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Elfenlord

Elfenlord

Titel: Elfenlord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brennan
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begann sich ein Verdacht zu formen, aber solange sie nicht herausgefunden hatte, was hier eigentlich Sache war, konnte sie auch nichts in den Griff bekommen.
Eins nach dem anderen
, dachte sie.
Eins nach dem anderen.
Laut sagte sie: »Ich meine, du warst nicht das Charno, das mich vom Kloster aus begleitet hat. Du hast nur die Form eines Charnos angenommen, als du mir in die Höhlen gefolgt bist.«
    Der Clown klatschte ihr spöttisch Beifall. »Sehr gut«, sagte er. »Und sehr gut, dass du begreifst, dass du herausfinden musst, was hier los ist. Die meisten Leute kommen nicht einmal so weit und dann muss ich sie töten.«
    Blue registrierte die Drohung, ignorierte sie aber. Ihr Verdacht verstärkte sich. Sie hatte schon einmal eine Begegnung mit den Alten Göttern gehabt. Diese Clownsgestalt sah in nichts dem monströsen Yidam ähnlich (der sie gemocht hatte, Blue, erinnere dich!, vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren), aber irgendetwas an ihm löste die gleichen Empfindungen aus. Sie musterte ihn von oben bis unten. »Das ist nicht deine echte Erscheinung, oder?«
    Er applaudierte wieder. »Nein, tatsächlich nicht. Diese Erscheinung symbolisiert nur mein Wesen.«
    Aus irgendeinem Grund schien es wichtig zu sein, was hinter der Fassade lag. »Zeigst du mir, wie du wirklich aussiehst?«, fragte sie, ohne sich allzu viel Hoffnung zu machen.
    Zu ihrem Erstaunen veränderte er sich sofort und verwandelte sich in einen unglaublich schönen jungen Mann. »Natürlich«, sagte er. Er drehte sich langsam um sich selbst, wie ein Pfau, der ein Rad schlägt. Sein Aussehen war erstaunlich, aber da gab es noch etwas   – eine Aura, die ihn umgab und die beinahe mit Händen zu greifen war   … Als er seine Drehung vollendet hatte, sah er ihr direkt in die Augen und grinste. »Gefall ich dir?«, fragte er.
    Blue fühlte, wie ihr der Atem stockte und sich ihre Brust plötzlich verengte. Sie würde eher sterben, als es zuzugeben,aber die Wahrheit war, dass er ihr tatsächlich gefiel   – sogar sehr. Er war der schönste Mann, den sie je gesehen hatte, mit seinen dunklen Haaren, den dunklen Augen und diesem Grinsen, das so spitzbübisch war, so   … gefährlich. Er war ein Mann, den man erziehen musste, aber bis dahin   … oh, was wäre das für ein wildes Abenteuer!
    Sie wandte ihren Blick ab und sofort tauchte ein anderes Bild vor ihrem inneren Auge auf. Henry. Henry sah bei Weitem nicht so gut aus   – nein, eigentlich wirklich nicht. Und Henry hatte auch nicht diese unwiderstehliche Ausstrahlung von Macht, die dieses Wesen umgab. Aber Henry war, obwohl er sie manchmal ärgerte, mutig und gütig und sensibel und mitfühlend und sie liebte ihn schon seit Jahren. Jetzt, wo sie diese Vorzeitgottheit nicht länger ansah, schwand deren emotionale Macht über sie schnell dahin. Sie ignorierte die Frage und suchte in ihrem Gedächtnis nach etwas, das der Purlisa gesagt hatte, stellte dann schließlich selbst eine Frage: »Du bist Loki, nicht wahr?«
    Einen Augenblick lang sah er absolut überrascht aus, ja bestürzt. Dann erholte er sich und machte eine weitere seiner gezierten Verbeugungen. »Zu Ihren Diensten, Lady. Woher wussten Sie meinen Namen?«
    »Du bist berühmt«, sagte Blue. Das kam ohne jedes Zögern, im instinktiven Wissen, dass es ihm schmeicheln würde.
    Ein Blick in sein Gesicht bestätigte, dass ihr Instinkt sie nicht getrogen hatte. Er lächelte sie an und es war nicht länger das spitzbübische Grinsen, sondern das breite, offene Lächeln reiner Freude. »Nun«, sagte er, »wie schön zu wissen, dass man sich an einige von uns noch immer erinnert.«
    Sie holte Luft, um eine wohlüberlegte Schmeichelei hinzuzufügen, irgendeine Lüge darüber, wie sehr er im ganzen Elfenreich verehrt wurde, aber dann bremste sie sich. Eine Stimme in ihrem Kopf warnte sie:
Übertreib es nicht.
Er sah vielleicht jung und attraktiv aus, aber er war überhaupt nicht der, der er zu sein schien. Und die Alten Götter warengefährlich, jeder einzelne von ihnen. Bislang hatte sie im Umgang mit den beiden, denen sie begegnet war, Glück gehabt, aber es wäre Wahnsinn, ihr Glück allzu sehr zu strapazieren. Außerdem hatte sie es nicht nur mit Loki zu tun. Sie wurde von der Midgardschlange gefangen gehalten.
    Die Schlange konnte warten. Blue musste sich auf Loki konzentrieren.
Und hör auf, ihn so anzustarren
, ermahnte sie sich selbst verärgert. Denk an Henry, wenn das hilft. Sie zwang ihre Stimme zu einem Plauderton.

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