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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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warmen Kleider hatte die Kälte seine Glieder ganz taub werden lassen.
    Ganda sprach kein Wort. Sie saß einfach nur neben ihm und sah ihn an. So verhielt sie sich fast immer. Und sie sah traurig aus dabei. Manchmal schnitt er Grimassen, damit sie lachte. Bei den Kindern half das immer. Klaves konnte nicht recht verstehen, was er falsch gemacht hatte, dass Ganda bei ihm immer so traurig schaute. Bestimmt hatte er etwas falsch gemacht! Er war ja dumm!
    Eine Bewegung im Schnee lenkte ihn ab. Er presste die Lippen zusammen und duckte sich tiefer in sein Versteck. Elija hatte wieder einmal vorhergesehen, was geschehen würde. Er war eben klug. Obwohl sich der Schleicher wie ein Hund auf allen vieren bewegte, erkannte Klaves ihn sofort wieder. Eigenartiger Kerl. Heute Nachmittag war er ganz anders gegangen. Da war Klaves froh gewesen, ein mal jemanden zu sehen, der so war wie er. Es tat gut zu wissen, dass inmitten all der Lutin, Trolltrottel, Hörnerträger und Pferdemänner noch ein zweites Geschöpf herumlief, das so war wie er.
    Als er die auseinander brechenden Pferdemänner gesehen hatte, hatte er kurz geglaubt, dass es viele wie ihn gab. Aber dann war ihm aufgegangen, dass er sich irrte. Die konnten zaubern! Und die konnten Pferdebeine für sich laufen lassen, damit sie nicht müde wurden. Sie waren ganz anders als er. Auch wenn sie ihm äußerlich ein wenig ähnlich sahen. Und auch der Schleicher war anders. Er mochte vielleicht dumm sein, dachte Klaves. Aber wie ein Hund war er noch nie gelaufen!
    Böiger Wind fegte über das tief verschneite Land und trieb weiße Schneeschleier vor sich her. Es gab da noch eine Sache, die er den Pelzköpfen voraushatte, dachte Klaves stolz. Er konnte auf dem verharschten Schnee gehen, ohne einzusinken. Er vermochte sich fast lautlos zu bewegen. Es war an der Zeit, den Schleicher zu stellen, bevor er es noch ins Lager schaffte.
    »Pass auf dich auf«, sagte Ganda leise.
    Klaves lächelte. Dann wurde ihm klar, dass sein Gesicht ja hinter der weißen Maske verborgen war. Sie konnte es nicht se
    hen. Er zog sein langes Messer und lief geduckt los.
    Plötzlich blieb der Schleicher stehen.
    Klaves ließ sich zu Boden gleiten und drückte sich in den Schnee wie ein Kaninchen, das hoffte, sich vor dem Falken hoch am Himmel zu verbergen.
    Der Schleicher hob den Kopf. So bewegte sich ein Hund, der Witterung aufnahm. Klaves war erstaunt. Der Fremde im Schnee sah ihm ähnlicher als jedes andere Geschöpf, das ihm bislang begegnet war. Wenn er sich nur nicht wie ein Hund verhalten würde! Bestimmt war er auch ein Diener, ging es Klaves durch den Kopf. Aber wer mochten seine Herren sein?
    Schade, dass er ihn töten musste. Viel lieber hätte er mit ihm geredet. Vielleicht würde er nie wieder einem Geschöpf begegnen, das ihm so sehr ähnelte? Vielleicht war er der Einzige, der noch so war wie er?
    Der Schleicher ließ lange Krallen aus seinen Armen gleiten. Klaves hielt erschrocken die Luft an. Was für ein Zauber war das denn nun?
    Auf eine Antwort brauchte er nicht lange warten. Der Schleicher hatte ihn entdeckt. Vorsichtig, halb geduckt kam er näher. »Was willst du hier?«
    »Elija sagt, ich soll dich totmachen wie den Trolltrottel.«
    Die Worte ließen den Schleicher ganz ungerührt. »Und, wirst du es versuchen?« Klaves war unschlüssig. Sollte er wirklich das einzige Geschöpf totmachen, das ein bisschen so war wie er? Der Schleicher hatte sogar sonnenfarbenes Kopffell, so wie er selbst es hatte. »Geh weg! Komm nicht zur Herde!«
    »Warum?«
    »Elija will das nicht.«
    Der Schleicher legte den Kopf schief. Schneeflocken hatten sich in seinem schönen Kopffell verfangen. »Und du glaubst wirklich, du kannst mich ... totmachen, du eselsohriger Trottel?«
    »Das sind Pferdeohren«, berichtigte ihn Klaves.
    Ohne Vorwarnung griff der Schleicher an. Er war viel schneller als der Trolltrottel, den Klaves aufgeschnitten hatte. Die langen Krallen wollten ihm das Herz herausreißen.
    Klaves ließ sich nach hinten fallen. Dennoch glitt Stahl über seine Rippen. Er fühlte keinen Schmerz. Nur warmes Blut, das in seine schönen neuen Kleider sickerte.
    Er landete auf dem Rücken im Schnee, rollte sich seitlich ab und war sofort wieder auf den Beinen. Sein langes Messer fing eine Krallenhand ab.
    Der Schleicher versuchte, ihm das Messer aus der Hand zu drehen, indem er es zwischen den Krallen verkantete. Gleich
    zeitig holte er mit der anderen Hand zu einem Hieb aus, der auf Klaves‘ Bauch

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