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Elfenmeer: Roman (German Edition)

Elfenmeer: Roman (German Edition)

Titel: Elfenmeer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Qunaj
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das Schweigen brach. »Der Valdoreener«, sagte er und blickte dabei rasch an ihr vorbei zur Straße hin, als fürchtete er Zuhörer. »Er kennt Pflichtgefühl und Verantwortung. Aber er ist nicht wie wir, Marinel. Valuar mag ein Ritter sein, aber ich sehe ihm an, dass er nicht mit dem Herzen dabei ist.«
    »Mit dem Herzen.« Marinel verschränkte die Arme vor der Brust. »Und was ist Euer Begehr, Herr Esteraz? Ihr seid kein Silberritter. Ihr seid ein Schiffskapitän. Weshalb ist es Euch ein solches Anliegen, die Piraten zu vernichten? Geht es Euch wirklich nur um den Handel? Um Riniel?«
    »Sie haben die Königin.« Sein Blick wurde starr, als sähe er ferne Bilder vor sich. »Sie haben die Königin«, wiederholte er rau und jeder Muskel in seinem Gesicht war angespannt. »Fürst Averon geht es um seine Schiffe und um seinen Handel, Valuar mag es um Gehorsam gehen, aber in Euren Augen, Marinel, sehe ich denselben Kampfgeist, der in mir brennt. Deshalb erwählte ich Euch, um den Informanten zu treffen. Wenn jemand die Königin befreien kann, dann Ihr, denn Ihr seid mit dem Herzen dabei. Euch würde ich mein Leben anvertrauen – nicht diesem arroganten Fürstensohn, der meint, er wäre ein Held, nur weil er das Schwert eines Helden trägt. Eine Elfe wie Euch zu finden ist fast unmöglich, Marinel, und das macht Euch in meiner Flotte wertvoller als alle Kämpfer. Ihr erinnert mich an längst vergangene Zeiten, und obwohl ich nicht zu sagen vermag, was genau es an Euch ist, sehe ich doch, dass Ihr bestrebt seid, alles für die Königin zu tun, dassIhr die wahren Tugenden der Ritter wertschätzt und nicht die Privilegien, die das Rittertum mit sich bringt. Ihr werdet die Königin nicht ihrem Schicksal überlassen. Und Ihr sollt wissen, dass Ihr in mir einen Verbündeten habt. Wann immer Ihr Hilfe braucht oder in Not geratet, könnt Ihr Euch an mich wenden.«
    Marinel blickte den Rinieler Elfen fassungslos an. Sie wusste nicht, was sie ihm erwidern sollte. Die unterschiedlichsten Gefühle brandeten wie eine Flutwelle über sie hinweg. Verständnis und doch Verwirrung, Erleichterung und Sorge, Sympathie und Skepsis. Konnte sie ihm tatsächlich vertrauen? Er hatte recht, sie wollte die Königin um jeden Preis befreien. Sie musste die Königin befreien, wenn sie jemals ihr Ziel erreichen wollte. Doch weshalb war dem Kapitän diese Mission so wichtig?
    »Ihr scheint mich gut einschätzen zu können«, begann sie vorsichtig und zog den Umhang enger um sich, als könne sie sich dadurch vor seinem durchdringenden Blick schützen. »Wenn man bedenkt, wie kurz Ihr mich erst kennt.«
    Esteraz lächelte breit und wies mit dem Kopf zurück zur Straße. »Wir sollten unseren Piraten nicht warten lassen«, meinte er, zog die Kapuze tiefer in die Stirn und machte sich auf den Weg.
    Als sie erneut ins gleißende Sonnenlicht traten, brach er das Schweigen. »Euch waren die Geschütze nicht fremd«, sagte er, und Marinel meinte Bewunderung in seiner Stimme zu hören. »Ihr habt solche Waffen nicht zum ersten Mal gesehen – anders als der Fürstensohn.«
    »Doch, ich habe sie zum ersten Mal gesehen«, erwiderte Marinel, und auf eigentümliche Weise gefiel ihr, wie herablassend Esteraz stets von Valuar sprach. Seine Worte erfüllten sie mit Genugtuung, obwohl sie wusste, dass ihre Gefühle bezüglichValuar auf ihrer Mission keinen Platz hatten. »Aber ich habe von diesen Geschützen gelesen. Während meiner Ausbildung hatte ich die Möglichkeit, in der Bibliothek viele bedeutende Schriften zu studieren, und dort fand ich auch etwas über diese Art von Kanonen.« Jeden freien Moment hatte sie genutzt, um mehr zu erfahren, besser zu werden und alles in sich aufzusaugen, was einem Ritter nützlich sein konnte. Dass Valuar noch nie zuvor von diesen Kanonen gehört hatte, überraschte sie nicht. Schließlich hatte er sich vornehmlich der Poesie gewidmet und nur die notwendigste Ausbildung über sich ergehen lassen, anstatt sich umfangreicher zu informieren.
    Esteraz führte sie von den prächtigen Palastdocks weiter zu den heruntergekommeneren Bereichen des Hafens, wo schmutzigere Frauen ihre Körper anboten und die Waren der Händler in der Sonne vor sich hin moderten. Von prächtigen Segelschiffen war nichts zu sehen und wenn, dann waren es Ein- oder höchstens Zweimaster. Zumeist tummelten sich dort aber Ruderboote, und selbst das Meer schien nicht so leuchtend hell, sondern war von einem Algenteppich bedeckt. In ihren dunklen Umhängen

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