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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Viehdiebstähle, die Blutrache und die ständigen Scharmützel mit den Uttikern, all das schwächt unser Volk. Seit Phylangan war ihm klar, welche Gefahr die Trolle darstellen. Und er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis sie nach Süden wanderten. Sie sind zu viele für die Snaiwamark. Und sie brauchen das Fleisch unserer Herden. Bisher haben sie nur die Lutin geschickt und für unser Fleisch gezahlt. Aber wie lange kann das gut gehen? Wir müssen stark sein. Wenn wir nicht zusammenstehen, dann werden sie uns Stamm um Stamm auslöschen. Als Katander ihm anbot, seine Tochter Elena mit mir zu vermählen, wusste er, dass all seine Pläne zunichte gemacht wurden. Er konnte das Angebot nicht einfach ablehnen, ohne Katander zu brüskieren. Dass ich statt Elena ein Weib heiraten würde, hinter dem kein mächtiger Stamm steht, hätte er niemals begriffen. Und mein Vater kannte mich so gut, dass er wusste, wie entschieden ich mich gegen eine Hochzeit wehren würde. Du hältst uns für Barbaren, Melvyn, aber wusstest du, dass mein Vater ein begeisterter Falrach-Spieler war? Zuletzt hat er sogar aus seinem Leben ein Falrach-Spiel und uns zu seinen Spielfiguren gemacht. Erinnerst du dich, wie verwundert du warst, dass Artaxas mit uns zum Fest kam? Mein Vater hatte ihn bestochen. Der Lamassu hat sich seinen Dienst sehr gut belohnen lassen. Nichts war dem Zufall überlassen. Auch nicht der Eid, den mein Vater ablegte. Indem er sich vor hunderten Zeugen zu einem tagelangen Trinkgelage verpflichtete, verschaffte er Kirta und mir einen Vorsprung. Und zumindest die ehrenhaften unter den Kentaurenkriegern konnten das Trinkgelage nicht einfach verlassen. Damit hätten sie den toten Ollowain und auch meinen Vater beleidigt. Mein Vater aber hatte noch etwas getan.« Der weiße Kentaurenfürst lächelte. »Er hatte einen Schutzgeist für Kirta und mich beschworen. Schon von der ersten Stunde unserer Flucht an fühlte ich mich immer wieder beobachtet. Du kennst das Gefühl? Etwas scheint in deinen Nacken zu stechen. Du weißt ganz sicher, irgendwo hinter dir ist ein lauerndes Paar Augen. So ging es über Wochen. Und dann kam der Tag, an dem uns die Verfemten stellten. Es war ein mörderischer Kampf. Sie waren genauso verzweifelt wie wir. Das Gold meines Vaters sicherte den Ausgestoßenen eine Zukunft. Kirta war an meiner Seite. Ich sah den Schwertstoß, der auf ihr Herz zielte. Meine Waffe war gebunden durch einen Fischspeer. Drei von fünf Gegnern hatten wir überwunden, doch der Tod war ihr gewiss. Da durchschlug mit einem widerlichen Knacken ein Pfeil den Kopf des Kriegers, der sie beinahe getötet hätte, und sie trug nur eine leichte Schnittwunde davon. Ich bezwang den letzten Gegner. Und da sahen wir ihn, unseren Retter. Eine Gestalt ganz in Weiß zwischen tief verschneiten Birken. Ein Elf. Einen Wimperschlag nur sahen wir einander an. Dann verschwand er. Doch ich wusste, dass er weiterhin in unserer Nähe war. Er war es, der uns vor zehn Tagen die Nachricht vom Tod meines Vaters brachte. Wir hatten Zuflucht bei Kirtas Sippe gefunden. Mein Vater hatte Fingayn angeheuert, einen Jäger aus dem Volk der Maurawan, der selbst unter den Seinen eine Legende ist. Er erzählte mir, was ich so lange schon geahnt hatte. Vom Tag des Streites auf dem Hügel an war er uns gefolgt. Er hatte uns beschützt. Doch nun ging er einer neuen Schlacht entgegen. Wohin ihn sein Weg führte, wollte er nicht sagen.«
    Melvyn schüttelte den Kopf. »Was ist das für ein Irrsinn? Dein Vater setzt einen Preis auf deinen Kopf aus und heuert gleichzeitig einen berühmten Bogenschützen an, um dich zu beschützen? Das ist doch vollkommen verrückt!«
    »Das ist die Logik der Macht. Mein Vater kannte sein Volk. Er wusste, wie viele mit dem Herzen auf meiner Seite sein würden. Der einzelne Krieger, der sich mit seiner Geliebten dem Winter in der Steppe stellte, verfolgt von grausamen Jägern. Das klang wie eines unserer Märchen. Selbst den ärmsten Viehhirten bedeutete es mehr, uns einen Abend lang als Gäste an ihrem Feuer zu bewirten, als das Gold meines Vaters zu nehmen. Orimedes wusste, dass mein Fürstentum gestärkt würde durch seine Inszenierung. Du hast selbst gesehen, wie sogar Katander auf meine Seite übergetreten ist. Mit seinem Tod hat sich der Traum meines Vaters erfüllt. Alle Stämme der Kentauren werden von einem einzigen Kriegsherrn geführt.«
    Melvyn dachte über die Geschichte nach. Ihm missfiel die Vorstellung, wie ein ganzes Volk

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