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Elfenkuss

Titel: Elfenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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sehen.«
    Eine Viertelstunde! Laurel freute sich inständig, dass sie David zuerst befreit hatte. Schon nach fünf Minuten wäre er mausetot gewesen. »Wie hast du es ans Ufer geschafft?«
    David lächelte erschöpft. »Pure Sturheit. Zwischendurch dachte ich, ich schaffe es nicht. Aber ich habe gestrampelt und geatmet, wenn es irgend ging, und irgendwann war ich dann im Seichten.« Er rutschte an sie heran, bis sich ihre Schultern berührten. »Ich hatte keine Ahnung, wo du warst. Ich konnte auch die Stelle nicht finden, an der sie den Stein versenkt hatten, weil der Fluss so dunkel ist. Ich bin die ganze Zeit am Ufer auf und ab gegangen und hielt nach dir Ausschau.«
    »Und wenn die beiden Schweinehunde hier gewartet hätten?«, schimpfte Laurel.

    »Das Risiko bin ich eingegangen«, antwortete David leise. Sein Körper erschauerte heftig von oben bis unten und Laurel rappelte sich mühsam auf.
    »Du musst ins Warme«, sagte sie. »Nach all dieser Zeit im Wasser bist du völlig unterkühlt.«
    »Und du? Du warst viel länger da unten.«
    »Hast du vergessen, dass ich kein Warmblüter bin? Komm, wir suchen etwas Scharfes, womit wir das Seil durchschneiden können.« Sie beugte sich vor und wühlte in der Erde.
    »Nein«, sagte David. »Lass uns bitte zum Auto zurückgehen. Da habe ich ein Messer, dann dauert es nicht so lange.«
    »Glaubst du, das finden wir?«
    »Sollten wir, sonst ist es langsam egal, dass wir dem Fluss lebend entronnen sind.«
    Erschöpft trotteten sie stromaufwärts, bis ihnen die Landschaft nach langen Minuten ein wenig bekannter vorkam. »Da!« Laurel zeigte auf den Boden. Ihr weißer Flip-Flop lag am Ufer, als wenn nichts wäre, angestupst von der Strömung. »Den habe ich wohl verloren, als Scarface mich hochgehoben hat.«
    David starrte die Sandale an. »Wie haben sie das gemacht, Laurel? Er hat mich mit einer Hand getragen!« Laurel nickte. »Meiner mich auch.« Sie verschonte ihn damit, wie schwer die beiden Steine gewesen waren. »Der Wagen müsste ungefähr dort stehen«, sagte sie und neigte den Kopf. Sie wollte weg vom Fluss und nie wieder dorthin zurückkehren.

    »Willst du ihn mitnehmen?«, fragte David und bückte sich nach dem Flip-Flop.
    Beim Anblick der abgewetzten weißen Sandale wurde Laurel ganz anders. Ihr Fuß pochte, aber sie konnte den Gedanken, in den Flip-Flop zu schlüpfen, nicht ertragen. »Nein«, sagte sie bestimmt. »Wirf ihn ins Wasser.«
    In der mondlosen Nacht fransten sie sich nur sehr langsam Richtung Auto. Zweimal mussten sie zurückgehen, aber nach weniger als einer halben Stunde ging David neben dem Auto in die Hocke und suchte im Radhaus nach dem Ersatzschlüssel. »Meiner Mom habe ich gesagt, das wäre Quatsch«, sagte David mit klappernden Zähnen. »Aber sie hat gesagt, eines Tages würde ich froh sein, dass er da ist.« Er nahm den silbernen Schlüssel an sich und hielt ihn in seinen zitternden Händen. »So was schwebte ihr wahrscheinlich nicht vor.« Als er den Schlüssel ins Schloss des Kofferraums steckte, seufzten sie erleichtert, als es klickte und der Deckel aufklappte. »Wenn ich nach Hause komme, kaufe ich ihr Blumen«, versprach er. »Und Pralinen.«
    David kramte umständlich in seinem Erste-Hilfe-Set und holte ein kleines Taschenmesser heraus. Es dauerte mehrere Minuten, die dicken Seile zu durchtrennen, aber es ging tausendmal besser als mit einem Stein. Er ließ den Wagen an und drehte die Heizung voll auf. Sie setzten sich auf die Vordersitze, hielten die Hände an die Lüftung und warteten darauf, dass ihre Sachen trockneten.

    »Zieh doch dein T-Shirt aus und meine Jacke an«, schlug Laurel vor. »Besonders warm ist die auch nicht, aber wenigstens ist sie trocken.«
    David schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht machen, die brauchst du doch.«
    »Mein Körper passt sich jeder Temperatur an – das hat er immer getan. Wir müssen dafür sorgen, dass dir wieder warm wird.« Laurel sah David den Kampf zwischen seinen Kavaliersidealen und dem verzweifelten Bedürfnis nach Wärme an. Sie rollte mit den Augen und nahm die Jacke vom Rücksitz. »Anziehen«, befahl sie.
    David wehrte sich nur noch kurz, zog dann aber sein nasses T-Shirt aus und ihre Jacke an.
    »Kannst du überhaupt fahren?«
    David schniefte. »Bis zur Polizeiwache komme ich schon. Das reicht doch, oder?«
    Laurel hielt Davids Hand am Schalthebel fest. »Wir können nicht zur Polizei gehen.«
    »Warum denn nicht? Zwei Männer wollten uns umbringen! Verdammt, dafür ist

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