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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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geworden. Heute gab es ein Fest bei dem Hügel, in dem das Fleisch gewesen war. Klaves hatte sich dort zwar nicht blicken lassen dürfen, aber aus der Ferne hatte er sie beobachtet. Viele seltsame Geschöpfe hatten sich dort versammelt. Krieger, die noch größer waren als Trolltrottel und spitze Hörner auf dem Kopf trugen. Und es waren Pferdemänner gekommen, die auseinander brechen konnten.
    Manche der Lutin beherrschten diesen Zauber auch. Sie wurden eins mit den Ponys im Lager, und wenn sie genug davon hatten, über die verschneite Steppe zu rennen, dann brachen sie wieder auseinander. Klaves hatte das einmal versucht, aber das verdammte Pony hatte ihn so heftig getreten, dass er drei Tage hinken musste. Er war eben kein Zauberer, sondern nur ein Diener!
    Nur warum die Lutin solche Angst hatten, verstand er nicht. Und dann war da diese Sache heute Nachmittag. Ein Kerl, der genauso schrecklich verwachsen war wie er selbst, war um das Lager der Hornschildechsen geschlichen. Der hatte Elija große Angst gemacht. Danach war der Kommandant zu ihm gekommen. Er hatte ihm ein langes Messer gebracht. Das Messer musste verzaubert sein! Klaves streichelte über den Griff an seiner Seite. Er hatte es in die Hand genommen, und es war, als sei es schon immer ein Teil von ihm gewesen. Noch viel besser als das Messer, mit dem er den Trolltrottel getötet hatte. Elija hatte ihm versprochen, dass er es behalten durfte. Und dann hatte Elija ihm auch schöne weiße Kleider bringen lassen. Sie waren genau richtig für ihn gewesen. Darüber wunderte sich Klaves immer noch. Sonst musste er immer Kleider tragen, die ihm nicht richtig passten. Und sie waren wunderbar warm! Klaves lächelte träumerisch. Wenn er seine Sache gut gemacht hatte, dann würde er Elija fragen, ob er die Kleider nicht auch behalten dürfte. Niemand sonst in der Herde konnte damit etwas anfangen. Schließlich hatte niemand sonst so grässlich lange Arme und Beine.
    Klaves streckte sich. Obwohl er auf einem dicken weißen Fell lag, wurde ihm doch langsam kalt. Er blickte zu den vielen Feuern, die rings um den Grabhügel brannten. Langsam wurde es dort stiller. Sie hatten gefressen wie die Trolltrottel, die Pferdemänner und all die anderen. Elija schien sich unnötige Sorgen gemacht zu haben. Er hatte befürchtet, dass der Schleicher vom Nachmittag wiederkommen würde, um in das Lager der Herde einzudringen, wenn alle schliefen.
    Klaves kratzte sich an der engen Kappe. Wenn ihm nur seineOhren nicht so wehtun würden! Und zu allem Überfluss hatte er sich noch eine weiße Maske vor das Gesicht binden müssen. Elija meinte es gut mit ihm! Er hatte sich Sorgen gemacht, dass ihn der Wind ins Gesicht kneifen würde, wenn er die ganze Nacht Wache hielt. Schließlich hatte er ja nicht so ein schönes Fell im Gesicht wie die Lutin.
    Klaves hielt den Atem an. Ein Geräusch! Hinter ihm! Lautlos drehte er sich um. Das lange Messer glitt in seine Hand. Wie wunderbar es sich anfühlte!
    Eine kleine Gestalt zeichnete sich vor dem Schnee ab. Sie trug etwas. Trotz der Finsternis erkannte er den breiten, bestickten Schal. Ganda! Sie mochte er ganz besonders. Obwohl sie eine sehr merkwürdige Lutin war. Nie durfte er für sie einen Dienst erledigen. Und manchmal, wenn es besonders kalt war, holte sie ihn in ihr Zelt, obwohl Elija das streng verboten hatte. Klaves erinnerte sich, dass er dort auch gewesen war, als all seine Glieder vor Schmerzen gebrannt hatten. Sie hatte ihn manchmalmit Öl und seltsam klebrigem Zeug eingerieben und nach und nach all seine Schmerzen fortgezaubert. Sie war eine große Zauberin! Wenn die Herde wandern musste, dann schnitt sie immer wieder Tore in die Luft. Dahinter lag Finsternis. Die anderen Lutin waren ein wenig unruhig, wenn man durch diese Tore ging. Auch die Hornschildechsen. Aber alle sagten, dass man viel schneller vorankam, wenn man durch die Dunkelheit ging.
    Klaves sah sich um. Vielleicht sollte er Elija raten, mit der Herde nur noch bei Nacht zu wandern? Dann käme man auch schneller voran, und man müsste nicht durch die Tore gehen.
    Ganda kauerte sich neben ihm auf das Fell. Sie hatte einen dampfenden, in Lumpen eingeschlagenen Topf mitgebracht.
    Dankbar wärmte sich Klaves die Hände an dem Topf. Dann trank er vorsichtig in kleinen Schlucken. Es schmeckte köstlich. Und die Wärme kroch jetzt auch tief in sein Inneres. Es schneite nur wenig in dieser Nacht, dafür strich ein eisiger Wind von Norden her über die Ebenen. Trotz der

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