Elfenmeer: Roman (German Edition)
Schiffe mit nur einem Wink ihres Fingers verbrennen, schützen wir sie mit den Kristallen. So sind die Piraten gezwungen, auf ehrliche Weise zu kämpfen.«
»Zumindest fast«, erklang plötzlich eine tiefe Stimme, und als Valuar am Fürsten und an Marinel vorbeiblickte, erkannte er einen Elfen in weiten Gewändern, die von einem Schwertgurt in der Mitte gehalten wurden. Silberornamente durchwoben das glänzend weiße Tuch und harmonierten mit dem schneeweißen Haar, das der Elf im Nacken zusammengebunden trug. Er wischte sich die Hände an einem Schmutzlappen ab und gab diesen an den Menschen an seiner Seite weiter. Dann verneigte er sich mit ausgebreiteten Armen vor dem Fürsten.
»Mein Herr.«
Ein Lächeln spielte um den Mund des Fürsten, als er sich aus dem Sattel schwang und auf den Neuankömmling zuging. »Esteraz, du kommst gerade zur rechten Zeit.« Er deutete mit der reich beringten Hand hinter sich. »Mach dich mit den Abgesandten des Regenten bekannt. Valuar von Valdoreen und seine Ritter. Sie sind hier, um unsere geliebte Königin zu befreien. Ich nehme an, die Nachricht war schneller als wir?«
Der Mann mit dem Namen Esteraz nickte. »In der Tat. Ich konnte es erst nicht glauben, aber wenn man genau darüber nachdenkt, war es nur eine Frage der Zeit, bis diese elenden Piraten auch diese Grenze überschreiten.« Er blickte zu Valuar auf, der sich immer noch im Sattel befand, und nickte langsam. »Tatsächlich. Ein wahrer Nachkomme von Valdor – dem ersten Fürsten von Valdoreen. Ihr zeigt die üblichen Merkmale, junger Herr, und eine unübersehbare Ähnlichkeit mit Euremruhmreichen Vorgänger.« Er führte die ausgestreckten Arme an die Seiten, als deutete er noch einmal eine Verbeugung an. »Nevliin von Valdoreen.«
»Das höre ich oft«, erwiderte Valuar und unterdrückte ein Seufzen. Wie oft hatte man ihm das schon gesagt? War es wirklich diese Ähnlichkeit, die den Leuten als Erstes ins Auge fiel? Sahen die Elfen tatsächlich einen neuen Nevliin in ihm?
Ein helles Lachen riss ihn aus seinen Gedanken. Es war Marinel, die von ihrem Pferd sprang und Esteraz’ Hand schüttelte, noch ehe dieser begriffen hatte, dass sie vor ihm stand. Seinem verwirrten Ausdruck nach zu urteilen, war er von diesem Verhalten befremdet.
»Vergebt unserem Valuar sein mürrisches Auftreten«, sagte sie mit ihrer lebensfrohen Art, die Valuar schon lange nicht mehr an ihr bemerkt hatte. »Er wird nicht gerne daran erinnert, dass er mit Fürst Nevliin verwandt ist. Ich fürchte, ihm erscheinen die Schuhe zu groß, die er sich anziehen soll.«
Esteraz’ Augen funkelten belustigt. »Solch ein Erbe kann wohl sehr beängstigend sein«, erwiderte er und hob ihre Hand, um sie zu küssen. Als er sich hinabbeugte, hielt er jedoch inne und blickte wieder in ihr Gesicht. Man musste ihm zugutehalten, dass er sich sein Unbehagen über die fehlenden Finger kaum anmerken ließ. »Mit wem habe ich die Ehre?«, wollte er wissen, und sein Lächeln machte sein Zögern fast wieder gut. Trotzdem hätte Valuar ihn am liebsten dafür geschlagen, dass er Marinel mit seinem Zurückweichen ohne Zweifel Schmerz zugefügt hatte. Doch welches Recht hatte Valuar, darüber wütend zu sein? Schließlich war er ja für diesen Schmerz verantwortlich.
»Mein Name ist Marinel«, antwortete sie, ohne sich etwas anmerken zu lassen.
Esteraz hob die Augenbrauen. »Marinel …« Er machte eineauffordernde Handbewegung, doch Marinel schüttelte den Kopf.
»Einfach nur Marinel. Oder Marinel, das Stallmädchen, wenn es Euch beliebt.«
Der Elf nickte verstehend und wandte sich an den Fürsten. »So seid Ihr hier, um unsere Kristallkönigin zu besuchen?«
»Ich überlasse es dir, Esteraz, diese Nichtswisser in die Schifffahrt einzuführen, damit sie nicht mehr Schaden als Nutzen bringen, wenn es heißt, die Königin zu befreien.« Mit diesen Worten riss er sein Pferd herum und preschte zurück durch die Menge, während seine Leibgarde Schwierigkeiten hatte, ihm hinterherzukommen.
»Nichtswisser, also«, seufzte Esteraz mit einem gutmütigen Lächeln und blickte über die Schulter zurück zu den trockengelegten Schiffen. »Na, dann sollten wir schleunigst etwas dagegen unternehmen.« Er wandte sich ab und ging mit weitgreifenden Schritten auf die Kristallkönigin zu, während Valuar sich aus dem Sattel schwang und sich beeilte, ihn einzuholen. Das Pferd am Zügel führend nahm er den Platz an Esteraz’ Seite ein.
»Im Grunde müsst Ihr nur wissen, wie Ihr
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