Elfenmeer: Roman (German Edition)
seine Seite gebracht. »Avree, wir können nichts tun!«
»Wenn auch nur einer von euch ein Schwert zieht, ich die geringste Wellenveränderung bemerke oder einen Funken sehe, ist sie tot«, schrie Arn zu ihm herüber, und Avree ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich seine Fingernägel in die Handflächen gruben. Suchend blickte er sich um, doch niemand konnte ihm helfen. Wieder sah er zu Nayla und er ärgerte sich maßlos, dass er die Gelegenheit, sich mit ihr zu versöhnen, nicht wahrgenommen hatte. Wieso hatte er nicht auf sie gehört und war umgekehrt? Warum hatte er unbedingt in den Kampf ziehen müssen? Weshalb hatte er ihr nicht zugehört, als sie ihm gesagt hatte, dass sie Arn fürchtete? Wieso hatte er ihr nie zugehört?
Die Widerstand gewann einen Vorsprung, und als Avree dessen gewahr wurde, fuhr er zur Freiheit herum.
»Du kannst sie nicht gehen lassen«, brüllte er zum Korallenfürsten, doch der hielt die Piratenschiffe mit Magie zurück undAvree war gezwungen, zuzusehen, wie Nayla davonsegelte – zur königlichen Flotte, zum Fürsten von Riniel, dem Elfen, der Menschen als Sklaven hielt und ihnen unbeschreibliche Dinge antat. Er hätte ihr zuhören müssen.
Liadan
Keuchend ließ Liadan sich in die Knie sinken und lehnte ihre Stirn gegen die Schiffswand. Die Rinieler waren wieder davongesegelt. Sie hatten noch nicht einmal versucht, sie zu befreien. Sie hatten die Menschenfrau mitgenommen und waren einfach umgekehrt. Von ihrer Position aus war es ihr kaum möglich gewesen, etwas zu erkennen. Auf dem wackeligen Tisch stehend hatte sie nur durch die kleine Luke in der Schiffswand blicken können. Das Schreien des Feuerprinzen war das einzig Deutliche gewesen. Ein Schreien, das so qualvoll gewesen war, dass Liadan von einem Schauer geschüttelt worden war. Sie hatte die Drohungen des Halbelfen gehört und das aufgeregte Rufen der anderen. So viel war passiert, während sie hier unten eingesperrt gewesen war, und die Frage, was jetzt geschehen würde, ließ sie nicht mehr los.
Der Feuerprinz wollte sie tot sehen, daran hatte sie keinen Zweifel. Was so plötzlich in ihn gefahren war, vermochte sie nicht zu sagen, doch irgendetwas musste geschehen sein, das ihn derart in Rage gebracht hatte. Verrückt war er ja, aber dass er einfach so den Palast stürmen und sie zu töten versuchen würde, hätte sie nie vermutet. Und jetzt, da seine Liebste in Gefangenschaft geraten war, hatte er bestimmt noch das letzte Fünkchen Verstand verloren. Wer wusste schon, was ihn jetzt noch aufhalten konnte? Wie lange würde der Korallenfürst sich zwischen seinen Freund und seine Gefangene stellen? Wie lange wollte er das überhaupt noch? Irgendwann mussteer doch einsehen, dass Liadan nicht nachgeben würde. Und wenn dieser Moment gekommen war, konnte er sie nur noch töten. Sie hatte keinen Nutzen mehr für ihn.
Mit Grauen dachte sie an jene Insel, auf der Menschen zusammengepfercht in Käfigen gehaust hatten. Wachen waren davor auf und ab geschritten und immer wieder hatte einer mit dem Schwert gegen oder durch die Käfigstangen geschlagen. Ihr war nicht bewusst gewesen, welche Methoden Averon für seinen unaufhörlichen Nachschub an Menschen einsetzte, und doch änderte dies nichts an ihrem Standpunkt. Die Magie musste aus Elvion verschwinden, und das bedeutete auch, Averon mehr Macht zu verleihen. Sie konnte es sich nicht leisten, sich mit ihm wegen ein paar Menschen zu überwerfen.
Im Moment musste sie sich aber erst mal um sich selbst sorgen, denn wie lange würde es wohl dauern, bis die anderen Kapitäne den Korallenfürsten von ihrer Nutzlosigkeit überzeugt hatten? Sie würden sie bestimmt nicht freilassen, wenn ihnen klar wurde, dass sie ihnen als Geisel keinen Nutzen bringen würde. Vielleicht musste der Korallenfürst jetzt auch gar nicht mehr überzeugt werden, und ihr Tod war näher, als sie ahnte. Vielleicht übergingen die anderen Kapitäne ihren Anführer auch einfach und töteten sie eigenmächtig. Jeden Moment könnte ein Feuerball durch die Schiffswand brechen und sie vernichten. Dies waren zu viele Vielleichts, die für ihren Tod sprachen, doch was sollte sie tun?
Liadan blickte zur Tür. Sie war verschlossen, das wusste sie, doch ob Wachen davorstanden, konnte sie nicht sagen. Sie sah hoch zur Luke. Diese war gerade mal so groß wie ihr Kopf, und sie würde unmöglich hindurchpassen. Aber wenn es ihr gelänge, die Öffnung zu vergrößern …
Ihr Blick wanderte durch die Kabine. Sie
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