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Elfenkuss

Titel: Elfenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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verunstalteten Gesicht.
    »Yeah!« Red lachte – rheumatisch keuchend, es drehte Laurel den Magen um. »Ich hatte es so leid, in diesem alten Schrotthaufen abzuwarten, bis was passiert.«
    »Dabei sind wir die Besten in der Horde, aber Barnes behandelt uns, als wären wir Nullen. Schickt uns los, damit wir Kids fertigmachen. Kids!«
    »Echt.« Kurze Zeit herrschte Schweigen. »Wir sollten sie in Fetzen reißen, statt sie in den Fluss zu werfen. Das würde uns guttun!« Das leise Glucksen dieser perfekten Schauspielerstimme drang in jede Ecke des Wagens, obwohl es gar nicht laut war. Laurel lief ein
Schauer über den Rücken. »Das würde mir schon gefallen.« Red drehte sich mit einem erschreckend ruhigen Lächeln zu Laurel und David um. Dann seufzte er und konzentrierte sich wieder auf die Straße. »Sie sollen aber frühestens in ein paar Tagen gefunden werden. Stücke sind schwer zu verstecken, sogar im Fluss.« Nach einer Pause schloss er: »Es ist besser, wenn wir seine Befehle befolgen.«
    »Laurel?«
    Davids Flüstern lenkte sie einen gesegneten Augenblick lang ab. »Ja?«
    »Es tut mir leid, dass ich dir wegen Barnes nicht geglaubt habe.«
    »Schon gut.«
    »Ich hätte dir vertrauen sollen. Ich wünschte …« Er verstummte. »Ich wünschte, wir hätten …«
    »Fang bloß nicht an, dich hier zu verabschieden, David Lawson«, zischte Laurel, so leise sie konnte. »Es ist noch nicht vorbei.«
    »Ach nein?«, fragte David frustriert. »Was schlägst du denn vor?«
    »Wir überlegen uns was«, flüsterte sie, als das Geräusch des Blinkers ertönte und das Auto langsamer fuhr. Die Räder fuhren knirschend über eine Schotterstraße und es wurde dunkel um sie herum. Nach mehreren Minuten auf der Holperstrecke hielten die Männer an und öffneten die Türen.
    »Es ist so weit«, sagte Scarface, sein Gesicht leer wie ein unbeschriebenes Blatt.

    »Sie müssen das nicht tun«, sagte David. »Wir verraten nichts. Keiner …«
    »Psst«, sagte Red und legte David eine Hand über den Mund. »Spitzt die Ohren. Hört ihr das?« In der Stille hörte Laurel Vögel und Grillen, aber über allem rauschte in der Ferne der Chetco River.
    »So klingt eure Zukunft, die nur darauf wartet, euch mitzunehmen. Kommt schon«, sagte er und stellte David grob auf die Beine. »Ihr habt eine Verabredung, und wir wollen doch nicht, dass ihr zu spät kommt.«
    Während sie ihre Gefangenen den dunklen Weg entlang stießen, sang einer der Männer mit rauer Stimme und schrecklich falsch: »Oh Shenandoah, I long to see you. Away you rolling river.« Laurel schnitt eine Grimasse, als sie zum x-ten Mal mit ihrem bloßen Zeh an einen Stein stieß und zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte, sie hätte richtige Schuhe an statt Flip-Flops.
    Dann lichteten sich die Bäume und sie standen am Chetco River. Beim Anblick der schäumenden Stromschnellen holte Laurel schwer atmend Luft. Scarface schubste sie zu Boden. »Ihr bleibt hier sitzen«, schnauzte er sie an. »Wir sind gleich zurück.«
    Laurel konnte sich wegen der Fesseln nicht mit den Händen abstützen und landete auf dem Bauch, ihre Wange im nassen Dreck. Als David neben ihr lag, wurde auch ihr die Ausweglosigkeit ihrer Situation bewusst. Das Ganze war ihre Schuld, aber wie sollte sie sich dafür entschuldigen, dass er gleich umgebracht werden würde?

    »So hatte ich mir das Ende nicht vorgestellt«, murmelte David.
    »Ich auch nicht«, sagte Laurel. »Umgebracht von … wofür hältst du die? Ich … ich glaube nicht, dass das Menschen sind. Keiner von beiden, Barnes vielleicht auch nicht.«
    David seufzte. »Ich wollte dir noch nie so ungern recht geben.«
    Sie schwiegen.
    »Wie lange wird es dauern, was glaubst du?«, fragte Laurel, die den Blick nicht von den wilden Stromschnellen wenden konnte.
    »Keine Ahnung. Wie lange kannst du den Atem anhalten?« Er lachte finster. »Tja, bei dir wird es wohl länger dauern als bei mir.« Doch sein Lachen versiegte schnell und er seufzte.
    Laurel brauchte zwei Sekunden, um eins und eins zusammenzuzählen. »David!« Ein Fünkchen Hoffnung flackerte in ihren Gedanken auf. »Weißt du noch, das Experiment? Bei dir in der Küche?« Sie hörte das Gemurmel der Männer, die zum Ufer zurückkehrten. »David, atme ganz tief ein!«, flüsterte sie.
    Die Männer trugen schwere Steine und sangen ein Lied, das Laurel nicht kannte. Sie banden noch ein Seil um ihre Hände, und Scarface testete das Gewicht eines Steins, der so groß war wie ein Beachball.
    Kurz

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