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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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fragte Valuar sich, ob sie tatsächlich jeden einzelnen Schlüssel zurückbekommen hatte. Niemand wusste, wie viele davon existierten, und wenn Valuar sich hier umsah, so konnte er nicht glauben, dass die Elfen das letzte Mal vor mehreren hundert Jahren die Menschenwelt betreten hatten. Schließlich wurden Menschen nicht besonders alt, und irgendwo mussten die Menschen aus dieser Stadt doch herkommen. Hatten sie sich womöglich hier niedergelassen und vermehrt?
    »Seht Ihr den Palast?«, drang Averons Stimme erneut in seine Gedanken. Der Fürst wies auf einen kargen Hügel, an dessen Flanken sich ärmlich aussehende Hütten aus Holz und Palmwedeln drängten. Auf der Kuppe jedoch stand ein weißer Palast mit flachen Dächern und weitläufigen Arkadengängen,deren Rundbögen selbst von hier unten als dunkle Höhlen im weißen Stein zu erkennen waren.
    »Nett«, murmelte Valuar, was das selbstzufriedene Lächeln im Gesicht des Fürsten gefrieren ließ. Der Mann wandte sich ab und trieb sein Pferd vorwärts, um zu seiner Garde aufzuschließen, die den Weg für die fürstliche Gruppe freiräumte. Der Anblick von Palästen war für Valuar nichts Neues, schließlich war er im Schneepalast von Valdoreen aufgewachsen. Dort schimmerten unzählige Eisdiamanten auf den weißen Mauern und brachten sie zum Strahlen. Dagegen wirkte der Rinieler Palast zwar nett, aber nicht wirklich beeindruckend. Und da Valuar den Fürsten nicht mochte, war er auch nicht gewillt, ihm zu schmeicheln. Valuar wusste gar nicht, weshalb er eine solche Abneigung gegen den Fürsten hegte. Der Mann hatte ihm nie etwas getan, aber der Anblick dieser Menschen und die Tatsache, dass Riniel im Wiedervereinigungskrieg auf Seiten der Königin Alkariel gekämpft hatte, zeichneten für Valuar ein deutliches Bild vom Charakter des Fürsten. Zwar war Elvion jetzt unter einer Königin vereint, aber manchmal war doch noch eine Feindschaft zwischen Licht- und Dunkelelfen zu spüren. Sie schwelte leise und war kaum mehr als Argwohn, aber sie war da. So deutlich, dass Valuar sie spürte, obwohl er zur Zeit des Wiedervereinigungskrieges noch gar nicht geboren gewesen war. Doch seine Heimat Valdoreen war damals das einzige Fürstentum im Lichtreich gewesen, das für die Dunkelelfen gekämpft hatte, und so war Valuar mit der Überzeugung aufgewachsen, dass all diejenigen, die Königin Alkariel gefolgt waren, Verräter an der wahren Königin gewesen waren. Solch ein tief verwurzelter Glaube konnte nicht durch höfliche Floskeln weggewischt werden, und so misstraute Valuar dem Fürsten von Riniel aus vielerlei Gründen.
    Seufzend drehte er sich um und erkannte Marinel auf ihrem Rappen, der sich mit majestätischer Grazie durch die schmutzigen Straßen bewegte. Auch Marinel hatte etwas Königliches an sich, dachte er, als er sie über die Schulter hinweg betrachtete. Ihre Haltung auf dem Pferd war aufrecht, ihr Körper passte sich den geschmeidigen Bewegungen des Hengstes an, und ihre Blicke wanderten aufmerksam über das Geschehen um sie herum. Sie trug eine ähnliche Rüstung wie die Silberritter, doch ihr fehlte sowohl das Abzeichen mit dem sich aufbäumenden Pferd als auch der dunkelblaue Umhang. Stattdessen war ihrer grau und zeigte allen, dass sie eine Ritteranwärterin war, die noch auf ihre Einsetzung wartete. Dies schien sie im Moment nicht zu stören, ihre grünen Augen waren weit aufgerissen, und obwohl sie ebenso erschöpft wirkte wie alle anderen, sah sie zugleich auch aufgeregt aus. Auf einem Pferd war ihr nichts von ihrem Gebrechen anzumerken, das nun ihren einst so unbeschwerten Gang behinderte. Mit dem Schwert in der Hand hatte sie sich so anmutig wie eine Schneewölfin bewegt, doch das gehörte der Vergangenheit an.
    Valuar presste die Lippen aufeinander und wandte sich wieder ab, um sich mit den neuen Eindrücken von seinem Schmerz abzulenken. Er wusste, er würde sich niemals vergeben, und obwohl Marinel sich an nichts erinnern konnte, verzieh sie ihm ebenso wenig. Tief in ihrem Inneren musste sie wissen, dass alles seine Schuld war, und anstatt sich bei der Prüfung näherzukommen, hatten sie sich unwiderruflich voneinander getrennt. Eine Qual, die er verdiente, doch Marinel hätte nicht unter seiner Eifersucht und seinem verletzten Stolz leiden dürfen. Dieser eine Moment, in dem er ihre Hand losgelassen hatte …
    Rufe lenkten seine Aufmerksamkeit zurück auf die Straße.Valuar bemerkte, dass der Weg jetzt leicht abfiel und die Häuser enger

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