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Elfenliebe

Elfenliebe

Titel: Elfenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aprilynne Pike
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wehgetan wurde, dass du bei Menscheneltern, die dich grenzenlos lieben, aufgewachsen bist?«

    Laurel schluckte. »So habe ich das bisher nie betrachtet.«
    Tamani lächelte sanft und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht hinters Ohr – sein Daumen verweilte auf ihrer Wange. »Glaube mir, es ist alles andere als leicht, dich zu vermissen – ich wünsche es niemandem.«
    Ohne es zu wollen, schmiegte Laurel ihr Gesicht in seine Hand. Er beugte sich vor, bis seine Stirn ihre berührte. Erst als seine Nasenspitze ganz zart über ihre streifte, merkte sie, dass er drauf und dran war, sie zu küssen. Und dass sie nicht wusste, ob sie ihn davon abhalten wollte.
    »Tam«, flüsterte sie. Er war ihr so nah.
    Tamani verstärkte kurz den Druck seiner Hände, aber dann ließ er sie los und trat einen Schritt zurück.
    »Tut mir leid.« Stattdessen küsste er sie auf die Stirn und deutete dann auf die breite Straße, die durch die Aue führte. »Lass uns weitergehen. In etwa einer Stunde muss ich dich in die Akademie zurückbringen.«
    Laurel nickte. Sie wusste nicht, welches Gefühl stärker war. Erlösung? Enttäuschung? Einsamkeit? Bedauern? Sie suchte nach einem neutraleren Thema. »Wie … wie konnten sie wissen, dass ich eine Herbstelfe bin?«
    »Dein Trieb ging im Herbst auf«, sagte Tamani schlicht. »Alle Elfen sprießen – in der Jahreszeit ihrer Kräfte.«
    »Trieb?«
    »Die Blume, aus der du geboren wurdest.«
    »Oh.«
    Laurel wollte kein anderes Thema anschneiden. Also
schwieg sie und versuchte, die neuen Erkenntnisse zu verdauen. Tamani folgte ihr. Nach einer Weile begegneten ihnen mehr und mehr Fußgänger und die Häuser standen immer dichter beieinander. Sie sahen anders aus als die um den Sommerplatz herum. Dieselben Kletterpflanzen wie an den Akademiegebäuden zierten hier die Außenmauern – mit Blüten, die sich erst im Mondschein öffneten. Anders als die Häuser mit den lichtdurchlässigen Wänden bestanden diese hier aus Holz und Rinde – robuste Anbauten, kleine Häuschen, ein paar Hütten mit Strohdächern. Sie waren beschaulich und malerisch – und so, wie kleine Häuser in Märchen beschrieben wurden. Doch es fühlte sich auch sehr anders an.
    »Warum lassen diese Häuser kein Licht ins Innere?«, fragte Laurel.
    »Hier wohnen Frühlingselfen«, erwiderte Tamani.
    »Und?«
    »Und was?«
    »Was bedeutet das?«
    »Sommerelfen benötigen Unmengen von Sonnenlicht zur Fotosynthese und zur Erzeugung ihrer vielfältigen Illusionen und prächtigen Feuerwerke. Deshalb setzen sie sich immerfort dem Sonnenschein aus. – Außerdem«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort, »sind diese Häuser hier viel leichter zu bauen und instand zu halten. Schließlich sind wir in der Überzahl.«
    »Wie viele Frühlingselfen gibt es?«
    Tamani zuckte die Achseln. »Weiß ich nicht genau – um die achtzig Prozent der Bevölkerung.«

    »Achtzig Prozent? Echt? Und wie viele Sommerelfen?«
    »Oh – ich schätze mal, so fünfzehn Prozent, wahrscheinlich ein paar mehr.«
    »Oh.« Laurel fragte lieber nicht nach der Zahl der Herbstelfen; so weit konnte sie selbst rechnen. Tamani hatte ihr erzählt, dass Winterelfen am seltensten waren – oft nur eine oder einer in jeder Generation, aber auch Herbstelfen waren offenbar ziemlich selten. Unbewusst hatte Laurel wohl schon bemerkt, dass es nur wenige Herbstelfen gab – doch wie wenige, war ihr bisher nicht klar gewesen. Kein Wunder, dass sie keinen eigenen Marktplatz besaßen. Das hätte sich für sie gar nicht gelohnt …
    Die Häuserreihen wurden immer dichter und jetzt wimmelte es von Elfen. Einige trugen Handschuhe und hatten Gartengeräte bei sich, die teilweise recht merkwürdig aussahen, obwohl sich Laurel wegen der Leidenschaft ihrer Mutter für Pflanzen ganz gut auskannte. Andere Elfen waren vor dem Haus mit Waschen beschäftigt – Wäsche allerdings, die bestimmt nicht ihre eigene war, dazu war sie zu fein. Laurel sah mit Essen beladene Karren – Früchte und rohes Gemüse, aber auch vorbereitete Mahlzeiten, die in Wein- oder riesige Blütenblätter gewickelt waren, deren Duft von fern an Gardenien erinnerte.
    Ein Frühlingself, der es ziemlich eilig hatte, trug eine Art Hirtenstab bei sich, an dessen Griff ein kleiner Topf hing. Mindestens ein Dutzend Fläschchen und Phiolen baumelten an Bändern quer über seiner Brust. Laurel
blickte fragend über ihre Schulter zu Tamani, der lächelte und mit dem Finger nach vorn zeigte.
    Laurel drehte sich um und merkte,

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