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Elfenkuss

Titel: Elfenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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die Polizei doch da!«
    »Das ist eine Nummer zu groß, David, da kann auch die Polizei nichts machen. Hast du vergessen, wie die beiden Männer uns in den Fluss geworfen haben, als wögen wir gar nichts? Was könnten ein paar Polizisten gegen die ausrichten?«
    David starrte auf seinen Kilometerzähler und schwieg.
    »Das sind keine Menschen, David. Und jeder
Mensch, der sich ihnen in den Weg stellt, wird zwangsläufig verletzt.«
    »Und was sollen wir dann tun?«, fragte David wütend. »So tun, als ob nichts wäre? Augen zu und nach Hause schleichen?«
    »Nein«, sagte Laurel ganz leise. »Wir fahren zu Tamani.«
     
    Tränen der Erleichterung traten Laurel in die Augen, als sie den Wald betrat und den vertrauten Trost der Bäume spürte. Sie strich sich die Strähnen aus dem Gesicht und versuchte vergeblich, mit den Fingern durch ihr zerzaustes Haar zu fahren, während sie den dunklen Pfad zum Bach entlanghumpelte. Sie war so erschöpft, dass sie kaum einen verletzten Fuß vor den anderen setzen konnte. »Tamani?«, rief sie leise. In der finsteren stillen Nacht hörte sich ihre Stimme unnatürlich laut an. »Tamani? Ich brauche deine Hilfe.«
    Tamani gesellte sich so leise zu ihr, dass sie ihn erst bemerkte, als er sie ansprach. »Gehe ich recht in der Annahme, dass der Junge im Auto David ist?«
    Sie blieb stehen und nahm seine Erscheinung in sich auf. Diesmal trug er keine Rüstung, sondern ein langärmeliges schwarzes Hemd und eine passende Hose, die nahtlos mit den Schatten verschmolzen. Die Nacht war so dunkel, dass sie nur den Umriss seines Gesichts sehen konnte, sanft und außergewöhnlich attraktiv. Am liebsten hätte sie sich in seine Arme geworfen, hielt sich aber zurück. »Ja, das ist David.«

    Sein Blick war sanft, doch prüfend. »Warum hast du ihn mitgebracht?«
    »Ich hatte keine Wahl.«
    Tamani hob eine Augenbraue. »Immerhin hast du ihm gesagt, er soll im Auto bleiben.«
    »Ich gebe mir Mühe, Tamani, aber heute Nacht hätte ich ohne ihn nicht herkommen können.«
    Tamani schaute seufzend den Weg zurück, wo Laurel David im Wagen zurückgelassen hatte. »Ich muss zugeben, dass ich sehr froh bin, dass du gekommen bist. Aber heute Nacht ist der Wald voller Elfen, es ist kein guter Zeitpunkt.«
    »Warum sind sie denn da?«
    »In letzter Zeit gab es hier … erhebliche feindliche Aktivitäten. Warum, wissen wir nicht genau. Mehr kann ich dir nicht sagen.« Er warf einen schnellen Blick auf den Weg. »Lass uns weiter in den Wald gehen.« Er nahm ihre Hand und lief voran.
    Schon beim ersten Schritt raste der Schmerz ihr Bein hinauf, als ein Stock sie in den wunden Fuß stach. »Stehen bleiben, bitte«, flehte sie mit erstickter Stimme, aber in dieser Nacht schämte sie sich für nichts. Als Tamani stehen blieb und sich umdrehte, liefen ihr die Tränen die Wangen hinunter.
    »Was ist los?«
    Doch jetzt musste Laurel ihren Tränen freien Lauf lassen, sie konnte nicht mehr aufhören. Panik und Angst überwältigten sie so intensiv wie die Strömung des Chetco und sie rang nach Luft.

    Dann spürte sie Tamanis Arme, die sie hielten, seine Brust war warm, obwohl es draußen so kalt war. Er streichelte ihren Rücken, rauf und runter, bis er den Schnitt berührte, wo sie sich an dem Fensterrahmen geschnitten hatte, und sie ein Stöhnen nicht unterdrücken konnte. »Was ist mit dir passiert?«, flüsterte Tamani ihr ins Ohr, während seine Hände durch ihre Haare fuhren.
    Laurel krallte sich in sein Hemd und versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Tamani bückte sich, nahm sie in die Arme, hob sie von ihren wunden Füßen und drückte sie an sich. Sie schloss die Augen, wie hypnotisiert von seinem anmutigen Gleichschritt, der kein Geräusch machte. Er lief durch den Wald und legte sie kurz darauf auf den weichen Waldboden. Ein Funke erglühte, und Tamani entzündete etwas, das wie eine Messingkugel von der Größe eines Softballs aussah. Aus Hunderten winziger Löcher schien flackerndes Licht und erfüllte die Lichtung mit einem sanften Leuchten. Tamani legte seinen Rucksack ab und kniete neben ihr nieder. Ohne ein Wort legte er ihr einen Finger unter das Kinn und drehte ihr Gesicht erst nach links, dann nach rechts. Dann untersuchte er ihre Arme und Beine und kommentierte murmelnd die Kratzer und Abschürfungen. Sanft legte er sie sich in den Schoß, und Laurel roch den vertrauten Duft von Lavendel und Ylang-Ylang, als er etwas Warmes auf ihre geschundenen Fußsohlen auftrug. Zuerst kribbelte und brannte

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