf ihrem Schreibtisch
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