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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sagst.« Ollowain behielt den drohenden Tonfall bei, obwohl sein Zorn längst verraucht war.
    »Arbeiter Klasse XXV ist die niedrigste Klasse von Arbeitern in der Bibliothek. Der Rang hängt davon ab, wie anspruchsvoll die Aufgaben sind, die man erfüllen kann. Die Hüter des Wissens haben alle den Rang I. Ein Schreiber wie ich hat Rang IX, was ziemlich bedeutsam ist. Du sagtest, du kennst Kleos?« Marwahn blickte kurz auf. »Er hat Rang XXV.«
    »Bekommt jeder Besucher der Bibliothek so einen Rang?« Ollowain war überrascht über das kaltschnäuzige System, mit dem die Besucher nach ihrer Nützlichkeit eingeordnet wurden. »Nein. Eine Einstufung in eine Arbeiterklasse gibt es nur für Besucher, die bleiben wollen. Aber wie du siehst, war Labax kein großer Gewinn für uns. Entweder war er ziemlich dämlich oder aus irgendeinem anderen Grund nicht in der Lage, anspruchsvolle Aufgaben wahrzunehmen. Rang XX steht zum Beispiel für die Beleuchter der Bibliothek. Wer einen niedrige
    ren Rang hat, dem traut man nicht zu, dass er mit offenem Feuer hantieren kann, ohne eine Bedrohung für die Bibliothek darzustellen.«
    Ollowain versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er hatte nur eine vage Idee von dem, was hier vor sich ging. Warum Galawayn so viel über die Kämpfe um Phylangan gewusst hatte, war nun geklärt. Aber warum hatte der Elf nicht über Labax reden wollen? Wäre es nicht nahe liegend gewesen, dass sie ein Gespräch zu dritt geführt hätten? Ollowain hatte ihn sogar nach dem letzten Besucher gefragt, doch der Hüter des Wissens hatte nur abfällig gelächelt und gesagt, es sei ein schwafeliger Kobold gewesen. Aber gänzlich unbedeutend konnte Labax nicht sein, sonst hätte man ihn schließlich nicht ausgerechnet zu Galawayn geschickt. Was hatte Labax wohl über Phylangan zu erzählen gehabt? Was machte ihn zu etwas Besonderem?
    Ollowain erinnerte sich noch an den Kobold. Er hatte zu den Armbrustschützen gehört. Seine Kameraden waren durch den rätselhaften Mörder getötet worden, der die Elfenfestung heimgesucht hatte. Labax war der einzige Überlebende gewesen. Verzweifelt hatte er nach einer Antwort darauf gesucht, warum er dem Tod entging aber seine Gefährten sterben mussten. Vielleicht war das der Grund, dass Labax hierher gekommen war. Schließlich hieß es ja, dass man in der Bibliothek von Iskendria Antwort auf alle Fragen finden könne.
    »Dieses Kürzel hier steht für Brauturm«, fuhr Marwahn beflissen fort. »Dort hat man ihn zur Arbeit eingesetzt. Im Brauturm hat es einen Bücherschlag gegeben, musst du wissen. Wahrscheinlich war es die Aufgabe von Labax, Bücher zu bergen. Ein anderer Kobold, Qualbam III., hat ihn in diese Arbeit eingewiesen. Qualbam ist nur ein Beleuchter. Und ein ziemliches Großmaul ist er. Erzählt jedem, der es nicht hören will, wie gut er bei den Weibern ankommt.«
    »Weißt du, ob Labax die Bibliothek wieder verlassen hat?« Der Schreiber kratzte sich am Kopf und brachte seine sorgsam gelegten Haarsträhnen noch mehr durcheinander. »Also ausgetragen habe ich ihn nicht. Leider kommen nicht alle, um sich abzumelden, wenn sie die Bibliothek wieder verlassen. Aber da Labax nicht magiebegabt ist, kann er das Tor im Albenstern nicht öffnen. Er kann also ohne Hilfe nicht fort von hier, und hätte er jemanden aus der Bibliothek um Hilfe gebeten, dann hätte ich davon erfahren. Solche Dinge erfahre ich immer«, erklärte Marwahn stolz. »Auf meine bescheidene Art bin ich auch ein Hüter des Wissens.«
    »Also müsste ich Labax beim Brauturm finden.«
    »Wenn er kein Faulpelz ist, der sich vor seiner Arbeit drückt, dann sollte er dort sein. Aber bei den XXV weiß man nie«, sagte der Schreiber abfällig. »Die sind einfach zu dämlich, um ihre Sache gut zu machen.«
    Ollowain deutete auf die Namensliste. »Sind das wirklich alle Besucher der letzten Monde?«
    »Das sind sogar alle Besucher des letzten halben Jahres. Wie du siehst, ist bei uns nicht sehr viel los.«
    »Kann man auch unbemerkt in die Bibliothek gelangen?«
    Der Schreiber wirkte entrüstet. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Die Hüter des Wissens würden das bemerken. Wenn jemand davonhuscht, da kann man nichts machen. Aber wenn wir Besuch bekommen, das merken wir schon.«
    Ollowain verließ die Stube, ohne sich von Marwahn zu verabschieden. Die Erinnerung an etwas, das Ganda ihm erzählt hatte, hatte ihn zutiefst aufgewühlt. Von den Devanthar hieß es, dass sie die Gestalt ihrer Opfer annehmen konnten. Aber die

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