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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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wie Stacheln über den Rücken der Echse erhob. Sorgsam verteilte er die braungoldenen Haufen, damit der Dung gleichmäßig trocknen konnte.
    »He, Mistträger! Komm herunter, wir brauchen dich.«
    Klaves sah sich verwirrt um, ob noch jemand anderes auf Dickhauts Rücken war.
    »Hörst du nicht, du Stinkbeutel?« Klaves hob den Beutel auf, in dem er den Dung trug. Was wollte Nikodemus von der Leinentasche? Die konnte er nicht haben! »Klaves! Komm endlich herunter!« Der Diener war erschrocken. Offenbar hatte der Kommandant schon die ganze Zeit ihn gemeint. Aber warum rief er ihn dann nicht bei seinem Namen? Klaves packte sich an die rasierte Stelle an seinem Kopf. Die Schmerzen kamen wieder. Alles war so verwirrend. Er hatte sich an seinen Namen nicht mehr erinnern können, bis der große Kommandant Elija so freundlich war, ihn zu erwähnen.
    Elija war ein guter Kerl. Er kam oft zu ihm. Meist wenn Ganda nicht in der Nähe war. Er erklärte ihm all die Dinge, die er nicht verstand. So vieles gab es, das er nicht verstand! Offenbar war er wohl etwas dumm! Selbst die Kinder konnten ihm Dinge erklären.
    Elija sagte, es liege daran, dass er so anders sei. Anfangs hatte er sich große Sorgen deshalb gemacht. Er war viel zu groß! Seine Arme und Beine waren ungelenk. Und er hatte nicht so einen hübschen Kopf wie die Lutin. Manchmal betrachtete er morgens seinen Kopf in der Trinkschüssel. Er war voller kahler Stellen, an denen kein einziges Haar wuchs. Und seine Schnauze war platt und eingedrückt. Den anderen musste es schwer fallen, eine so hässliche Gestalt anzuschauen.
    »Klaves! Komm endlich da runter, du Riesentrottel!« Er beeilte sich, die Strickleiter hinabzuklettern. Unten wartete eine ganze Gruppe von Lutin auf ihn. Dass es so viele waren, machte ihn unruhig. Er stellte sich ungeschickt an, als er vom Ende der Stickleiter absprang, und rollte ins Gras.
    Die Lutin lachten. Und auch er fiel in ihr Gelächter ein. Dann waren sie netter zu ihm.
    »Du stinkst zum Erbarmen!«, maulte Nikodemus. »Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du deine Finger im Gras abwischen sollst, wenn du in der Scheiße gewühlt hast!«
    »Zehnmal, Kommandant.« Das stimmte nicht. Es war öfter gewesen, aber Klaves wusste nicht, wie es nach zehn weiterging. Er wusste, dass es weiterging, aber seine Erinnerung hatte ihn verlassen. Bis zehn konnte er nur deshalb zählen, weil es ihm die Kinder beigebracht hatten. Morgen wollten sie ihm zeigen, wie man an den Zehen weiterzählte, wenn man mit den Fingern fertig war. Das hatten sie versprochen. Aber Klaves freute sich nicht darauf. Sie hatten ihm erklärt, dass er zum Zählen barfuß laufen müsste. Das war nicht gut in dem kalten Gras!
    »Wir brauchen jemanden, der schwer tragen kann«, erklärte Nikodemus.
    »Kommandant! Jawohl, Kommandant.« Nikodemus mochte es sehr, wenn man ihn mit Kommandant ansprach, deshalb tat er es so oft wie möglich. Das hatte Klaves schnell gelernt, genauso wie er schnell gelernt hatte, dass er schwerer tragen konnte als die Lutin. Mit etwas Mühe konnte er einen ganzen Dunghaufen auf einmal zum Trockengerüst bringen. Jeder Lutin im Lager musste dafür mehrmals laufen. Es war gut, wenigstens etwas zu können. Seine Kraft erfüllte Klaves mit Stolz.
    »Los jetzt!« Nikodemus winkte ihm, und die ganze Gruppe der Lutin setzte sich in Bewegung. »Und wisch dir endlich die Scheiße von den Fingern!«
    Widerwillig folgte Klaves dem Befehl. Er mochte das Gefühl, wenn der feuchte Dung auf seinen Händen trocknete. Und er beobachtete gerne, wie sich feine Risse in der zweiten, dunklen Haut bildeten und sie sich dann langsam wie Wundschorf ablöste.
    Stumm folgte Klaves den Lutin. Nach einer Weile hörten sie ein Stöhnen. Grobe Stimmen erklangen hinter einem Hügel. Noch immer behinderte leichter Dunst die Sicht.
    Ein Stück entfernt sah Klaves etwas Großes durch den Nebel gleiten. Es war noch größer als er. Besorgt schloss er dichter zu den Lutin auf.
    Auf der Kuppe des Hügels fanden sie ein seltsames Tier. Ein sehr großes Pony. Doch statt eines Halses wuchs ihm ein Männerleib aus dem Rumpf. Es musste ein Verwandter der Lutin sein, denn obwohl ihm die hübsche spitze Schnauze fehlte, hatte er sehr viele Haare im Gesicht.
    Die Lutin umringten den Toten. Sie schienen nach etwas zu suchen. Plötzlich kam eine riesige Gestalt den Hügel hinaufgelaufen. Sie kam direkt auf ihn zu und stieß ein markerschütterndes Brüllen aus. Die Kreatur hob eine Keule, aus der

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