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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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hat seinen Feldherrn neben die Magierin gezogen, um sie zu schützen. Dabei wäre es klüger gewesen, ihn bei den Truppen zu lassen.«
    »Wurde die Magierin, wurde Lyndwyn, durch einen Hund getötet?«
    Der Hüter des Wissens schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht...«
    »Was heißt das?«
    »Er hat darüber nicht sprechen können, als ich ihn vorgestern befragte. Er hat etwas von einem verlorenen Gesicht gemurmelt. Sie scheint am Ende der Kämpfe umgekommen zu sein.«
    Ganda blickte zu der breiten Spur im Sand. Sie führte die große Düne hinauf. Vom Zelt aus betrachtet, sah es aus, als ende sie im Himmel, der doch nichts als eine Illusion war.
    »Ich werde ihm folgen«, sagte sie traurig.

VON SPIELARTEN DER LIEBE

    Seit Stunden irrte Ganda durch das Labyrinth der Bibliothek, ohne Ollowain finden zu können. Zunächst hatte sie ihn in seiner Kammer gesucht. Vergebens. Dann war sie in dem hell erleuchteten Kreuzgewölbe mit den sieben Springbrunnen gewesen, wo das Wasser eine leise, beruhigende Melodie spielte.
    Dorthin hatte sich der Elf am Abend zuvor zurückgezogen, um mit sich wieder in Einklang zu kommen. So hatte er zumindest gesagt. Doch auch dort steckte er diesmal nicht. Ziellos streifte die Lutin durch Lesesäle, durch lange, von Bücherregalen gesäumte Flure und kleine Kammern, in denen leicht angestaubte Ohrensessel dazu einluden, es sich mit Büchern gemütlich zu machen. Es war beklemmend, wie leer die Bibliothek war.
    Schließlich gelangte sie zu einer Tür, durch die Stapel von Büchern in einen düsteren, runden Saal quollen. Die alten Folianten mit Goldschnitt und schweinsledernen Buchdeckeln lagen wild durcheinander. Manche der Bücher waren auseinander gebrochen; vergilbte Pergamentseiten hatten sich gleich einer Flut in die Schluchten des Büchergebirges ergossen. Flüchtig las Ganda einige der Titel auf den Buchdeckeln. Vom flüssigen Gold der Faunen, Die Seele des Weins, Hundert Gebote der Braukunst, Roter Kalpurner, Weinprobe in Arkadien.
    Ein Geräusch ließ Ganda aufschrecken. Hoch über ihr flammte eine Lampe auf. Undeutlich erkannte sie zwei kleine Gestalten, die auf einer Galerie hoch über ihr vor einer Wand roter Buchrücken mit einer Öllampe hantierten.
    Ganda formte die Hände zu einem Trichter, legte den Kopf in den Nacken und rief laut: »Habt ihr einen weiß gewandeten Elfen gesehen?«
    Die Schattengestalten hielten in ihrer Arbeit inne. Eine beugte sich über das Geländer der Galerie. Das Licht der Lampe fiel seitlich auf sein Antlitz. Die spitzen Schweinsöhrchen, schmalen Augen und die dunkle, lederne Haut gehörten zu einem Kobold. Undeutlich murmelte er etwas.
    »Ich kann dich nicht verstehen.« Der Kobold winkte mit den Armen und legte dann mit weit ausholender Geste einen Finger an die Lippen.
    Blöder Kerl, dachte Ganda. Wen sollte sie hier mit ihren Rufen schon stören. Wütend sah sie sich nach der Wendeltreppe um, die hinauf zu den Galerien führte.
    »Bleib, wo du bist!«, zischte es von oben herab. Behutsam, den Rücken dicht an die Regalwand gepresst, schlich der Kobold die Galeriewand entlang, während sein Gefährte aus einem Fässchen auf seinem Rücken weitere Öllampen auffüllte.
    Vorsichtig und quälend langsam kam der Kobold die enge Wendeltreppe herab. Und obwohl er seine Schritte mit äußerster Bedachtsamkeit setzte, erzitterte die Treppe bei jeder Bewegung, und die schweren Regale, in denen sie mit langen Holzdübeln verankert war, knarrten drohend.
    Endlich ließ der Kobold die letzte Stufe hinter sich. Oben auf der Galerie waren weitere Öllampen aufgeflammt, und warmes goldenes Licht trieb die Schatten zurück.
    »Hast du das Hirn einer Maus in deinem verdammten Fuchsschädel, Lutin?«, zischte der Kobold wütend. Er war fast einen Kopf kleiner als Ganda. Seine geflickte, viel zu große Hose war mit einem ausgefransten Seil über der Hüfte zusammengebunden. Auf einem weißen Hemd voll dunkler Tintenflecke trug er eine ärmellose Weste, auf die mit schwarz angelaufenen Silberfäden merkwürdige Symbole gestickt waren. Das strähnige graue Haar hatte er mit einem roten Stirnband zurückgebunden, was ihm etwas Verwegenes gab. Tiefe Falten hatten sich in seine Mundwinkel gegraben, und dunkle Ringe lagen unter den blass-grauen Augen. Von den Fingern seiner linken Hand waren nur noch vernarbte Stümpfe geblieben.
    Ganda beschloss, die Beleidigung zu übergehen. »Hast du vielleicht einen Elfen ....«
    »Ja, ja, ja!«, grummelte ihr Gegenüber.

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