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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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gebracht. Wenn sie nahe genug war, würde er aus der vordersten Schlachtreihe fliehen. Er wusste ja, was mit Phylangan geschehen würde. Keine Streitmacht, und sei sie noch so groß, konnte die Bergfestung vor ihrem Schicksal bewahren. Aber vielleicht konnte er Lyndwyn retten. Und wenn das gelang ... Er schloss die Augen und schüttelte bedächtig den Kopf. Ein kindischer Traum! Ein wunderschöner Traum ... Um sie zu retten, würde er alles tun! Er würde sogar zum Verräter an jenen Kämpfern werden, die bereit waren, ihr Leben für ihn zu opfern.
    Mit einem tiefen Seufzer erhob sich der Elf. Das war nicht wirklich er! Nie zuvor hatte er wissentlich ehrlos gehandelt. Er war der Schwertmeister der Königin. Ein Vorbild! Und dennoch ... Er sah zurück zu dem Tisch. Wenn er den Stein des Feldherrn aus dem Engpass zog, nahm er den Verteidigern dort die stärkste Spielfigur. Der edle Fremde, der kämpfende Graf, der um Verborgenes Wissende und der Recke dunklen Rufs waren machtvolle Streiter im Falrach-Spiel, aber es war der Feldherr, der sie in den letzten Spielzügen zum unüberwindbaren Bollwerk im Engpass hatte werden lassen. In der wirklichen Schlacht war er der letzte Krieger gewesen, der noch in Phylangan gekämpft hatte. Als die Schlacht verloren gewesen war und er seine Gefährten zur Flucht ermutigt hatte, war er noch einmal zurückgekehrt, um Lyndwyn zu retten.
    Ein bitterer Geschmack lag ihm im Mund. Er räusperte sich. »Ja, lass uns gehen.« Ganda sah ihn sorgenvoll an. Der Schwertmeister versuchte zu lächeln. »Ich weiß, es ist nur ein Spiel. Wie es scheint, bin ich ein schlechter Verlierer.«
    »Aber es ist doch noch gar nichts entschieden«, sagte Galawayn aufmunternd, und seine blauen Augen lächelten.
    Ahnte er etwas?, fragte der Schwertmeister sich plötzlich. »Wir beide wissen doch, wie diese Schlacht ausgehen wird. Alles ist entschieden.«
    »Ich glaube, du nimmst dieses Spiel zu ernst, Ollowain. Jetzt tut es mir Leid, diesen Vorschlag überhaupt gemacht zu haben. Fast scheint es, als würdest du an dieser Falrach-Schlacht leiden. Deine Gefährtin hat vollkommen Recht. Es ist besser, die Partie jetzt zu beenden. Ich räume den Tisch ab, sobald ihr gegangen seid.«
    »Nein! Wir machen nur eine Pause ...« So ging das nicht! Er würde sich jetzt nicht einfach wegschicken lassen. Alles, was ihm von Lyndwyn geblieben war, waren seine Träume. Und den schönsten aller Träume würde er sich nicht einfach so nehmen lassen! Ollowain packte Galawayn bei seinem Gewand. »Morgen spielen wir weiter! Hörst du? Dann bringen wir es zu Ende.« Dem Schwertmeister entging der Blick nicht, den die Lutin und der Hüter des Wissens tauschten. Sie waren wohl der Meinung, er sei nicht mehr ganz bei sich. Dabei wusste er genau, was er tat!
    »Ganz wie du es wünschst.« Galawayn hob beschwichtigend die Hände. »Wir bringen das Spiel zu Ende.« Wieder tauschte er einen Blick mit der Lutin. »Und dir suche ich die Schriftrollen heraus, nach denen du mich gefragt hast. Aber sei noch einmal gewarnt. Du wagst dich auf einen gefährlichen Pfad. Die Yingiz werden dich in deinen Träumen besuchen kommen, wenn du zu viel über sie weißt.«
    Die Lutin lächelte selbstsicher. »Ich hatte nicht einmal als Kind Angst vor Albträumen.«
    »Ich rede nicht von Albträumen«, entgegnete Galawayn nachdrücklich. »Dein Wissen wird sie anlocken. Es wird sein, als öffnetest du eine Tür in dir selbst. Lass von diesem Unternehmen ab! Ich bitte dich darum.«

DUNKLES WISSEN

    Ganda schreckte abrupt aus dem Studium ihrer Texte auf. Der Gesang der Schwerter war verklungen. Galawayn und Ollowain kamen scherzend zum Zelt hinüber. Das Gesicht des Schwertmeisters war schweißnass. Er hatte das lange blonde Haar mit einem Lederriemen zurückgebunden. Ihr Gastgeber war ganz außer Atem.
    Galawayn hatte Ollowain darum gebeten, ihm eine Schwertkampflektion zu erteilen, und dieser war freudig darauf eingegangen. Ganda und der Hüter des Wissens waren insgeheim übereingekommen, dass man den Schwertmeister vom Falrach-Tisch fern halten sollte.
    »Willst du nicht doch lieber andere Texte studieren?«, fragte Galawayn keuchend. »Was du da liest, schlägt einem nur aufs Gemüt.«
    Der Hüter des Wissens hatte Recht. Gleich in der ersten Schriftrolle, die Ganda gelesen hatte, beschrieb ein Albenkind, das weder seinen Namen noch sein Volk preisgeben mochte, wie die Yingiz versucht hatten, sein Lebenslicht zu trinken. Wie es zu einer Begegnung mit den

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