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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dass der seltsame Kauz nicht wirklich anfangen würde zu singen. »Wie kannst du dir denn so sicher sein, dass es nur einen Gott gibt?«
    Jules lächelte glücklich. »Tjured schenkt mir diese Gewissheit.« Er senkte die Stimme. »Du musst wissen, er spricht zu mir. Nur sehr wenige sind auserwählt und können seine Stimme hören. Deshalb weiß ich, dass es nur einen Gott gibt. Ganz ehrlich, ich habe noch niemanden sonst getroffen, zu dem Gott spricht. Deshalb bin ich mir so sicher. Obwohl mich einige deiner Landsleute schon verprügeln wollten, weil sie die Wahrheit nicht hören mochten.« Kein Wunder, dachte Ulric. Aber irgendwie tat der Fremde ihm auch leid. Schließlich wusste Ulric selbst nur zu gut, was es hieß, nicht dazuzugehören und verprügelt zu werden.
    »Spricht einer deiner Götter zu dir?«, fragte Jules.
    Der Junge schüttelte bedächtig den Kopf. Er dachte an Gundar, den dicken Luthpriester, der erst vor wenigen Wochen gestorben war. Seinetwegen! Er hätte ihm nicht hinterherlaufen dürfen. Ob Gundar wohl mit Luth gesprochen hatte? »Unsere Götter geben uns Zeichen. Manchmal kommen sie auch, um uns zu helfen oder ihren Schabernack mit uns zu treiben.«
    »Du bist also tatsächlich schon einem Gott begegnet?«
    »Nein.« Ulric schüttelte unwillig den Kopf. Er mochte es nicht, wenn man ihm die Worte im Mund verdrehte.
    »Aber du kennst jemanden, der schon einmal einen Gott getroffen hat. Jemanden, dem du vertraust. Wo du dir ganz sicher bist, dass er keinen Unsinn redet.«
    »Ja!« Ulric dachte an Luths Geschenk, das rostige Kettenhemd, das er mit Gundar gefunden hatte. »Der Luthpriester aus unserem Dorf. Zu ihm hat der Schicksalsweber gesprochen. Er hat ihm einen Wahrtraum geschickt. Er ist ihm als Spinne erschienen und hat ihm verraten, dass bei der Spinne unter dem Regenbogen ein Geschenk für ihn liegt.«
    Jules schüttelte unwillig den Kopf. »Träume? Nein, das zählt nicht. Und überhaupt, was ist das für eine Geschichte? Sieht dieser Gott ... Luth, ja? Sieht der etwa aus wie eine Spinne?«
    »Nein. Aber Spinnen sind seine heiligen Tiere.«
    »Warum? Warum sollte ein Gott ausgerechnet so eine grässliche Kreatur wie eine Spinne zu einem heiligen Tier machen?
    Das ist doch Unsinn.«
    »Überhaupt nicht ...«
    »Dann sagt mir, was an einer Spinne heilig ist.«
    »Also, Luth webt die Schicksalsfäden der Menschen. So wie Spinnen Fäden weben und ... Wenn jemand stirbt, dann hat Luth den Schicksalsfaden durchtrennt. Und dann geht man zu ihm in die goldene Halle ... Manchmal kommt man auch zurück.« Ulric dachte an die Nacht, als Gundar ihm als Geist erschienen war. Er hatte sie alle gerettet. Ihn, seine Freundin Halgard, die verwundete Elfe Yilvina und Blut, den Hund seiner kleinen Schwester Kadlin. »Aber das passiert sehr selten. Außer, man war ein böser Mensch. Wen die Götter nicht in ihren Goldenen Hallen haben wollen, der wird zum Wiedergänger. Deshalb muss man ihn mit dem Gesicht nach unten ins Grab legen, damit er in die falsche Richtung gräbt, wenn er zu uns Lebenden zurückkommen will. Und man treibt ihnen einen Pflock aus Eschenholz durch das Herz. Denn in der Esche liegt die Kraft der Götter. Es ist ihr Lieblingsbaum. Neben den Eichen natürlich ...«
    »Natürlich.« Jules seufzte. »Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich alles verstanden habe, was du gerade erzählt hast. Ich will dich nicht beleidigen. Aber die Sache mit diesem Luth ... das scheint mir alles sehr unausgegoren zu sein. Er webt also Fäden wie eine Spinne. Und manchmal durchtrennt er einen der Fäden, und dann stirbt ein Mensch. Aber wenn man die Fäden in einem Spinnennetz durchtrennt, dann kann sich dort keine Fliege mehr verfangen. Werden diese Fäden durchtrennt, dann schenkt man unzähligen Fliegen das Leben. Das passt doch nicht zusammen. Glaubst du, ein Gott hätte sich ein so unpassendes Beispiel ausgesucht? So etwas denken sich Menschen aus. Die Gedanken Tjureds sind immer klar und einfach und leicht zu verstehen. Daran erkennt man den einzigen Gott. Er braucht keine Träume, die man deuten muss. Er spricht zu mir. Ganz unmissverständlich. Was hätte er auch davon, wenn ich seine Worte nicht verstehe? Diese Sache mit den Träumen und den komplizierten Omen ... Also, ich glaube, all diese Dinge haben sich nur die Priester von Göttern ausgedacht, die es gar nicht gibt. Sie brauchen so etwas für den Fall, dass etwas schief läuft. Denn dann war es nicht der Gott, der sich geirrt hat, sondern

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