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Elfenlicht

Elfenlicht

Titel: Elfenlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Mund gefallen, aber Ollowain machte sie einfach sprachlos. Ihr fielen keine Worte ein, die nicht unglaublich schwülstig oder dümmlich geklungen hätten.
    »Wen suchst du?«, fragte sie schließlich.
    »Jemanden, den Chiron kurz erwähnt hat und der mir vermutlich sagen kann, warum Galawayn so gut über die Ereignisse in Phylangan Bescheid weiß, dass man meinen könnte, er habe dort gekämpft.« Mit diesen Worten machte er sich davon.
    Ganda fluchte. Jedes Mal, wenn sie kurz davor war, den Elfen zu mögen, leistete er sich so etwas! Wäre es denn so schwer gewesen, ihr zu sagen, nach wem er suchte?

DER GOLDENE KÄFIG

    »(...) Ich nannte die Pfade der Elfen ein Netz, doch sind sie zugleich auch ein Käfig, so unermesslich weit, dass, würdest du auf dem schnellsten aller Pferde ein ganzes Jahrhundert lang an ihm vorbeireiten, so wärst du noch immer nicht an deinem Ausgangspunkt angelangt. (...)
    Ich weiß nicht, auf welcher Seite des Gitters ich stehe. Bin cih eingesperrt oder ausgesperrt? Ich weiß nur, ich bin geschützt, denn dazu haben die Alben den Käfig erschaffen. Seine Stangen sind die goldenen Pfade durch das Nichts. Sie halten die Yingiz fern – die Schatte, die von ihnen geblieben sind, das, was nicht einmal die Alben zu töten vermochten. Oder wollten sie es nicht? Wie gefangene Raubkatzen schnüren die Yingiz die Gitterstäbe entlang. Würde einer der Stäbe fehlen, so könnten sie zurück.
    Vielleicht würde es ein Jahrhundert dauern oder länger, bis eine solche Lücke bemerkt würde.
    Sie gelten als gierig und selbstsüchtig. Sie sehnen sich nach dem Funken des Lebens. Würde ein Yingiz, der eine Lücke bemerkt, seine Brüder und Schwestern rufen? Die meisten täten es wohl nicht. Sie träten allein hinaus ins Licht, um zu jagen. Ein Yingiz aber wäre wie eine Ascheflocke auf einem goldenen Schild. Ein Makel, mehr nicht. Doch käme einer, der ungleich den vielen ist, Albenmark würde in einem Aschesturm vergehen. Deshalb hütet den Käfig, auch wenn ihr nicht wisst, auf welcher Seite des Käfigs ihr steht. Denn öffnet ihr ihn, so habt ihr das Stundenglas gewendet, das die Zeit zu unser aller Untergang abmisst. (...)
    ZITIERT NACH: DIE WEGE DER ALBEN, VON: MELIANDER, FÜRST VON ARKADIEN

NUR EINE SPUR AUF PERGAMENT

    Ollowain betrachtete den Kobold nun schon eine ganze Weile. Tief gebeugt saß der schmächtige Kerl über einer langen Liste, kaute an dem Ende seines Gänsekiels und knurrte gelegentlich. Vielleicht war es auch Magengrimmen, das für das Geräusch verantwortlich war. Obwohl Ollowain unmittelbar vor dem Pult des Kobolds stand, tat dieser so, als sehe er ihn gar nicht. Auch leises Räuspern ignorierte der Schreiber geflissentlich.
    »Bist du Marwahn?«, fragte der Elf lauter, als es die Höflichkeit gebot.
    Endlich blickte der Schreiber auf. Er hatte ein verkniffenes Gesicht. Wangen, die an leere Beutel erinnerten, hingen rechts und links neben seinem spitzen Kinn herab. Auf der zerfurchten Stirn prangte ein verschmierter Tintenfleck. Schütteres, fettig glänzendes Haar bedeckte mit langen Strähnen die beginnende Glatze. Der Schreiber verströmte den säuerlichen Geruch von zu lange getragenen Kleidern und billiger Tinte.
    »Mein Name steht draußen neben der Tür«, murmelte der Kobold und beugte sich wieder über seine Liste. »Da steht Marwahn!«
    »Habe ich etwas anderes gesagt?« Ollowain verkniff sich die Antwort, die ihm auf der Zunge lag. »Meister Reilif ist für die Neuankömmlinge und ihr leibliches Wohl verantwortlich ...«
    »Das brauchst du mir nicht zu erklären«, schnauzte der Kobold ihn an. »Was willst du?«
    »Eine Liste von allen Besuchern der Bibliothek in den letzten drei Monden. Reilif sagt, du führst eine solche Liste.« Marwahn rollte mit den Augen und stieß einen verzweifelten Schnaufer aus. »Geh zu Kleos. Der kann dir sagen, wer gekommen ist.«
    »Ich kenne Kleos.« Ollowain verlor langsam die Geduld. »Ich kann aber gern zurück zu Reilif gehen, um ihm zu sagen, dass du die Zusammenarbeit mit einem Gesandten der Königin Emerelle verweigerst.«
    »Emerelle hat hier gar nichts zu sagen! Willst du mir drohen, ja? Willst du das? Glaubst du, dass dir damit geholfen ist?« Der Schreiber ereiferte sich so sehr, dass ihm eine seiner fettigen Haarsträhnen in die Stirn rutschte. »Kannst du nicht sehen, dass ich bis über beide Ohren in Arbeit stecke? Ein wenig Geduld musst du schon mitbringen.«
    Alles, was Ollowain gesehen hatte, war, dass Marwahn in der

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