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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hatten.
    »Folgt mir!«, befahl er, schwang sich über die Reling und tauchte in das eisige Wasser ein. Die Kälte schnitt in seine Haut, doch schon nach einem Herzschlag hatte der Wärmezauber, mit dem er sich schützte, sich an die veränderte Temperatur angeglichen. Tausende silberne Luftperlchen bildeten sich um seinen Leib und schufen eine isolierende Schicht zum Wasser des Fjords.
    Rings um ihn herum tauchten Kriegerinnen und Krieger mit elegantem Kopfsprung in die Fluten. Wie Seehunde auf der Jagd glitten sie den Fjord hinauf. Nacht und Nebel verbargen sie vor den Blicken der Trolle.
    Shalawyn übernahm die Führung. Sie trug breite Arm-und Fußbänder, in die perlmuttfarben leuchtende Barinsteine eingelassen waren. So konnten ihr alle in dem dunklen Gewässer gut folgen.
    Fingayn hatte den Weg, den sie nahmen, schon vor zwei Jahren ausgekundschaftet. Der legendäre Held Farodin hatte ihm erzählt, wie er in die Nachtzinne gelangt war, als er Orgrim in seiner vorherigen Inkarnation getötet hatte. Diesen geheimen Pfaden würden sie nun ins Herz der Trollburg folgen.
    Der Nebel zog sich über ihnen vom Wasser zurück. Elodrin konnte dunkle Schiffsrümpfe über sich auf den Wellen schaukeln sehen. Neugierig tauchte er auf und blickte zur Nachtzinne, die sich himmelhoch über die steinerne Mole erhob, die weit in die Bucht hinausgriff. Orgrims Festung war ein riesiger Turm, der wie ein steinerner Baumstumpf aus einer schroffen Felszinne emporwuchs. Ein bleigrauer Himmel schluckte alle Farben. Die Welt schien nur noch aus Grau-und Schwarztönen zu bestehen. Bleiches Licht schimmerte durch Fensternischen, die mit dünn geschabten Tierhäuten verhangen waren, um den Winterwind auszusperren. Orgrims Turm sah anders aus als alle übrigen Trollfestungen, die er zu sehen bekommen hatte. Er wirkte wie eine gröbere, dunkle Spielart von Emerelles Burg im Herzland. Flankiert von Pfeilern und Stützbögen, ragte der Turm bis fast zu dem grauen Wolkenband empor, das über den Himmel zog. An einigen Stellen wuchsen Pfeiler wie riesige Dornen aus dem Mauerwerk. Ohne erkennbares System durchbrachen hunderte Fenster das Bauwerk. Wer immer diese Festung erschaffen hatte, war ein bedeutender Baumeister gewesen, doch er hatte all sein Können darauf verwendet, sein Werk düster und bedrohlich erscheinen zu lassen.
    Fünf der schwarzen Trollgaleassen lagen an der langen Mole. Bisher hatte sich Elodrin an die schwache Hoffnung geklammert, dass Fenryl sich in seiner Falkengestalt vielleicht geirrt hatte. Ein Vogel konnte schließlich nicht zählen! Aber jetzt wurde ihm klar, wie töricht das gewesen war. Auf fünf Galeassen konnten sogar mehr als tausend Krieger transportiert werden.
    Der Fürst tauchte erneut. Die anderen Schwimmer waren nur noch als ferne bleiche Schemen zu erkennen. Er verdrängte alle Sorgen und konzentrierte seine Kraft darauf zu schwimmen. Mit langen, kräftigen Stößen holte er auf. Dann stemmte er sichdurch die dunkle Öffnung in der Hafenmole. Sie lag dicht über dem Felsgrund der Bucht.
    Panik sprang ihn in dem engen Tunnel an. Seine Lungen brannten, bald würde ihm die Luft ausgehen. Völlige Finsternis hielt ihn nun gefangen. Seine Schulter schrammte über rauen Fels. Er drehte sich und stieß nun auch mit dem Kopf gegen eine Felskante. Erschrocken atmete er aus. Mit Händen und Füßen versuchte er sich abzustemmen. Er hatte die Orientierung verloren. Wo war oben, wo unten? In welcher Richtung gelangte er tiefer in den Fels? Welcher Weg führte zurück ins Hafenbecken?
    Ein Licht glomm in der Finsternis. Matt, fern. Mit unsicheren Schwimmbewegungen bewegte Elodrin sich darauf zu. Das Licht wurde größer. Ein mattgelber Schimmer. Über ihm schimmerte eine glatte Wasseroberfläche.
    Ein letzter Schwimmstoß, dann endlich konnte er wieder atmen. Keuchend rang er nach Luft. Er war in eine weite Grotte gelangt. Wie ein schwarzer Spiegel schimmerte das Wasser darin. Die Wände rings herum waren weiß von Kalk. Barinsteine waren in die Felsen eingelassen und spendeten ein warmes, gelbes Licht.
    Der Fürst tastete nach seiner Stirn. Er blutete. Für einige Herzschläge schloss er die Augen. Er versuchte nicht daran zu denken, dass sich über dieser Grotte die Felsnadel und der riesige Turm erhoben. Er war eingeschlossen in Stein wie die kleinen Tierchen, die man manchmal in klarem Bernstein sah.
    Unsinn, schalt er sich in Gedanken. Es gab den Tunnel zum Hafen und es gab dutzende weitere Tunnel, die aus dieser

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