Elfenmeer: Roman (German Edition)
nur mit dem Sieg über Fürst Averon und die Königin könnten sie wieder zueinanderfinden, und Avree war fest entschlossen, diesen Sieg jetzt zu erlangen.
Sein Blick fiel auf das Steuerrad, das Arn stets für ihn übernahm, wenn er es nicht selbst hielt, doch zu seiner Überraschung war es verlassen!
Avree sah sich um, drehte sich im Kreis und versuchte, seinenSohn inmitten der umherlaufenden Mannschaft auszumachen. Da erkannte er plötzlich eine Gestalt, die auf der Bordwand des Vordecks stand. Helles Haar, das in schmalen Streifen zurück von der Stirn in den Nacken führte, ein Gürtel mit blitzenden Sternen darauf. Sein Sohn drehte den Kopf in Avrees Richtung, doch seine Miene war nicht zu erkennen. Was tat er da nur? Im nächsten Moment schwang sich der Halbelf an einem Tau zur Widerstand hinüber.
»Arn?!« Avree umfasste die Reling und lehnte sich weiter vor, um Genaueres zu erkennen. Sein Sohn war inmitten von Naylas Besatzung gelandet, die den Kampf vorbereitete, doch keiner schien zu wissen, was er bei ihnen wollte. Die Leute hielten verdattert inne, machten dann aber weiter, in der Annahme, dass alles seine Ordnung hatte, während Arn die Treppe zum Quarterdeck hochrannte und an seinem Gürtel zog. Es war eine einzige fließende Bewegung von der Hüfte hoch über den Kopf und peitschend nach vorn.
Avree stieß einen Schrei aus, obwohl er immer noch nicht begriff, was dort gerade geschah. Doch sein Herz wusste es, es spürte die Angst. Arn lief auf Nayla zu, kam hinter ihr zum Stehen, und Avree erstarrte. Da war nichts mehr, kein Leben, kein Gefühl, nur eiskaltes Grauen. Wie betäubt starrte er auf Nayla. Ihre Hände flogen vom Steuerrad zu ihrem Hals. Sie versuchte, ihre Finger unter den Gürtel zu bekommen, der sich festgezogen hatte, doch dann ließ sie die Hände wieder sinken. Offensichtlich hatte Arn etwas zu ihr gesagt – eine Drohung.
Avree schnappte nach Luft, es schien ihm, als hätte er seit Ewigkeiten nicht mehr geatmet.
»Auf die Widerstand! «, brüllte er und griff selbst nach einem Tau.
Naylas Besatzung zog die Waffen und rannte zum Quarterdeck,doch auf einen Ruf von Arn hin hielten alle inne. »Wenn ihr näher kommt, ist sie tot!«
Avree schloss seine Hand fester um das Tau. Feuer. Er musste Arn damit erreichen, ohne Nayla zu verletzen. Doch da setzte Nayla sich in Bewegung, langsam ging sie zur Reling. Arn folgte ihr und hielt sie wie einen Hund an der Leine.
Heiß loderte das Feuer in seinem Inneren, versengend und mächtig.
»Ihr werdet jetzt umkehren!«, brüllte sein Sohn zu ihm herüber. »Lasst uns ziehen und ihr geschieht nichts!«
»Dafür töte ich dich!« Avree sprang auf die Reling, doch da zog Arn an seinem Gürtel. Nayla bog den Kopf zurück und Blut floss ihren Hals hinab auf ihre Brust. Sofort hielt er inne. »Arn!« Er verspürte eine Hilflosigkeit wie nie zuvor. Ihm war völlig unverständlich, was seinen Sohn zu dieser Tat trieb und vor allem, wie weit er gehen würde, und das nahm ihm jede Kraft.
Sein Blick fiel wieder auf Nayla. Aus großen Augen starrte sie ihn an, der Anblick des Blutes auf ihrer bronzefarbenen Haut trieb ihm Tränen in die Augen. Avree wusste, dass er sie mit einer einzigen kleinen Handbewegung seines Sohnes verlieren würde.
Sein Schwur kam ihm in den Sinn. War es das? Wollte Arn seinen Vater sterben sehen? Ging er deshalb den Weg über Nayla?
Absurderweise machte ihm sein eigener Tod noch nicht einmal Angst, denn er wusste, dass er ohne Nayla nicht weiterleben könnte. Er fürchtete lediglich, sie zu verlieren, durch ihren Tod. Sein eigener war ihm ganz egal. Ihr gemeinsames Leben wäre zu Ende, und noch konnte er es nicht aufgeben. Noch hatte er zu viel zu geben.
»Was willst du?«, rief er und kämpfte gegen die drängender werdende Magie in seinem Inneren. Er wollte explodieren, die Betäubung ließ nach und machte Platz für verzweifelte Rage. Gleichzeitig war da das Wissen, dass ihm alles entglitt.
»Nayla wird ein Gespräch mit den Rinielern führen, danach kannst du deine Hure wiederhaben!«
Avree ging in Flammen auf. Verräter! Er würde ihn töten.
»Eine falsche Bewegung und sie ist tot!«, drang Arns Stimme durch das Tosen des Feuers, und Avree schrie. Er schrie all seine Wut und Angst hinaus, bis die Flammen erloschen und er mit dem Rest seines schwachen Selbst dastand und zu Nayla hinüberstarrte. Er war machtlos. Er konnte sie nicht befreien.
»Lass ihn ziehen!«, hörte er Koralle rufen. Er hatte die Freiheit an
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