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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dass der Vormarsch der Trolle Fenryl den Rückweg nach Carandamon versperrt hatte. Als sich abgezeichnet hatte, dass die Trolle mit allen Kräften nach Süden marschierten und keine unmittelbare Bedrohung für das Fürstentum im ewigen Eis bestand, hatte sich der Graf ihm angeschlossen. Natürlich hatte Elodrin ihn nicht in alle Pläne eingeweiht. Ebenso wenig wie Yilvina alles wusste. Die beiden hatten zu lange an der Seite von Ollowain gefochten, um akzeptieren zu können, dass man manchmal nur durch den Willen, notfalls selbst Freunde zu opfern, und durch Grausamkeit siegen konnte.
    Shalawyn und fünfzig andere ausgesuchte Kriegerinnen und Krieger kauerten entlang der Reling und warteten auf seinen Angriffsbefehl. Abgesehen von ihren Waffengurten waren sie nackt. Elodrin lächelte zynisch, als er an Ollowains wohl bekannten Makel dachte. Er mochte der beste Schwertkämpfer Albenmarks gewesen sein, doch an diesem Angriff hätte er nicht teilhaben konnte. Jeder der Kämpfer musste in der Lage sein, sich in den wärmenden Mantel der Magie zu hüllen. Den einzigen Mantel, der sie bei dieser Mission nicht behindern würde.
    Selbst Elodrin war nackt. Sein Körper war drahtig und makellos. Der eisige Wind spielte in seinem langen, weißen Haar. Ein breiter, roter Schwertgurt lief quer über seine Brust. Die Waffe trug er auf dem Rücken. Ein Lederbeutel mit einem Barinstein darin war neben der Waffe die einzige Last, die er sich aufgebürdet hatte.
    Mit einem tiefen Seufzer setzte sich Fenryl ruckartig auf. Der Graf blinzelte. Verwirrt blickte er sich um. Seine Arme zuckten, als glaube er, noch immer Flügel zu tragen.
    »Was hast du gesehen, mein Freund?« Fenryl sah ihn durchdringend an. Sein Blick hatte noch immer etwas von einem Raubvogel. Elodrin hielt nicht viel von den Zaubern, die es einem Elfen erlaubten, mit einem Tier eins zu werden. Das konnte auf Dauer nicht gut gehen. Gewiss, solch einen Zauber wirkte man nur auf sein Seelentier, ein Geschöpf, mit dem man sich ohnehin schon sehr verbunden fühlte. Der Seefürst aber war der Meinung, dass sich auf Dauer die Seelen von Tier und Elf vermengen würden. So wie es gerade bei Fenryl der Fall war, der noch immer glaubte, im Körper des Falken zu stecken.
    »Fenryl?«
    Der Blick des Elfen klärte sich. »Sie sind dort, die Menschen. Es sind viele. Sehr viele. Die Trolle ziehen ihnen entgegen. Ich war ihnen so nahe, dass ich sie belauschen konnte. Ein Rudelführer Namens Gornbor befehligt sie. Es sind fast tausend. Die Menschen allein werden sie nicht besiegen können. Es sind viel mehr Trolle hier, als wir erwartet hatten. Man könnte meinen, dass Orgrim einen Angriff befürchtet hat.«
    Elodrin winkte ärgerlich ab. »Unsinn! Woher sollte er das wissen?« Er selbst war bis zuletzt unschlüssig gewesen, ob er sich gegen Emerelle stellen sollte. »Was glaubst du, wie viele Trolle noch in der Nachtzinne zurückgeblieben sind?«
    »An Kriegern? Das kann nicht mehr als eine kleine Wachtruppe sein. Die anderen sind jetzt schon zu weit entfernt, um es zu merken, wenn wir den Turm angreifen. Sie werden sehr bald auf die Menschen treffen. Aber vielleicht kommt es gar nicht zur Schlacht. Von Osten zieht ein Sturm herauf. Wenn die Menschen keinen Schutz finden, dann werden sie zu hunderten verrecken.«
    Elodrin ließ sich seinen Ärger nicht anmerken. Dieser Alfadas und seine Krieger entpuppten sich langsam eher als eine Belastung. Immerhin hatten sie die Trolle aus ihrem Bau gelockt.Alles Übrige war nebensächlich. Wenn der Handstreich gelang, dann würden die Menschen Zuflucht in der Trollfestung finden. »Wir greifen an, Graf. Ich übertrage dir hiermit das Kommando über die Flotte.« Elodrin wandte sich zu den Kämpfern, die im Schutz der Reling kauerten. »Vor fünfzehn Jahren hat Herzog Orgrim die Eroberung von Phylangan eingeleitet, indem er eine Schar auserlesener Krieger auf geheimen Pfaden ins Innere der Festung führte. Heute wird er auf dieselbe Weise seine Burg verlieren. Üben wir Rache für die Toten von Phylangan!«
    Es gab keine Jubelrufe und auch nicht das selbstsichere Grinsen, mit dem Elodrin die Kentaurenkrieger in die Schlacht hatte ziehen sehen. In den Augen der fünfzig, die Elodrin für den ersten Angriff ausgewählt hatte, spiegelte sich kalte Wut. Sie alle hatten Freunde und Verwandte während der Kämpfe um die Snaiwamark verloren. Bei jedem von ihnen war er sich sicher, dass sie jeglichen Sinn für romantische Ritterlichkeit verloren

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